Weltanschauungsfragen | Teil 8
Ewiger Fluch – neue Chance!?

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Reinkarnation. Der Glaube an die Wiedergeburt hat sich verändert, aber ist aktueller denn je.

Uschi Glas, Franz Beckenbauer und Madonna sind überzeugt davon, schon einmal gelebt zu haben. Der New-Beetle ist im TV-Spot die Reinkarnation des alten VW-Käfer. Aber auch alte Filme und TV-Serien erleben eine Wiedergeburt nach der anderen. Warum soll ich selber dann mit nur einem Leben zufrieden sein, wenn es im nächsten Leben noch mehr zu erleben gibt? So oder ähnlich klingen moderne Varianten des Reinkarnationsglaubens. Manche hoffen auch auf eine neue Chance im nächsten Leben, weil sie Fehler gemacht oder falsche Entscheidungen getroffen haben.

Anders wird im hinduistischen Glauben die Wiedergeburt erlebt: Das ständige Wiederholen und Neubeginnen des Lebenslaufes gilt als Mühsal, ja als Fluch. Ziel ist die Rückkehr in das Brahman – den ewigen, göttlichen Urgrund der Welt. Diese muss sich der Mensch hart erarbeiten. Im Verzichten, im Abtöten der Begierden, in mönchischer Kargheit soll das böse Karma besiegt werden.

Seit mit der deutschen Klassik im 18. Jahrhundert der Reinkarnationsgedanke in der westlichen Kultur angekommen ist, verbinden wir mit der Wiedergeburt die Vorstellung einer „Erziehung“ des Menschen, eine stetige Weiterentwicklung, einen beständigen Aufstieg, ein Streben bis zur Göttlichkeit. Rudolf Steiner (1861 – 1925), der Begründer der Anthroposophie, hat in seiner Lehre daraus jene Ideen geformt, wie sie heute weithin in der Esoterik und in der Alltagsphilosophie wirken: Der Mensch besteht aus einem geistigen Kern, der von Astralleib, Ätherleib und physischem Körper umgeben ist. In jedem Leben muss er bestimmte Aufgaben und Entwicklungsschritte erfüllen, bis er nach vielen Wiedergeburten die Stufe des „Geistmenschen“ erreicht.

Wenn wir in der Bibel auf die hebräischen Wurzeln achten, so finden wir dort ein Menschenbild, das nicht Seele und Körper trennt, sondern den Menschen als ein Ganzes sieht – mit all seinen Stärken und Schwächen. Der Mensch wird nicht aus eigener Kraft heil, indem er viele Leben durchlebt, sondern er wird in der Auferstehung von Gott „vollendet“. Das ewige Leben ist kein „weiter wie bisher“, sondern ist etwas ganz anderes, Zeitloses.

Jesus hat uns gezeigt, dass unser Erdenleben und das „ewige“ Leben eng verbunden sind: „Das Himmelreich ist nahe“ (Mt 4,17). Wenn man im Matthäusevangelium alle Stellen zum Stichwort „Himmelreich“ heraussucht, kann man das gut nachprüfen!

MEINRAD FÖGER

ONLINE-VORTRAGSREIHE ... UND WAS GLAUBST DU? 9. VORTRAG: DI, 13. JUNI (19 UHR)
Hauptsache gesund! Von Wunderheilern und Gesundbeterinnen. Was ist dran an alternativen Heilverfahren und spirituellen Heilungsangeboten?

Dr. in Eva-Maria Melk-Schmolly Weltanschauungsfragen Diözese Feldkirch, Theologin, Psychotherapeutin

www.weltanschauungsfragen.at/vortragsreihe

Was ist das Spezielle am „modernen“ Reinkarnationsglauben?

Föger: Zu meinen, dass der Weg immer nur „bergauf“ geht – in höhere und bessere Welten, dass das nächste Leben auf jeden Fall schöner wird und besser gelingt.

Wo liegen die größten Unterschiede zwischen Reinkarnationsglaube und christlicher Lehre?

Föger: Das Konzept von Wiedergeburt und Karma gibt zwar einerseits die Möglichkeit, sich immer wieder zu perfektionieren, das Leben zu korrigieren, aufzusteigen – aber es macht auch den einzelnen allein verantwortlich für sein Heil. Die Bibel zeigt uns hingegen ein Lebenskonzept, das auch Fehler, Schuld und Unvollständigkeit zulässt, und einen Gott, der nahe ist und der verzeiht.

Und welche Gemeinsamkeiten kann man sehen?

Föger: Die Hoffnung, dass nach dem irdischen Leben nicht alles aus ist. Und den Wunsch nach universaler Gerechtigkeit.

MEINRAD FÖGER
Der Autor ist Pastoralassistent und Fachberater für Weltanschauungsfragen in der Erzdiözese Salzburg.
 | Foto: Lochschmidt
Autor:

martinus Redaktion aus Burgenland | martinus

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