Interview mit Conradino-Erfinderin Cornelia Nagel
Conradino sagt mehr als tausend Worte

Conradino kam im Lockdown bei Jung und Alt sehr gut an. | Foto: Nagel
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Wer Kinder im Volksschulalter hat, der kennt Conradino bereits. Wer noch keine Bekanntschaft mit ihm geschlossen hat, der kann das im Advent nachholen. Denn Conradino begleitet Kinder - und deren Erwachsene natürlich auch - mit seinen Briefen durch die „stille Zeit“. Cornelia Nagel, Religionslehrerin und Kirchenrechtlerin zwischen Rottenburg-Stuttgart und Feldkirch, hat ihn erfunden.

Das Interview führte Veronika Fehle

Sie haben Conradino „erfunden“. Wann hat er das Licht der Welt erblickt?
Cornelia Nagel: Gezeichnet hab ich immer schon. Ich hab ja auch in der Grundschule und in der Mittelschule unterrichtet und Erstkommunionvorbereitung gemacht. In dem Zusammenhang habe ich immer gezeichnet - später dann auch im Studium, während der Vorlesungen zum besseren Konzentrieren. Figuren wie Conradino zeichne ich eigentlich seit etwa dreieinhalb Jahren. Damals habe ich für Fastenzeitimpulse in meiner damaligen Pfarre in Essen Karten mit Sprüchen gezeichnet und dann geübt und weitergemacht und neue Stifte gefunden. Und so ist irgendwann Conradino entstanden. Den Namen hat er auch noch in Essen bekommen.

Conradino schreibt Briefe, die Eltern für ihre Kinder ganz einfach ausdrucken können. Im Frühling, während des ersten Lockdowns, hat er Kinder durch die Fastenzeit und auf Ostern und Pfingsten hin begleitet. Federführend war und ist hier die Pfarre Altach. Wie entstand der Kontakt und wie entwickelte sich die Idee?
Nagel: Conradino konkret in Altach, das kam über die dortige Pastoralassistentin Heidi Liegel, die mich seit der Ausbildung am Seminar für kirchliche Berufe in Wien kennt, zustande. Sie wollte Anregungen für die Kartage und hat noch ein paar Bildchen gebraucht. Aus den Kartagen wurde die Osterzeit und dann hat sich Conradino in der Diözese selbständig gemacht. Dass dann auch noch der Liturgiereferent Matthias Nägele eingestiegen ist, und Marie und ihre Mama noch wunderbare Videos dazu gemacht haben, ist großartig.

Jetzt kommt der Advent - und Conradino schreibt wieder.
Nagel: Die Karten jetzt im Advent sind auch wieder aus einer Idee von Heidi Liegel entstanden. Sie schickte mir den Text, ich hab ihn umgesetzt und jetzt können die Karten oder Briefe von Conradino durch den Advent begleiten. Die Geschichte geht eigentlich dynamisch und ist - zumindest mal für mich - nicht mit viel Mühe verbunden. Das entsteht und ich freue mich, wenn ich mit einer Fähigkeit, die ich habe und die mir selbst Spaß macht, auch anderen eine Freude machen kann. Die Rückmeldungen zeigen, dass das gelingt. Und für mich ist es eine schöne Abwechslung zum Büroalltag im Offizialat. Ich bin ja hier in Rottenburg Kirchenrechtlerin.

Eine zeichnende Kirchenrechtlerin, das würde man vielleicht nicht sofort vermuten. Setzten Sie das Zeichnen auch in diesem Bereich ein?
Nagel: Ich zeichne gerne, es ist für mich persönlich ausgleichend und entspannend. Dann ist es natürlich immer ein sehr gutes Hilfsmittel gewesen in der Schule oder in der katechetischen Arbeit. Man kann einfach mit Bildern manches sichtbarer machen oder sich besser merken, als wenn nur Text dasteht. Selbst in den Fortbildungen, die ich jetzt mache, setze ich einfache Zeichnungen ein, um beispielsweise eherechtliche Fragen deutlicher darzustellen.

Ist das Gezeichnete - nicht nur für Kinder - oft auch ein Mittel, Dinge viel direkter fassen zu können als mit Worten?
Nagel: Meine Bilder sind ja einfach. Das ist die Kunst daran. Ich habe einmal versucht, meine Figuren mit unterschiedlichen Gefühlen darzustellen, was eine richtig große Herausforderung war, weil sie ja eigentlich nur aus einem Herzen und ein paar Strichen rundherum, vielleicht noch etwas Farbe und Schatten bestehen. Ich glaube, gerade weil es einfach wirkt, ist es auch schnell zu begreifen und spricht direkt an. Man braucht nicht dahinter zu schauen und viel Symbolik zu suchen. Conradino hat ein rotes Herz und eine Sonne in der Hand und sagt: Ich möchte dir Sonne schenken, weil ich dich mag. Mehr braucht es nicht, um im Betrachter zumindest ein positives Gefühl zu wecken. Kinder malen so. Und das spricht auch direkt an.

Welche Rolle hat Conradino während des Lockdowns bekommen?
Nagel: Conradino ist im Lockdown richtig groß geworden. Ich habe gestaunt, wenn Heidi mir mal wieder eine WhatsApp-Nachricht geschickt hat: Die Schule möchte gerne eine Karte von Conradino haben oder Conradino ist jetzt auch auf der Diözesanhomepage oder es gibt jetzt auch Videos zu Conradino. Wahrscheinlich ist er ein Stück weit Hoffnungsbringer, weil er eigentlich fast immer ein Lächeln im Gesicht hat und das Herz leuchtend rot ist und die Sonne hinter ihm scheint. Er bringt ein Stück einfache Freude in eine Zeit, die sonst so voll ist von Sorgennachrichten, Unsicherheit und Angst.

Die Conradino-Briefe kommen bei ihrem Adressatenkreis wahnsinnig gut an, was glauben Sie, ist das Geheimnis dahinter?
Nagel: Ich glaube tatsächlich, dass es das Einfache, Farbenfrohe und Bunte ist, das sie anspricht. Möglicherweise auch, dass es ­direkt an sie gerichtet ist. Wer bekommt nicht gerne einmal einen Brief?

Zur Person

Cornelia Nagel: Nach ihrer Ausbildung in den Fächern Theologie, ­Pädagogik, Pastoral und Kirchenrecht in Wien und ­München war Cornelia Nagel zunächst als Pastoralassistentin in Rankweil und Hohenems und gleichzeitig auch als Religionslehrerin an der Mittelschule und Volksschule tätig. 2012 wechselte sie ins Bistum Essen, wo sie am „Projekt Diözesanrecht“ mitarbeitete. Seit 2017 ist sie Offizialatsrätin in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. In St. Gallen, Mainz, Essen und auch in Feldkirch arbeitet Cornelia Nagel als Ehebandverteidigerin an den Kirchengerichten mit.

(Aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 48 vom 26. November 2020)

Autor:

KirchenBlatt Redaktion aus Vorarlberg | KirchenBlatt

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