Wer schrieb das Neue Testament?

Karl Richard Essmann referierte in Deutschkreutz vor 65 Zuhörer:innen. | Foto: Barbara Buchinger
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Der Star unter den katholischen Volksbildnern, Karl Richard Essmann, fasst seinen jüngsten Vortrag im Burgenland für die Kirchenzeitung zusammen:

Diese Frage wirkt aufs Erste sehr befremdlich! Man denkt, das weiß man – es sind die vier Evangelisten, die Apostelgeschichte von Lukas, die Briefe des Apostel Paulus, die Offenbarung des Johannes und einige Briefe eher unbekannter Autoren. Aber wer waren z.B. die Evangelisten? Und kannten sie Jesus persönlich?

Seit Jahrhunderten versucht die Bibelwissenschaft das herauszufinden. Aber sie ist noch nicht zu einem alles erklärenden Ergebnis gekommen. Unser Begriff „Autor“ war im vorhellenistischen Orient völlig unbekannt.

Von Jesus ist aber auch keine einzige Episode überliefert, wo er die Apostel oder die Jünger aufgefordert hätte, alles Geschehene niederzuschreiben. So wurden die Ereignisse und Erzählungen Jesu jahrzehntelang nur mündlich weitererzählt. Als es aber immer weniger Zeitzeugen gab und die Gefahr bestand, dass einige Inhalte verlorengehen könnten, hat man begonnen, Wesentliches auch schriftlich festzuhalten.

Was wir heute unter der Heiligen Schrift des Neuen Testamentes verstehen, ist jene Sammlung von 27 Texten, die alle in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts entstanden sind. Im Osterfestbrief des hl. Athanasius, Bischof von Alexandrien, wurden im Jahre 367 alle 27 vom Geist Gottes inspirierten Texte als verbindlich für die gesamte Kirche festgesetzt. Alle anderen bis dahin bekannten Schriften verloren mit der Zeit ihre Bedeutung und sind heute unter dem Begriff „apokryphe Schriften“ bekannt.

GOTT ALLEIN WEISS ES
Die ältesten Texte der Hl. Schrift sind die sieben sogenannten echten Briefe des Apostel Paulus, geschrieben ab dem Jahre 50 n. Chr. Sein erster Brief ging an die Gemeinde von Thessaloniki. Er hörte von der Unterdrückung der dortigen Christen und er bestärkte sie darin, ihrem Glauben treu zu bleiben. Seine anderen Briefe gingen an die Korinther, an die Galater, an die Philipper, an die Römer und an Philemon. Sechs weitere Briefe, wie z.B. der Brief an die Epheser sind von anderen Autoren unter dem Namen des Apostel Paulus geschrieben worden, um ihnen eine größere Autorität zu verleihen. Schon im christlichen Altertum waren diese Verfasser unbekannt und der hl. Origenes (um 250 n. Chr.) meinte, „Gott allein weiß es.“

In den späten 60er Jahren entstand das erste Evangelium, von einem gewissen Markus. Markus war Heidenchrist, ein Schüler des Apostels Petrus und schrieb für Heidenchristen. Der Entstehungsort dieses Evangeliums ist unbekannt.

Etwa zehn Jahre später schrieb Matthäus sein Evangelium. Er war Judenchrist und wurde nicht müde, Jesus als den im Alten Testament angekündigten Messias auszuweisen. Über 130 mal zitierte er aus dem Alten Testament. Ihm verdankt die Kirche auch die sogenannte „Bergpredigt“, eine der schönsten Redekompositionen im Neuen Testament. Der Evangelist Lukas schreibt sein Evangelium in den späten 80er Jahren, von ihm stammt auch die Apostelgeschichte. Lukas ist Heidenchrist und schreibt überwiegend für Griechen und hebt besonders die soziale Komponente Jesu in seiner Lehre hervor.

Als letzter schreibt der Evangelist Johannes ein Evangelium und auch die „Offenbarung“. Er ist der große Theologe unter den Evangelisten. Er wird heute nicht mehr mit dem Apostel Johannes gleichgesetzt weist aber ein theologisches Nahverhältnis zu ihm auf.

Auch die drei Johannesbriefe entstammen dem Geist des Apostels Johannes.

Unter dem Namen „katholische Briefe“ sind jene Texte zusammengefasst, die keinen bestimmten Adressaten haben, sondern an alle Christinnen und Christen der damaligen Zeit gerichtet sind, wie u.a. der Petrusbrief oder auch der Jakobusbrief.

Auch wenn man wirklich wenig über die Autoren weiß, ist allen 27 Schriften des Neuen Testaments aber gemeinsam, dass sie Jesus als Sohn Gottes und als Messias bezeugen. Sie alle sind Zeugnisse eines unerschütterlichen Glaubens und legen den Grundstein für das Werden einer Welt-religion.

KARL RICHARD ESSMANN

Autor:

martinus Redaktion aus Burgenland | martinus

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