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Froh- statt Drohbotschaft

Bischof Ägidius beschenkt Altbischof Paul symbolträchtig mit einem Salzstreuer und eine Multifunktionslampe („Salz der Erde“, „Licht der Welt“).
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  • Bischof Ägidius beschenkt Altbischof Paul symbolträchtig mit einem Salzstreuer und eine Multifunktionslampe („Salz der Erde“, „Licht der Welt“).
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Mit einem Festgottesdienst im Martinsdom hat der emeritierte burgenländische Bischof Paul Iby (88) am vergangenen Samstag den 30. Jahrestag seiner Bischofsweihe gefeiert.

Charakteristisch für Ibys Hirtendienst sei dessen Einsatz für „lebendige Gemeinden“ und für ein „wachsames Christentum“, erklärte bei diesem Anlass sein Nachfolger, Bischof Ägidius J. Zsifkovics. Im Martinsdom zugegen waren Spitzenvertreter der Landespolitik, der Weltkirche – darunter auch Nuntiaturrat Kevin Randall sowie die Bischöfe Franz Scharl, Maximilian Aichern und Klaus Küng, der Ordensgemeinschaften und Ökumene, Freunde, Wegbegleiter und Gläubige der Diözese sowie auch Gehörlose, deren Seelsorger Iby ist. Papst Franziskus war mit Segenswünschen präsent, die von Generalvikar Michael Wüger verlesen wurden.

Der amtierende Diözesanbischof verwies zudem auf Ibys damaligen Appell bei Weihe: „Seid wachende Christen, wenn der Herr kommt. Seid aufgeweckte Christen, die die Zeichen der Zeit erkennen und die Not der Menschen wahrnehmen. Seid hellwach, seid sensibel, habt die Augen und Ohren und das Herz offen.“

Iby habe das selbst immer in die Tat umgesetzt, betonte Bischof Zsifkovics. Stets sei er bemüht gewesen, unter Einsatz aller seiner Talente „den Menschen unseres Landes das Evangelium nicht als Drohbotschaft, sondern als Frohbotschaft weiterzutragen“. Das von Heinrich Böll geprägte Wort, er würde „selbst die allerschlechteste christliche Welt der besten heidnischen Welt vorziehen“, da nur erstere auch Krüppel, Kranken, Alten und Schwachen Raum gebe, habe der emeritierte Bischof vorgelebt – indem er besonderes Gespür für die Jugend, die Frauen, Gehörlosen, Volksgruppen und vor allem die Roma gehabt habe, aber auch für die Armen und die der Kirche Fernstehenden. Somit sei in Eisenstadt „Ubi Iby, ibi caritas – Wo Iby ist, da ist die Liebe“ – in Anspielung auf Ibys Wahlspruch „Omnia in Caritate“ (lateinisch für „Alles in Liebe tun“) – zum Sprichwort geworden. Zsifkovics dazu in Richtung seines Vorgängers: „Das kennzeichnet nicht nur deine Person, sondern ist ein Auftrag an uns alle, besonders an die Seelsorger und Seelsorgerinnen und an die Hirten.“

Gehörlose sprechen die liturgischen Texte in Gebärdensprache. Links: Gebärdendolmetsch Maria Schwendenwein von der Arbeitsgemeinschaft der Gehörlosenseelsorge Österreichs.
  • Gehörlose sprechen die liturgischen Texte in Gebärdensprache. Links: Gebärdendolmetsch Maria Schwendenwein von der Arbeitsgemeinschaft der Gehörlosenseelsorge Österreichs.
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DIALOG WEITERGEFÜHRT
Als großes Anliegen Ibys nannte Zsifkovics weiters auch, dass Christen in Familie, Beruf, Kirche und Gesellschaft „Salz der Erde und Licht der Welt“ sein sollen, so wie Jesus dies aufgetragen habe. Dazu gehöre auch, sich „gegen Ungerechtigkeit, Gewalt und Ausbeutung von Gottes Schöpfung“ einzusetzen. Deutlicher Ausdruck von Ibys Bemühen um Gespräch und lebendige Gemeinden sei zudem der „Dialog für Burgenland“, mit dem Eisenstadt als einzige österreichische Diözese den kirchlichen „Dialog für Österreich“ weitergeführt hatte.

VERDANKEN
Würdigende Worte für Iby aus der Landespolitik kamen von Altlandeshauptmann Hans Niessl (SPÖ). Der frühere Eisenstädter Bischof sei „in der Sozialen Frage ein wichtiger Ansprechpartner“ gewesen, betonte er. Spontaner Applaus im Dom brandete auf, als auch Niessl auf den innerkirchlich damals umstrittenen „Dialog für das Burgenland“ zu sprechen kam. Die Initiative Ibys, die man als eine Art Vorbeben des synodalen Prozesses ansehen kann, habe „zum Miteinander im Burgenland einen wesentlichen Beitrag geleistet“, berichtete der Landeshauptmann der Jahre 2000 bis 2019, und betonte: „Das Burgenland verdankt Bischof Iby vieles.“

Politik: Thomas Steiner, Hans Niessl, Christian Sagartz und Regina Petrik.
  • Politik: Thomas Steiner, Hans Niessl, Christian Sagartz und Regina Petrik.
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Neben Niessl war vonseiten der Politik unter anderem auch der Eisenstädter Bürgermeister Thomas Steiner (ÖVP) unter den Mitfeiernden, weiters der Europaparlamentarier und VP-Landesparteiobmann Christian Sagartz sowie die Klubobfrau der Grünen, Regina Petrik.

Auch die interkonfessionellen Verdienste des Jubilars kamen bei der Feier zur Sprache. Der evangelische Altsuperintendent Manfred Koch betonte, die Ökumene sei unter Iby von „Brüderlichkeit ohne Taktieren“ gekennzeichnet gewesen. Koch erinnerte zudem an einen mit Iby verfassten Brief an die burgenländischen Bürgermeister, in dem zur Errichtung von Gedenkstätten in ihren Ortschaften zur Erinnerung an die während des „Dritten Reiches“ ermordeten Burgenländer – allen voran Angehörige der Burgenlandroma – aufgerufen wurde. Die gemeinsame Initiative sei ein wesentlicher Schritt zur Gedenkkultur des Burgenlandes gewesen, betonte Koch.

Der Chor „mehr:stimmig“ (Religionslehrer:innen) unter Adele Grill (mit Gitarre) sang zur Messe und brachte ein Ständchen bei der Agape im Martinus-Saal.
  • Der Chor „mehr:stimmig“ (Religionslehrer:innen) unter Adele Grill (mit Gitarre) sang zur Messe und brachte ein Ständchen bei der Agape im Martinus-Saal.
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MEINUNG ALS FRAU ZÄHLT
Einblicke in Ibys Umgang mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gewährte die Leiterin des Teams Gemeindepastoral der Diözese Eisenstadt, Barbara Buchinger: „Paul Iby hat mir das Gefühl gegeben, dass meine Meinung als Frau in der Kirche etwas zählt“, so die Bereichsleiterin.

Auf den Festgottesdienst, der musikalisch vom Chor „mehr:stimmig“ der burgenländischen Religionslehrkräfte mitgestaltet wurde, folgte noch ein Empfang im Martinus-Saal.

Autor:

martinus Redaktion aus Burgenland | martinus

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