Neuer Nationaldirektor für fremdsprachige Seelsorge: Alexander Kraljic (52)
Gemeinsame Basis statt „Einheitsbrei“

Begabungen und Früchte aus aller Welt.  | Foto: Kathbild.at / Franz Josef Rupprecht
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Österreichweit gibt es katholische Gemeinden in rund 30 Sprachen. Der neue Nationaldirektor für fremdsprachige Seelsorge, Alexander Kraljic, will sich gegen das „nationalistische ‚Wir-zuerst-Prinzip‘ und für mehr Begegnung und Austausch“ einsetzen sowie muttersprachliche Gemeinden als „Teil, nicht als Fremdkörper“ bewusst machen.

Fremdsprachige Gemeinden seien „nicht integrationshemmend, sondern -fördernd“, so der neuernannte Nationaldirektor, der 52-jährige Theologe Alexander Kraljic. Eine halbe Million Katholiken in Österreich haben laut der Nationaldirektion der katholischen fremdsprachigen Seelsorge Migrationshintergrund, wobei zwei Drittel davon in Wien und Umgebung leben. Die meisten der Gläubigen sind in den deutschsprachigen Ortspfarren integriert; viele Migranten – besonders aus den ersten Generationen – jedoch auch in anderssprachigen Gemeinden. Aktuell wird dort in rund 30 Muttersprachen Gottesdienst gefeiert.

Neuer Nationaldirektor für fremdsprachige Seelsorge Alexander Kraljic.
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Polnisch, Ungarisch, Vietnamesisch. Seit über 40 Jahren bildet die Nationaldirektion der katholischen fremdsprachigen Seelsorge in Österreich ein Dach für fremdsprachige Gemeinden, die nicht nur auf Englisch, Französisch, Polnisch, Ungarisch, Spanisch und Italienisch, sondern auch auf Farsi, Arabisch, Albanisch, Mandarin und sogar auf Swahili und Vietnamesisch ihren Glauben bekennen. Gemeinsamer Fixpunkt im Jahr ist der „Sonntag der Völker“ im September. Kraljic übernimmt als neuer Nationaldirektor die Agenden von László Vencser, der dieses Amt seit 2000 bekleidet hatte. Schon bisher war Kraljic in der Erzdiözese Wien Generalsekretär der Anderssprachigen Gemeinden (ARGE AAG).

„Weltkirche“. Wie Kraljic betonte, verstehe sich die katholische Kirche als „Weltkirche“ – weshalb es in ihr möglich sein müsse, „dass Menschen ihren Glauben und ihr Gebet in ihrer eigenen Sprache und Kultur ausdrücken“. Fremdsprachige Gemeinden stellten für „neue Österreicher“ eine erste Anlaufstelle bei Fragen rund um Deutschkurse, Wohnungssuche und Arbeitserlaubnis dar, womit sie eine wichtige Integrationsleistung vollbringen würden. Das Rassismus-Problem müsse auch in Österreich stärker angesprochen werden, so Kraljic. Dabei sollten nicht allein Österreicher mit afrikanischen Wurzeln in den Fokus gerückt werden, gebe es doch „viele Menschen, die sich aufgrund ihrer Herkunft diskriminiert fühlen“. Es wäre Zeit, dies „auf einer großen Ebene aufzugreifen“. Vorurteile seien jedoch kein alleiniges Problem der österreichischen Gesellschaft oder Pfarrgemeinden, stellte er fest. Auch innerhalb einzelner fremdsprachiger Gemeinden gebe es „kulturelle Befindlichkeiten“. Die Nationaldirektion ist um konkrete „Brückenschläge“ zwischen den fremdsprachigen Gemeinden bemüht, wozu es im Kirchenjahr Feste wie den „Sonntag der Weltmission“ oder auch den „Sonntag der Völker“ gibt.

Gemeinsames Feiern, Beten und Essen seien beim Lernprozess und dem Abbau von Klischees behilflich, sagte Kraljic. Vordergründig beabsichtige man dabei keine „Multikulti-Feste“, sondern das „Bauen an einer gemeinsamen Basis und am Respekt vor den einzelnen Traditionen“. Sowohl die anders- wie auch die deutschsprachigen Gemeinden sollten ihre Spezifika behalten statt ineinander aufzugehen und „einen Einheitsbrei zu bilden“. Die „normalen Sonntage“ gehörten jedoch den Gemeinden, die – so wie deutschsprachige Pfarren – bestimmte Abläufe und Traditionen gewohnt seien. „Es wäre eine Überforderung für alle, müsste man an jedem Sonntag Lesungen und Predigten in drei Sprachen hören müsste“, so Nationaldirektor Kraljic. Sein abschließender Appell: „Wir dürfen nie aus dem Blick verlieren, dass sich die katholische Kirche nicht auf ein Land beschränken lässt. Viele Sprachen und Kulturen, Traditionen bilden die ‚eine Kirche‘“. Vor diesem Hintergrund hätten Angehörige anderer Kulturen Anspruch darauf, ihren Glauben in der eigenen Sprache zu feiern.

Begabungen und Früchte aus aller Welt.  | Foto: Kathbild.at / Franz Josef Rupprecht
Neuer Nationaldirektor für fremdsprachige Seelsorge Alexander Kraljic.
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Redaktion martinus aus Burgenland | martinus

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