Bischof Benno Elbs reflektiert die Corona-Krise
Kirche und Krise

Corona / Pressegespräch zur Wiederaufnahme der Gottesdienste. Mit Bischof Dr. Benno Elbs, Pastoralamtsleiter Martin Fenkart  sowie Pastoral- und Gemeindeleitern Dr. Nora Bösch. Dornbirn St. Martin, 13. Mai 2020. | Foto: Katholische Kirche Vorarlberg / Dietmar Steinmair
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  • Corona / Pressegespräch zur Wiederaufnahme der Gottesdienste. Mit Bischof Dr. Benno Elbs, Pastoralamtsleiter Martin Fenkart sowie Pastoral- und Gemeindeleitern Dr. Nora Bösch. Dornbirn St. Martin, 13. Mai 2020.
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Woran orientieren wir uns in der Krise und auf dem Weg aus ihr heraus? Wer darf nicht vergessen werden? Bischof Benno Elbs nimmt Stellung zu entscheidenden Fragen der Gegenwart.

Offene Türen - da sein für die Menschen. Das war das Bild, das in den letzten Wochen für uns als Kirche leitend war. Auch wenn keine öffentlichen Gottesdienste gefeiert werden durften, stand das religiöse und ­caritative Leben in unseren Pfarren nicht still. Viele Pfarren sind innovative und kreative Wege gegangen. Sie sind mit Online-Angeboten präsent und haben via Telefon, E-Mail und Social Media intensiven Kontakt mit den Menschen gepflegt. Wir haben in dieser Zeit besonders zur Feier der sogenannten Hauskirche eingeladen und dabei die Menschen ermutigt, im Kreis der Familie miteinander zu beten oder in der Bibel zu lesen. Viele haben so eine bisher unbekannte Form des Kirche-Seins entdeckt.

Dank für Solidarität
Ich möchte meinen Dank an alle Menschen aussprechen, die die bisherigen Maßnahmen mitgetragen haben. Besonders erwähnen möchte ich die Corona-Nothilfe der Caritas, die viele Menschen auffängt, die dringend Hilfe und Unterstützung brauchen. An dieser Stelle möchte ich auch unterstreichen, dass Solidarität nicht an der Grenze des eigenen Landes Halt macht. Auch wenn die Corona-Krise für viele Menschen Kummer und Leid mit sich bringt, dürfen wir dennoch die Brennpunkte in anderen Regionen der Welt nicht vergessen, z.B. dass nach wie vor viele Menschen auf der Flucht sind und vor den Toren Europas festsitzen. Wir dürfen in unserer eigenen Not die Not der anderen nicht vergessen.

Den Virus isolieren, nicht die Menschen
Eine Krankheit der Zukunft ist die Einsamkeit. Sie wurde in dieser Zeit der Isolation noch verschärft. Eine Form dieser Isolation ist auch, wenn bestimmte Menschen fortwährend als sogenannte „Risikogruppe“ wahrgenommen werden, die zu Hause bleiben und vom gesellschaftlichen Leben Abstand nehmen sollen. Das schafft bei den Betroffenen nicht nur Unsicherheit, sondern gibt ihnen zudem das Gefühl, nicht mehr gewollt zu sein. Der Grat zwischen notwendigem Schutz und gesellschaftlicher Stigmatisierung ist sehr schmal. Wir müssen den Virus isolieren, nicht die Menschen.

Äußere und innere Grenzen
Wir dürfen dankbar sein, in einem Land und in einer europäischen Gemeinschaft zu leben, in denen Freiheit, Demokratie und Gleichberechtigung herrschen. Die Pandemie hat jedoch auch gezeigt, wie schnell innere und äußere Grenzen wieder aufgezogen werden. Nicht zuletzt hat die stockende Solidarität mit den vom Corona-Virus besonders betroffenen Staaten einen Riss im Herzen Europas verursacht. Soweit es medizinisch verantwortbar ist, müssen diese Grenzen zügig auch wieder geöffnet werden.
Gesichter der Armut. In Zukunft wird es wichtig sein, neue Brücken des Vertrauens und des Zusammenhaltes zu bauen. Dabei ist der Blick auf die Armen von entscheidender Bedeutung. Zweifellos hat das Virus die verschiedenen Formen der Armut nochmals verstärkt. Die Ängste und Sorgen der Menschen sind auch die Ängste und Sorgen der Kirche.

Soziale und ökologische Nachhaltigkeit
Augenmaß und Verantwortung sollen die kommende Zeit bestimmen. Gesund werden kann der Mensch nur in einem gesunden gesellschaftlichen Umfeld und in einer gesunden Umwelt. Wir müssen eine neue Form der Nachhaltigkeit lernen, die das gesellschaftliche Zusammenleben und die Schöpfung gleichermaßen umfasst: Nachhaltigkeit zeigt sich etwa in der Solidarität mit den Armen und mit der künftigen Generation; in der Zahlung eines Gehalts, das Dankbarkeit und Wertschätzung vermittelt; in der Förderung jener Betriebe, die den Schutz der Umwelt groß schreiben; in der Achtung der Würde eines jeden Menschen und in der Bewahrung der Schöpfung.

+ Bischof Benno Elbs

Pressegespräch in Dornbirn

Anlässlich der Wiederaufnahme der Gottesdienste ab 15. Mai fand am Mittwoch in Dornbirn ein Pressegespräch der Katholischen Kirche Vorarlberg statt. Vor den Toren der Pfarrkirche St. Martin reflektierte Bischof Benno Elbs die Corona-Krise, Pastoral- und Gemeindeleiterin Nora Bösch sprach über die konkreten Umsetzungen der Regelungen, unter denen Gottesdienste stattfinden dürfen und Pastoralamtsleiter Martin Fenkart gab einen Ausblick auf die kommenden Monate.
Hier finden Sie alle Statements und Fotos.

Autor:

KirchenBlatt Redaktion aus Vorarlberg | KirchenBlatt

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