Schlusspunkt von Józef Niewiadomski
Ottos offener Himmel

„Du armes kleines Pfarrerle, diese Hölle wirst du nicht aushalten“, dachte sich einer der in Dachau inhaftierten Priester beim Anblick des Neuankömmlings. Otto Neururers Durchmarsch durch die Hölle der Konzentrationslager Dachau und Buchenwald stellt ein einzigartiges Zeugnis für die Kraft des Guten dar.
Mit Brutalität sondergleichen konfrontiert, fragte er immer wieder auf eine fast kindlich anmutende Art: „Ja, können die Menschen so schlecht sein?“ Einer seiner Mitbrüder staunte bloß über ihm: „Wie ratlos blickten seine
guten und hellen Augen auf all das Elend und die Qual, auf all die Bosheit und Gemeinheit, die ihm im Lager begegneten. Er konnte die teuflische Bosheit nicht fassen, der er sich preisgegeben sah. Er konnte es einfach nicht glauben, und wenn er es zehnmal selber erleben musste.“ War er denn blind? Abgehoben von der Wirklichkeit? Ein hoffnungsloser Fall dessen, was man Realitätsverweigerung nennt? Nein!
Ich glaube, dass ihm so etwas wie die Gnade
der „österlichen Augen“ geschenkt wurde. Mitten in der Hölle des Konzentrationslagers sah er den „offenen Himmel“. Gerade im
Todesbunker, wo er an Füßen aufgehängt,
ein stundenlanges Martyrium erlitt. Vor
80 Jahren, am 30 Mai um 15 Uhr, starb der
Tiroler Märtyrer – und fiel in die offenen Arme des Auferweckten!

Autor:

TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag

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