Gemeinschaft Cenacolo
Zurück zum einfachen Leben

Weihnachtsbotschaft aus Kleinfrauenhaid: „Die Welt bräuchte ein bisschen Cenacolo-Lifestyle“.  | Foto: Gemeinschaft Cenacolo
  • Weihnachtsbotschaft aus Kleinfrauenhaid: „Die Welt bräuchte ein bisschen Cenacolo-Lifestyle“.
  • Foto: Gemeinschaft Cenacolo
  • hochgeladen von Redaktion martinus

Die Gemeinschaft Cenacolo bietet Menschen in Lebenskrisen und mit Drogenproblemen einen friedvollen Platz um zu gesunden. In gesellschaftlich schwierigen Zeiten finden sie in Kleinfrauenhaid eine wahre Weihnachtsbotschaft.

Gerald Gossmann

Die Welt bräuchte gerade jetzt ein bisschen Cenacolo-Lifestyle“, betont Georg Schwarz. Der Leiter der Gemeinschaft Cenacolo in Kleinfrauenhaid predigt den einfachen Lebensstil. Gerade waren er und Bewohner des Hauses Schnee schaufeln, danach gab es heißen Tee. „Gibt es etwas Schöneres?“, fragt Schwarz.

„Gott sei Dank war ich ganz unten.“ Vor Weihnachten bimmelt sein Handy öfter als ihm lieb ist. „Ich bin 25 Mal pro Tag am Telefon“, sagt er. Verzweifelte Eltern rufen an, manchmal auch Großeltern. Die Problemlage: Der Sohn ist zum Islam konvertiert, ein Mädchen leidet unter Essstörungen, einer schließt sich in seinem Zimmer ein und zockt Gewaltspiele, andere möchten gar nicht mehr nach draussen, nehmen Drogen, geraten auf die schiefe Bahn. „Ich weiß nicht, ob die Welt das mitbekommt“, fragt Schwarz, „aber viele Familien zerbrechen.“ Die Gemeinschaft bietet ein jahrzehntelang bewährtes Rezept für Menschen in Lebenskrisen: Raus aus einer Gesellschaft, die sich mit dem Nichtfunktionieren schwer tut. 24 junge Männer leben derzeit in Kleinfrauenhaid, es waren schon mal 40. Doch Ältere verlassen das Haus, wenn es ihnen besser geht. Leiter Georg Schwarz weiß wovon er spricht. Er war selbst alkoholabhängig, kam in der Gemeinschaft von seiner Sucht los. „Gott sei Dank, war ich ganz unten. Wenn es einem noch ein bisschen gut geht, kann man schwer Hilfe annehmen“. Vielen Eltern, die sich bei ihm melden, bietet er deshalb Hilfe in kleinen Schritten an. „Ich versuche erst mal Hoffnung zu geben und zu motivieren.“ Wichtig sei: Jeder soll sich angenommen fühlen. „Wir analysieren niemanden, bewerten nicht, stecken ihn in keine Schublade. Wir sagen nur: Wir mögen dich und freuen uns, dass du da bist, auch wenn es dir schlecht geht.“

„Sind nicht so reif.“ Die Corona-Pandemie habe die Problemlage in der Gesellschaft verschärft, glaubt Schwarz. Die Spaltung bereite ihm Sorgen: „Wenn man ganzen Tag sieht, wie sich Menschen beschimpfen statt einander Zuversicht zu schenken, wo soll ein Jugendlicher den Glauben an die Welt hernehmen?“, fragt Schwarz im martinus-Gespräch. „Corona drückt nur aus, was wir Menschen schon lange in uns tragen: diesen Egoismus und Narzissmus.“ Die Gesellschaft sei auch deshalb gespalten, „weil wir nicht so reif sind, wie wir gerne wären“. Es sei wichtig, Meinungen auszuhalten und zu tolerieren – doch das passiere nicht, meint Schwarz. „Jeder, der nicht so ist und denkt wie man selbst, wird nieder gemacht. Als Christ hat man aber den Grundauftrag, alle zu lieben – nicht nur jene, die einem passen.“ Kurz gesagt: Die Gesellschaft gäbe ein falsches Vorbild ab, die Gemeinschaft Cenacolo versuche das Wertegerüst gerade zu rücken. Georg Schwarz redet im martinus-Gespräch wie ihm der Schnabel gewachsen ist, pointiert und aufrüttelnd. Auch die Drogensucht, so sagt er, sei „eine Frucht der Gesellschaft. Ich höre immer nur: Wir brauchen mehr Kinderpsychiater im Burgenland. Das ist ja okay. Aber warum fragt nicht einmal einer: Warum braucht es immer mehr Kinderpsychiater?“ Einen „weltweiten internetfreien Tag“ würde Schwarz begrüßen, „dann würden wir innerhalb von zwei Minuten erkennen, wie mies es uns eigentlich geht und wie oft wir flüchten“. Schwarz hält fest, dass er die moderne Gesellschaft und den Kapitalismus nicht verteufeln wolle. „Ich würde den ganzen materiellen Müll gutheißen, wenn er glücklich machen würde. Aber das tut er ja nicht.“

Weihnachten in der Gemeinschaft Cenacolo läuft trotz Corona-Maßnahmen so ab wie immer: „Wir gehen nicht shoppen, nicht ins Internet, wir wollen das Wesentliche sehen“, erklärt Schwarz. Einige dekorieren, andere kochen oder bauen eine Krippe auf. „Bei uns entsteht in dieser Zeit etwas Heimeliges; so als würde dir jemand auf die Schulter klopfen und sagen: Komm mit, es wird alles gut.“ Viele Bewohner würden hier merken, „dass sie Weihnachten nie richtig gefeiert haben, weil sie Party gemacht oder Drogen konsumiert haben“. Man dürfe sich als Gesellschaft „nicht auseinander dividieren lassen“, sagt Schwarz. „Man muss für jeden einen Zugang zum Leben schaffen, nicht Gruppen ausschließen."

MEHR DARÜBER

Die Gemeinschaft Cenacolo bietet jungen Menschen in Krisensituationen (vor allem bei Drogenproblemen) einen Neubeginn. Im Zentrum stehen: Freundschaft und ein einfaches Lebensmodell, das auf christlichen Werten fußt. Ordensfrau Elvira Petrozzi gründete Cenacolo 1983, das heute mehr als 60 Niederlassungen zählt. Das Haus in Kleinfrauenhaid ist das einzige im deutschprachigen Raum. Von Papst Benedikt XVI. wurde Cenacolo im Jahr 2009 als „internationale private Gemeinschaft von Gläubigen“ anerkannt. Gelebt wird von der „Vorsehung“, sprich: von Wohltätern, die Hilfsgüter spenden.

Kontakt:
Gemeinschaft Cenacolo, Kleinfrauenhaid 18, 7023 Zemendorf-Stöttera,
Tel.: 02626 5963, Mail: gemeinschaft@cenacolo.at

Autor:

Redaktion martinus aus Burgenland | martinus

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ