Mariazell – von den Kroaten gefeiert

5000 Kroaten in Mariazell. Der Wirtschaftliche Generaldirektor der Diözese Eisenstadt, Johannes Stipsits (mittlerer Bl ock, erste Reihe, rechts) ist ebenfalls ein Kind der Volksgruppe.
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Burgenlandkroaten stehen für Versöhnung in Europa.

Seit 100 Jahren ist die Wallfahrt der Burgenlandkroaten ein Fixpunkt im Kalender dieser Volksgruppe. Am vergangenen Wochenende leitete Bischof Ägidius die dreitägige Jubiläumswallfahrt.

5000 Gläubige fluteten das steirische Marienheiligtum mit Fahnen, Gebeten und guter Laune. An ihrer Spitze standen die Bischöfe aus allen Diözesen, in denen die Burgenlandkroaten wohnen: der burgenländische Oberhirte, Weihbischof Jozef Halko aus der Erzdiözese Bratislava (Slowakei), Bischof Andras Veres aus Györ (Ungarn) sowie Bischof Janos Szekely aus Szombathely (Ungarn).

Der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl leitete die traditionelle Lichterprozession am Samstagabend. Boze Rados, Bischof von Varazdin (Kroatien), hielt die Festpredigt am Sonntag. Diese Messe wurde im staatlichen Fernsehen der Republik Kroatien live übertragen, über eine Million Zuseher verfolgten sie mit.

VERSÖHNUNG IM HERZEN EUROPAS
Die mehr als 5.000 Wallfahrerinnen und Wallfahrer aus dem Burgenland, Ungarn, der Slowakei, aber auch aus Kroatien und Bosnien waren selber nach Mariazell gekommen, unter ihnen Vertreterinnen und Vertreter der Politik: Landtagspräsidentin Verena Dunst als persönliche Vertreterin des Landeshauptmanns und die Abgeordneten zum Nationalrat Christoph Zarits und Niki Berlakovich. Die Regierung Kroatiens entsandte Vertreter aus dem Amt für die Kroaten im Ausland.

Die Bedeutung der Burgenlandkroaten für Österreich und ganz Europa hat der Eisenstädter Bischof Ägidius J. Zsifkovics betont. In seiner Predigt bei der Wallfahrt der Burgenlandkroaten nach Mariazell sagte der Bischof wörtlich: „Ich bitte die Mariazeller Muttergottes um ihre Fürsprache, damit unser Volk weiterhin diesen pannonischen Raum bereichern kann und eine feste Brücke und ein Vermittler ist für Frieden und Versöhnung im Herzen Europas.“

SCHUHE, RUCKSACK, PILGERSTAB
Für eine Wallfahrt brauche es festes Schuhwerk, einen Rucksack und einen Pilgerstab, so Bischof Zsifkovics in seiner Predigt. „Gutes und festes Schuhwerk ist auch ein Symbol für unseren Lebens- und Religionsweg, der nicht immer gerade und einfach, sondern oft holprig, schmerzhaft und schwierig ist“, so der Bischof. Gute und solide Schuhe könnten auch Familie, Glaube und christliche Werte sein: „Auf diesem Fundament bauen unsere Gesellschaft, unsere Kirche und unser gemeinsames Leben.“ In einen Rucksack packe man nur das Nötigste und Wichtigste, damit man keine unnötigen Lasten mit sich herumschleppt, so Zsifkovics: „Wie viele unnötige Lasten tragen wir in mit uns herum? Unsere moderne Lebensweise zwingt und belastet uns oft, sodass wir das Wesentliche und Wichtige des Lebens nicht sehen und aus den Augen verlieren.“ Der Rucksack erinnere an einen bescheidenen Lebensstil, der die Nächsten, die Armen und die Ausgegrenzten in den Blick nimmt.

Der Stab sei für die Pilger eine wichtige Stütze auf dem Weg, wenn sie erschöpft sind. „Für uns Gläubige sind der Glaube, das Wort Gottes, die Eucharistie, das Gebet, die Sakramente der Pilgerstab, also Stütze in unserem Leben“, formulierte der Bischof.

In früheren Zeiten hätten die Pilger den Stock auch zur Verteidigung benützt. Die Gefahren der gegenwärtigen Zeit seien freilich nicht geringer als die der Vergangenheit, sie seien nur anders: „Säkularismus, Fundamentalismus, Populismus, Konsumsucht, religiöse Oberflächlichkeit, für uns Kroaten auch: Billige Anpassung, Verlust der Sprache und der Gemeinschaft“. Die Gemeinschaft der Burgenlandkroaten brauche „Menschen, die ihr Volk lieben, den Glauben leben und ihre Sprache und Kultur pflegen“, so Bischof Zsifkovics.

Im Rahmen der Feierlichkeiten übergab Bischof Ägidius eine Spende in der Höhe von 10.000 Euro sowie ein großformatiges Votivbild (eine Schöpfung des burgenländischen Künstlers Heinz Ebner) an die Benediktiner von Mariazell, stellvertretend nahm P. Superior Michael Staberl OSB die Geschenke entgegen. „Das Bild möge ein bleibendes Andenken an unsere jahrhundertealte Verbundenheit mit Mariazell sein, die bereits in das 15. Jahrhundert zurückweist und mit all den Generationen der Kroaten im Burgenland, in Ungarn und in der Slowakei tief verbunden ist“, betonte Zsifkovics.

Superior P. Michael Staberl (links) begrüßt Bischöfe und Volk. Links hinten: das Votivbild.
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Das Votivbild zeigt im Zentrum die Gnadenmutter von Mariazell, ohne Festkleidung, Maria, mit dem Jesuskind auf ihrem Schoß sitzend sowie flankierend die Fassaden der Domkirche von Eisenstadt bzw. der Basilika von Mariazell.

BISCHÖFLICHES SOLO
Der von Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics ins Leben gerufene länderübergreifende Chor „Pax et Bonum“ gestaltete die Gottesdienste musikalisch. Im Rahmen der Feierlichkeiten wurde eine neue Hymne an die Muttergottes von Mariazell vorgestellt, die der Leiter des Chores „Pax et Bonum“, Pastoralassistent Ivo Separovic, für diesen Anlass komponiert hatte. Bischof Zsifkovics sang sie solo vor dem Gnadenaltar in der Mariazeller Basilika. Nach der Festmesse am Sonntag bildete auch heuer wieder die Übergabe der Wandermuttergottes den feierlichen Abschluss der Wallfahrt.

Die Pfarre Kaisersdorf-Weingraben reichte die Statue der Muttergottes an die Pfarre Dürnbach weiter – ein Brauch, der seit 1973 existiert. Die Idee hatte der erste Eisenstädter Diözesanbischof Stefan László, der darin ein Symbol des friedlichen Miteinanders und des Brückenbaus zur Zeit des Eisernen Vorhangs und des Kalten Krieges erkannte.

Mit der Wandermuttergottes setzen die Gastpfarren ein Jahr lang Schwerpunkte im seelsorglichen Leben.
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DANK AN ODOBAŠIĆ
Die gemeinsame Wallfahrt war in der Vergangenheit das Bindeglied der Burgen-land-Kroaten, auch während der Zeit kommunistischer Regimes, und sie ist es auch heute im neuen Europa.

Die Pilger erhielten an diesem Wochenende einen Jubiläums-Pilgerschal als Geschenk. Bischöfe, Abt, Superior und der scheidende Bischofsvikar Željko Odobašić einen Pilgerstab. Bischof Zsifkovics dankte Odobašić für seinen Dienst in der Diözese und als Wallfahrtsleiter sowie mit ihm allen Initiatoren und Helfern dieser Wallfahrt. Den Pfarren und Gläubigen sagte der Bischof ein Vergelt’s Gott für ihr lebendiges Glaubenszeugnis.

FRANZ JOSEF RUPPRECHT / KAP

Autor:

martinus Redaktion aus Burgenland | martinus

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