Der 2. Februar ist „Tag des Geweihten Lebens“
Burgenland – „Ordensland“

P. Lorenz Voith CSsR, Bischofsvikar für die Orden in der Diözese Eisenstadt. | Foto: ARCHIV
  • P. Lorenz Voith CSsR, Bischofsvikar für die Orden in der Diözese Eisenstadt.
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Knapp 140 Ordensfrauen und Ordensmänner wirken im Burgenland. Wie fördern oder ermutigen heute Familien und Pfarren neue Berufungen aus ihrer Mitte?

P. LORENZ VOITH 

Im Burgenland erinnert man sich noch an die an vielen Orten tätigen Erlöser-Schwestern, oder an Brüder und Patres. Die Franziskaner, die Zisterzienser, die Barmherzigen Brüder, die Redemptoristen, oder neuerdings die Kalasantiner, die Patres in Loretto, Frauenkirchen und Güssing … nicht zu vergessen die Schwestern von Marienkron mit ihrem Kurhaus, oder die indischen und bosnisch-kroatischen Schwestern in Pflege- und Krankenhäusern. Das sind gar nicht wenige. Viele sind aber auf den ersten Blick nicht mehr als Ordensleute erkennbar.

Knapp 140 Ordensfrauen und Ordensmänner wirken im Burgenland. Obwohl die großen Stifte und Klöster im Land fehlen, ist ihre Anwesenheit doch prägend. Ein buntes Bild von Weltkirche zeigt sich uns; ein Drittel der Mitglieder kommt aus anderen Teilen der Welt. Gerade in den letzten 10 Jahren kamen neue Gemeinschaften ins Land – auch auf Initiative des Diözesanbischofs. Die Orden in der Diözese Eisenstadt sind eher in kleineren Gemeinschaften organisiert, bilden viele „geistliche Oasen, arbeiten in sozialen und pastoralen Feldern und leiten auch viele Pfarren. In diesem Sinne: Das Burgenland ist ein kleines „Ordensland“!

Neu verstanden: Armut, Ehelosigkeit, Gehorsam. Obwohl die Lebensform nach den evangelischen Räten heute von vielen Zeitgenossen nicht mehr richtig verstanden wird, bleibt diese doch ein Schatz für die Kirche und ein Zeigefinger auf das „Mehr“ unseres Lebens und unserer Mühen. Die Zugänge zu den drei Gelübden haben sich verändert: Was heißt Armut heute, wo doch Wohlstand und Sicherheit ein hohes Gut sind? Armut heißt auch bewusster leben, den Luxus in Frage zu stellen, vieles auch als Geschenk wahrzunehmen. Was heißt Ehelosigkeit in einem säkulären Umfeld, wo nicht verstanden wird, warum jemand freiwillig auf eine intime Beziehung verzichtet? Ehelosigkeit heißt auch frei und offen zu werden für Menschen – über Familie und Freundeskreise hinaus, für ein gemeinsames Unterwegs-Sein in Aufgaben für Gesellschaft und Kirche. Was heißt Gehorsam, wo doch die Freiheit, die Selbstverwirklichung an oberster Stelle steht – auch bei jungen Leuten? Und: Wo auch ein falsch verstandener Gehorsam in der Vergangenheit mit christlicher Spiritualität wenig zu tun hatte. Richtschnur für den Gehorsam ist heute immer die Heilige Schrift, die Ordensregel, sowie die Verbundenheit mit der Gemeinschaft und letztlich: das eigene Gewissen. Eine Ordensfrau sagte mir kürzlich: „Letztlich ist meine Lebensform fordernd, aber auch ein großes Geschenk; dafür bin ich dem Herrgott sehr dankbar“.

Eine Million Ordenschristen: Experten für den synodalen Prozess. Heute leben und wirken knapp eine Million katholische Ordensfrauen- und Männer weltweit. Sie sind von ihrer Form her eigentlich Experten für einen „synodalen Prozess“, den Papst Franziskus im letzten Jahr ausrief. Es gibt in ihren Gemeinschaften demokratische Prozesse; Entscheidungen werden zumeist von unten nach oben gefällt, in Haus-, Provinz- oder Generalkapiteln. Viele Ordenschristen versuchen heute in einem „missionarischen Geist“ zu leben und haben das „Ohr beim Volk“, stehen weltweit Menschen in Not bei, fördern Gerechtigkeit und Bildung für alle, den Schutz der Schöpfung, und erzählen von der Frohen Botschaft Jesu Christi. Viele Ordensleute werden deshalb jährlich Opfer von Verfolgung und staatlichem Terror. Eine traurige Bilanz.

Kein Auslaufmodell. „Ordensleben ist“, wie Papst Franziskus vor wenigen Monaten sagte „kein Auslaufmodell“. Die Sorge um Neueintritte in die Orden ist im Westen seit längerem sehr virulent. Heute kommen viele neue Schwestern und Patres aus anderen Ländern nach Europa und beleben die Gemeinschaften neu. Die Frage bleibt: Ist das der einzige Weg? Und: wie fördern oder ermutigen heute Familien und Pfarren neue Berufungen aus ihrer Mitte? Papst Franziskus rief die Orden weltweit auf, „Lärm zu machen, hinauszugehen an die Ränder und Neues zu versuchen.“ Die Frage dazu: Auch im Burgenland? «

Kontakt. Liebe Leserinnen und Leser, wenn Sie Fragen haben oder mehr wissen wollen, schreiben Sie dem Autor per Mail unter: lorenz.voith@martinus.at oder per Post an martinus – Kirchenzeitung der Diözese Eisenstadt, St. Rochus-Str. 21, 7000 Eisenstadt

Autor:

Martina Mihaljević aus Burgenland | martinus

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