Metropolit Kardamakis:
Kyrill und Putin haben längst verloren

Arsenios Kardamakis | Foto: Wikimedia / CC BY 2.5 / Mahmoud, Das österreichische Außenministerium
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Orthodoxes Kirchenoberhaupt: Für orthodoxe Kirche schade, dass das Moskauer Patriarchat durch Legitimierung des Krieges seine Autorität weltweit verspielt hat - "Umkehr, Buße und Neuevangelisierung" nun nötig.

Der Wiener griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios Kardamakis sieht Kreml-Chef Wladimir Putin und Patriarch Kyrill I. bereits als Verlierer des Ukraine-Kriegs. "Er und die russisch-orthodoxe Kirche haben den Krieg für ewig verloren", sagte Kardamakis im Interview der "Tagespost" (Donnerstag). "Und das Moskauer Patriarchat hat seine Autorität in den Augen der einfachen Menschen weltweit verspielt. Das ist schade für die orthodoxe Kirche."

Die russische Kirche brauche "Umkehr, Buße und Neuevangelisierung", so der Metropolit weiter. Sie soll nicht an die Macht oder an das Geld glauben. "Eine Kirche, die im Luxus lebt und sich wie die politische Klasse präsentiert, hat ihren Ruf verloren", so der Geistliche, der seit 2011 griechisch-orthodoxer Metropolit von Austria sowie Exarch von Ungarn und Mitteleuropa ist. Die Erneuerung der Kirche werde von den einfachen Menschen kommen, die an Christus glauben.

Mit Blick auf die Haltung von Patriarch Kyrill zur Invasion Russlands in die Ukraine sagte Kardamakis, die orthodoxe Kirche könne auf keinen Fall einen Krieg legitimieren, "sonst annulliert sie sich selbst". Das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios, habe den Krieg von Anfang an verurteilt.

"Die weltweite Orthodoxie muss sich zusammenfinden und entscheiden, ob etwas gegen den russischen Patriarchen unternommen werden soll. Meiner Meinung nach, ja!", so der Metropolit. Dazu könnte Patriarch Bartholomaios alle Häupter der orthodoxen Kirchen einberufen, um eine Amtsenthebung vorzuschlagen. Jedoch müssten in der Orthodoxie alle Entscheidungen einstimmig getroffen werden. "Aber auch, wenn nicht alle einverstanden sind oder manche politisch nicht zustimmen können, so wissen doch alle, dass dieser Krieg nicht legitimiert werden kann und dass jener, der diesen Krieg rechtfertigt, außerhalb des Geistes der orthodoxen Kirche ist", unterstrich Kardamakis.

Dass sich nur ein Prozent der russisch-orthodoxen Priester öffentlich gegen den Krieg ausgesprochen hätten, begründete der Metropolit damit, dass in Russland nicht jeder frei seine Meinung sagen könne, "nicht einmal innerhalb der Synode. Alle haben Angst! Alle russischen Geistlichen, die mit mir halbwegs offen gesprochen haben, sind gegen diesen Krieg." Sogar Kyrill habe nicht viel Bewegungsspielraum. "Ich fragte mich anfangs, ob er wirklich glaubt, was er sagt, oder sich dazu gezwungen fühlt. Aber mir scheint, dass er diesen Krieg aus ideologischen Motiven unterstützt", so Kardamakis.

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Redaktion martinus aus Burgenland | martinus

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