Modernes Fasten im Advent

Handyfasten: Einfach mal das Gerät weglegen, um sich wieder mehr seinen Mitmenschen zu widmen. | Foto: molenira/Stockadobe
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Früher haben katholische Christ:innen als Vorbereitung auf das Weihnachtsfest mehrere Wochen gefastet, die orthodoxen tun es noch heute. In moderner Form kann das Fasten etwas Ruhe in die hektische Vorweihnachtszeit bringen.

Erste Spuren des Advents als Vorbereitungszeit auf das Geburtsfest Jesu Christi finden sich in Frankreich und Spanien. Hier wurde aufgrund der engen Verbindung mit dem christlichen Osten zunächst am 6. Jänner die Geburt Jesu gefeiert. Ähnlich wie heute vor Ostern, bereiteten sich die Gläubigen früher auch auf dieses Fest mit einer vierzigtägigen Fastenzeit vor. Diese erstreckte sich über acht Wochen, was sich daraus ergab, dass an den Samstagen und Sonntagen nicht gefastet wurde. Begonnen hat diese Fastenzeit nach dem Festtag des heiligen Martin, also nach dem 11. November. In Frankreich hatte der Advent den Charakter einer Bußzeit, in Rom jedoch war dies etwas anders. Zur Zeit des heiligen Papstes Gregor des Großen (540 – 604) standen vor allem die Messfeiern der vier Sonntage vor Weihnachten im Vordergrund. Der Advent wurde nicht als eigentliche Bußzeit angesehen, auch wenn der Wegfall des festlichen Glorias in der Liturgie und die violetten Messgewänder zur inneren Einkehr einladen sollten.

Heutzutage ist in katholischen Kreisen von einer Buß- oder Fastenzeit nichts mehr zu spüren, mit Ausnahme der liturgischen Gewänder. In der orthodoxen Kirche wird bis heute vor Weihnachten gefastet. Die Fastenzeit dauert 40 Tage und beginnt mit dem 15. November, teils auch später mit dem 28. November. Das ist davon abhängig, ob Weihnachten am 24. bzw. 25. Dezember oder – wie etwa bei den russischen und serbischen Orthodoxen – am 6. bzw. 7. Jänner gefeiert wird. Im Zentrum der Gottesdienste stehen während der Fastenzeit die alttestamentlichen Gerechten und Propheten.

FASTEN MODERN INTERPRETIERT
Das Fasten in den orthodoxen Kirchen bezieht sich hauptsächlich auf den Verzicht auf verschiedene Lebensmittel. Dazu gehören an den strengen Fastentagen Öl, Wein, Milchprodukte, Eier, Fisch und Fleisch. Der Gedanke des Verzichts in der Adventzeit kann ein Impuls sein, ob man nun der orthodoxen, der katholischen oder einer anderen Kirche angehört. Viel zu oft ist die eigentlich als besinnlich gedachte Zeit von Hetzerei, Stress und Völlerei geprägt. Warum nicht einmal innehalten und überlegen, wie man sich im Sinne des Fastens anders auf das Weihnachtsfest vorbereiten könnte? Beispielsweise indem man auf soziale Medien verzichtet oder die Zeit auf den diversen Plattformen drastisch reduziert; oder gleich ein umfassendes „Digital Detox“ macht und einfach mal für eine Weile offline geht. Sofern sich das natürlich im Rahmen des eigenen Lebensstils verwirklichen lässt. Was vielen vermutlich schwerfällt, ist, das Handy länger wegzulegen. Mit der Zeit gewöhnt man sich einfach an, darauf zu starren und herumzuwischen, obwohl man essen, schlafen, miteinander reden oder einfach auf seine Umwelt achten sollte (Stichwort Verkehr). Bewusstes „Handy-Fasten“ kann daher Aufschluss darüber bringen, was man im Alltag sonst übersieht. Auch Studien haben sich damit schon auseinandergesetzt, welche Auswirkungen es auf Kinder haben kann, wenn Eltern sich ständig mit dem Handy anstatt mit ihnen beschäftigen. Kurz gesagt kann sich dieses Verhalten negativ auf die emotionale, Sprach- oder sogar körperliche Entwicklung auswirken.

NEUES AUSPROBIEREN
Fasten muss nicht immer bedeuten, auf etwas zu verzichten. Das eigene Verhalten zu ändern oder Neues auszuprobieren, schärft ebenso den Blick fürs Wesentliche beziehungsweise schafft Perspektiven. Eine Strategie, sein Verhalten zu ändern, ist, eine Gewohnheit durch eine andere zu ersetzen. Anstatt mit dem Auto zur Arbeit oder zum Einkaufen zu fahren, öfter den Bus oder das Fahrrad zu nehmen etwa. Oder statt Kaffee in der Früh ein Glas Wasser mit Zitrone zu trinken. Oder anstatt beim Einschlafen negative Gedanken zu wälzen – und sich auf das zu fokussieren, was schlecht gelaufen ist – , all die guten Dinge Revue passieren zu lassen, die einem widerfahren sind. Am besten sammelt man diese in einem Dankbarkeitstagebuch, um sich auch später noch daran zu erinnern.

VERPACKUNGSFASTEN
In der Adventzeit und rund um Weihnachten werden jedes Jahr enorme Mengen an Verpackungsmüll erzeugt. Aber auch das restliche Jahr über kommt etwa aufgrund der To- go-Mentalität einiges zusammen. Durch „Plastik-“ oder „Verpackungsfasten“ kann der:die Einzelne etwas gegen die Verpackungsflut tun. Ein Beispiel ist, auf To-go-Verpackungen zu verzichten und sich stattdessen einen wiederverwendbaren Thermobecher zu füllen oder im Café füllen zu lassen. Wer den immergleichen Supermarkt besucht und dort schon alles in- und auswendig kennt, für den lohnt sich vielleicht ein Abstecher in einen Unverpacktladen, also ein verpackungsfreies Lebensmittelgeschäft. Für das Einpacken der Weihnachtsgeschenke bieten sich beispielsweise Zeitungs- oder Packpapier an, wiederverwendbare Schachteln oder Körbe, Stofftücher, Leinensäcke und vieles mehr. Dies sollen nur einige Impulse sein, denn die Liste der Ideen für alternatives oder „modernes“ Adventfasten ließe sich noch lange fortsetzen.

LISA-MARIA HAMMERL

Autor:

martinus Redaktion aus Burgenland | martinus

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