Verein für Straffälligenhilfe
Mentoren sollen Haftentlassenen helfen

Hoffnungsschimmer. Der burgenländische Verein für Straffälligenhilfe fordert Mentoren für Haftentlassene, die sonst ohne Kontrolle und Zuwendung bleiben.   | Foto: Archiv / Gossmann
  • Hoffnungsschimmer. Der burgenländische Verein für Straffälligenhilfe fordert Mentoren für Haftentlassene, die sonst ohne Kontrolle und Zuwendung bleiben.
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Entlassene Straftäter sollen besser resozialisiert werden, fordert der burgenländische Verein für Straffälligenhilfe – und setzt dabei auf einen konkreten Vorschlag.

von Gerald Gossmann

Der pensionierte Richter Walter Huber aus Eisenstadt fordert es schon lange: Mentoren sollen Haftentlassene begleiten, die nicht in den Bereich der Bewährungshilfe fallen und ohne Auflagen und Kontrolle entlassen werden. Der Hintergrund: Rechtsbrecher können anlässlich einer bedingten Entlassung eine Bewährungshilfe gerichtlich verordnet zur Seite gestellt bekommen, die sie von weiteren Straftaten abhalten soll. „Aber 20 bis 30 Prozent werden ohne Auflagen entlassen und hier möchten wir ansetzen“, betont Huber, der seit 1972 als Obmann des burgenländischen Vereins für Straffälligenhilfe fungiert. Der vorgeschlagene Einsatz von Mentoren ist nicht Bestandteil der aktuellen Gesetzeslage. Er basiert derzeit auf Freiwilligkeit.

Plan zur Resozialisierung. Bislang konnte der Verein Ex-Häftlingen bei der Rückkehr in ein „normales Leben“ vor allem finanziell helfen. Hubers Meinung nach sollten sie auch durch Zuwendung von Mentoren unterstützt werden. Das Konzept dahinter: „Bei Entlassungen ohne Bewährungshilfe soll ein Mentor verpflichtend auf das Fortkommen und die Persönlichkeitsentwicklung des Haftenlassenen achten“, erklärt Huber, der für diese Idee Lobbying betreibt. Selbst hat er gute Erfahrung damit gemacht. Einen mehrfach wegen Diebstahls verurteilten Straftäter hat er einst auf dessen Ansuchen hin betreut. „Er hat eine Anstellung als Taxifahrer gefunden und ist seit über zehn Jahren nicht rückfällig geworden“, erzählt Huber.

Lobbying. Mit der Jus-Studentin Elena Stevanovic erhält Huber bei seinem Vorhaben tatkräftige Unterstützung. Sie soll im Verband als Mentorin agieren und dafür sorgen, „dass Betreute wieder in der Gesellschaft Fuß fassen können“. Stevanovic scheint für die Aufgabe gut geeignet: Schon für den damals von Pfarrer Günther Kroiss geführten Verein „2getthere“ in Mattersburg hat sie Haftentlassene begleitet. Seitdem ist sie sich sicher: „Zuwendung und Heranführung an ein konkretes Lebensziel sind oft wichtiger als Geldgaben“. Beides, so ist sich Obmann Huber bewusst, müsse geschickt kombiniert werden. „Weil das AMS-Geld oft erst im nächsten Monat zur Auszahlung gelangt“, springe der Verein hier ein: schnell, ohne Formalitäten, werden 50 Euro pro Woche beigesteuert. Zudem haben obdachlose Ex-Straftäter, selbst wenn sie einen Arbeitsplatz gefunden haben, oft Probleme dabei, die Kaution einer Unterkunft zu bezahlen. „In solchen Fällen wird der erforderliche Betrag als Darlehen an den Vermieter ausbezahlt“, erklärt Huber. Dies sei nur durch Spenden der „Freunde des Vereins“ möglich. Zuletzt hat man zwei Männer bei ihrer Entlassung abgeholt und in der Beratungsstelle des Vereins betreut, dabei Gespräche über Zukunft, Arbeitsplatz, soziales Umfeld und einen Schlafplatz geführt. „Nach solchen Unterhaltungen entwickelt sich meist ein persönlicher Kontakt, der zu einer weiteren Inanspruchnahme unserer Dienste führt“, betont Obmann Huber. Er hofft, dass der Vorschlag aufgegriffen wird.

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Redaktion martinus aus Burgenland | martinus

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