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Orden blicken auf Nöte der Zeit

Bischof Ägidius J. Zsifkovics würdigt Ordensleute als „Provokateure der Liebe Gottes“ und „Fleisch gewordenes Evangelium“

Obwohl der heutige Zeitgeist der Lebensform von Ordenschristen mit Unverständnis gegenübersteht, ist der Blick der Ordensgemeinschaften auf die Nöte der Zeit unverzichtbar. Das hat der Bischof von Eisenstadt im Martinsdom betont. In seiner Predigt zum Tag des geweihten Lebens (2. Februar) wies er vor zahlreichen Ordensangehörigen darauf hin, dass ein Gott geweihtes Leben nach den Evangelischen Räten Ehelosigkeit, Armut und Gehorsam in einer konsumorientierten Gesellschaft mit vielen Egoismen und Gleichgültigkeiten zu einer Provokation geworden sei.

Zsifkovics zeigte sich zugleich davon überzeugt, dass eine Kirche der Zukunft immer auch eine Kirche jener sein werde, die ihr Leben Gott und den Menschen zur Verfügung stellen – „also eine Kirche, in der es die Ordensgemeinschaften gibt, wie auch immer“. Wörtlich sagte der Bischof: „Die Orden haben nicht nur eine Zukunft, sie sind die Zukunft der Kirche, auch der Gesellschaft.“ Er dankte deren Mitgliedern für „euer gelebtes Evangelium, für eure Geduld mit der Kirche, mit den Unzulänglichkeiten eurer Gemeinschaft, mit den Veränderungen der Welt und mit den oft befremdenden Erwartungen der Menschen an euch“ und sprach seinen Zuhörern Mut zu.

Nicht wenige würden sich fragen, so Zsifkovics weiter: „Wird es uns Ordensleute morgen noch geben, ... was geschieht mit unseren Häusern und Instituten und wie können wir unseren Auftrag an neue Trägerschaften übergeben?“ In Österreich wirken derzeit 4500 Ordensleute mit über 450 Niederlassungen. Die Tätigkeitsfelder seien bunt, die Altersstruktur werde allerdings immer höher und die Zahl der Schwestern und Brüder sei rückläufig. Zugleich seien die Orden internationaler geworden und würden immer schon das leben, was mit Universalität und Katholizität der Kirche gemeint sei. Auch bewahre „gelebte Pluralität“ davor, „sich mit dem Althergebrachten, immer schon Gewohnten abzufinden und sich der Herausforderung der Zukunft zu verschließen“.


NICHT HINTER KLOSTERMAUERN

Ordensleute lebten nicht in ihrer „heilen“ Welt hinter abgeschiedenen Klostermauern, sondern „gehen auf diese Welt zu“ – auch wenn diese taumelnd und fragmentiert, voller Fragezeichen und Umbrüche sei, sagte Zsifkovics. Sie hätten den „Mut, die Menschen so zu sehen, wie sie sind und nicht wie sie sein sollten“.

Die Vielfalt der Berufungen in der Ordensnachfolge, große Gründergestalten von Benedikt von Nursia, dem Vater des abendländischen Mönchtums, bis zu Mutter Teresa, der „Streetworkerin auf den Straßen des Todes“, zeigt nach den Worten des Bischofs, „wie aufmerksam, erfinderisch und abenteuerlich Gott seine Geschichte mit dieser Welt und in seiner Kirche verwirklicht“.

VERROHTE MENSCHEN

Zsifkovics erinnerte daran, dass alle Ordensgemeinschaften als Versuch einer konkreten Antwort auf die Nöte der Gesellschaft, der Kirche und der Welt entstanden. Er erwähnte die Hospitalorden in der Sorge um Kranke und Behinderte, die Schulorden, „die sich nicht damit abfinden konnten, dass Bildung und Erziehung nur das Privileg weniger Reicher und Auserwählter bleiben sollte“, die Predigerorden, die „geistig verrohten Menschen“ das aufrichtende Wort Gottes überbrachten, und die Missionsorden, „die sich dafür aufrieben, den Menschen die Frohbotschaft zu bringen und sie nicht durch Drohbotschaften zu gängeln und sie in Armut und Abhängigkeit zu stürzen“.

Autor:

martinus Redaktion aus Burgenland | martinus

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