Zsifkovics kritisiert WHO und EU
"Europa hätte vieles mehr machen können"

Ägidius J. Zsifkovics, Diözesanbischof von Eisenstadt und "Europa-Bischof" in der Österreichischen Bischofskonferenz | Foto: kathbild.at / Franz Josef Rupprecht
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Eisenstädter Bischof: "Jetzt ist die Stunde der Hauskirche"

In ORF-Osterinterview ruft Bischof Zsifkovics dazu auf, in der aktuellen Coronakrise durch die Begegnung mit dem Auferstandenen wieder Mut zu bekommen

Der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics sieht in der aktuellen Coronakrise die "Stunde der Hauskirche" gekommen. Man könne zu Hause in der kleinsten Familie oder, wenn man allein ist, auch mithilfe der modernen Kommunikationsmittel den Glauben gemeinsam feiern, sagte Zsifkovics in einem Osterinterview in der ORF-Sendung "Burgenland heute" (Samstag). Die Kirche begleite die Menschen in jeder Situation - in Trauer und Angst, aber genauso in Freude. "Und jetzt wollen wir und können wir durch die Medien auch mit den Gläubigen verbunden sein und Nähe zusprechen", so der Bischof.

Jeder Priester mache derzeit die schmerzliche Erfahrung, dass er seine Arbeit und Berufung nicht mit dem Volk Gottes in einem Raum machen könne, sagte Zsifkovics über die wegen der Anti-Corona-Maßnahmen nicht-öffentlichen Gottesdienste. Er sehe aber auch die Gelegenheit, vielleicht die Liturgien innerlich besinnlicher zu vollziehen. "Das habe ich gerade auch in den letzten Tagen in der Domliturgie, wo ich stellvertretend für die ganze Diözese gefeiert habe, auch so erlebt", sagte der Bischof.

Die aktuelle Zeit und jene rund um den Tod Jesu hätten vieles gemeinsam, so Zsifkovics weiter. "Wir erleben jetzt Angst und Unsicherheit. Wir wissen nicht, wie geht es im Beruf, in der Familie weiter." Ähnlich sei es wohl auch den ersten Jüngern gegangen, die mit Jesus alles auf eine gesetzt hätten und bei denen nach der Kreuzigung Angst, Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit geherrscht habe. Doch es habe einen Umschwung gegeben. "In der Begegnung mit dem auferstandenen Herrn haben sie wieder Freude, Mut bekommen ihr Leben in die Hand zu nehmen - und das sollte uns Christen erinnern, dass wir österliche Menschen sein sollen und Freude und Hoffnung in die Welt hinaustragen", erklärte der Bischof.

Menschen, die jetzt unter der Krisensituation leiden, riet Zsifkovics, dass sie "die Botschaft der Auferstehung Jesu und die Botschaft von Ostern an ihr Herz heranlassen". Als Geheimtipp bezeichnete der Bischof auch das Lesen in der Bibel. Dort seien viele Krisengeschichten der Menschheit aufgeschrieben. "Da gibt es viele Menschen, die aus einer Krise wieder herausgefunden haben - dank der Hilfe Gottes und das hat Mut gemacht", so der Eisenstädter Diözesanbischof.

In seiner Funktion als Europabischof der Österreichischen Bischofskonferenz bezog Zsifkovics in dem Interview schließlich Stellung zur schleppenden Reaktion der Europäischen Union in der Corona-Pandemie. Institutionen wie die EU, aber auch die Weltgesundheitsorganisation WHO hätten "eigentlich versagt", so der Bischof. Europa hätte vieles mehr machen können, zeigte er sich überzeugt. "Aber wer ist Europa? Europa sind wir alle. Jeder Staat", fügte Zsifkovics mit Nachdruck hinzu. Europa müsse nun zeigen, dass es Werte wie Einheit und die Solidarität auch wirklich lebt. "Das wird es brauchen, um wirtschaftlich wieder langsam auf die Beine zu kommen", sage der Europabischof.

Autor:

Franz Josef Rupprecht aus Burgenland | martinus

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