Gegen die Wegwerfgesellschaft
Da kommen die Leut’ zam

Foto: kzenon/stockadobe

Reparieren ist wieder modern. Anstatt kaputte Gegenstände wegzuwerfen, treffen sich immer mehr Menschen bei „Repair Cafés“ und bringen ihre Fahrräder, Kaffeemaschinen und Staubsauger wieder in Gang.

Einerseits sind es die steigenden Preise, andererseits der immer stärker wachsende Nachhaltigkeitsgedanke, weswegen viele Menschen kaputte Dinge wieder reparieren wollen, sagt Thomas Garber, Leiter der Servicestelle für Repair Cafés im Tiroler Bildungsforum. Seine Vorgängerin Michaela Brötz brachte das Konzept nach Tirol und hier vor allem in kleine Orte und Gemeinden am Land.

„In dieser Hinsicht sind wir in Tirol Vorreiter, denn davor gab es die Reparatur-Treffen überwiegend im urbanen Bereich.“ Die Idee hinter den Repair Cafés ist einfach: Man bringt seinen kaputten Gegenstand mit und lässt ihn von einer Expertin oder einem Experten reparieren bzw. repariert diesen miteinander. Außerdem erfährt man, wie der Gegenstand noch länger hält und nicht mehr so schnell kaputtgeht.

Immer mehr Junge

Die Leute seien dankbar für das Angebot, sagt Garber: „In den letzten zwei Jahren konnten nur vereinzelt Repair Cafés stattfinden. Jetzt wird es wieder mehr, die Nachfrage steigt, auch wenn wir noch nicht auf dem Level von 2019 sind.“ Im Durchschnitt kommen 50 Besucherinnen und Besucher zu den einzelnen Terminen. In Vor-Corona-Zeiten seien dies vor allem Personen aus jener Generation gewesen, die es von früher gewohnt war, Dinge zu reparieren. „Jetzt kommen immer mehr junge Menschen und junge Familien, für die Klimaschutz eine wichtige Rolle spielt.“

Vom Föhn bis zum Fahrrad

Zur Reparatur gebracht werden ganz unterschiedliche Dinge, sagt Garber: „Zu 65 Prozent sind es Elektrogeräte wie Föhns, Staubsauger, Wasserkocher, Kaffeeautomaten, Videorekorder oder DVD-Player. 20 Prozent entfallen auf Textilien. Je nachdem, welche Experten und Expertinnen es dort gibt, wo das Repair Café stattfindet, werden auch Möbel instand gesetzt, Bücher neu gebunden oder Messer geschliffen.“ Kurz, alles, was nicht niet- und nagelfest ist, wird auch vorbeigebracht.

Da manchmal aber auch etwas repariert werden muss, das nicht in eine Tasche oder ins Auto passt, bieten einige Initiativen in Österreich auch „Hausbesuche“ an. Ersatzteile müssen allerdings in jedem Fall selbst mitgebracht werden.

Alles ehrenamtlich

In Tirol wird darauf geachtet, dass bei jedem Repair Café standardmäßig Profis in Sachen Elektronik, Nähen/Schneiderei und Fahrradreparatur vor Ort sind. Gerade Letzteres ist im Frühling gefragt, viele Menschen wollen ihre Fahrräder wieder für die ersten Touren fit machen. „Bei den Reparatur-Expertinnen und -Experten handelt es sich übrigens um Ehrenamtliche, das heißt, die Hilfe selbst ist kostenlos. Wir freuen uns aber immer über freiwillige Spenden.“

Auf Qualität achten

Garber rät, auch schon vor dem Kauf eines Geräts zu überprüfen, ob es reparierfähig ist. „Achten Sie auf qualitativ hochwertige Materialien, wenig Kunststoff und darauf, dass Teile verschraubt oder gesteckt sind. Dann kann man sie im Idealfall auseinandernehmen und herrichten.“ Empfehlenswert sei es auch, auf Umweltzeichen wie den „blauen Engel“ zu achten oder im Internet nach möglichen Reparaturanleitungen und -tests zu suchen. „Im Geschäft kann man auch nach einer mehrjährigen Ersatzteilgarantie fragen“, sagt Garber.

Die Repair Cafés bieten übrigens nicht nur Gelegenheit zum gegenseitigen Wissensaustausch, sagt Garber: „Sie haben auch einen wichtigen sozialen Aspekt. Bei jeder Veranstaltung gibt es Kaffee und Kuchen, da kommen die Leute gerne zusammen, vor allem nach den langen Einschränkungen durch Corona.

Reparaturführer für ganz Österreich und Übersicht zu Repair Cafés und ähnlichen Initiativen: www.reparaturfuehrer.at, www.repanet.at (unter „Themen & Projekte“)

Autor:

KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung

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