Auf den Gängen des Bildungshauses Batschuns
Mystik in Bildern

Die Künstlerin Margit Krismer.    | Foto: KKV / Wolfgang Ölz

In Margit Krismers Bildern stürzt zur Zeit im Bildungshaus Batschuns die Mystik ins Bild. Das Hohelied der Liebe, Verse aus dem „Geistlichen Gesang“ von Johannes vom Kreuz und Textfragmente aus dem Leben der Teresa von Avila sind Grundlage dieser abstrakten und sinnlichen Malerei.

Wolfgang Ölz

Margit Krismer (Jahrgang 1956) konnte nie an die Kunstakademie, weil das Geld für ein Kunststudium fehlte. Erst 1994 bis 1998 studierte sie an der Universität Innsbruck Kunstgeschichte. Die theoretische Beschäftigung mit dem Barock erfüllte sie. Ihren eigentlichen Lehrer fand sie aber in Armin Pramstaller, den sie „für den besten Radierer seit der Barockzeit“ hält. Für dessen außergewöhnliche Bronzedrucke erstellte sie als kunsthistorische Diplomarbeit ein Werkverzeichnis, das zur Grundlage der Aufarbeitung der Werke Armin Pramstallers durch das vorarlberg museum werden sollte.

Geheimnisvoll

Die Lektüre der Mystiker Johannes vom Kreuz und Teresa von Avila fließt direkt in das Kunstschaffen von Margit Krismer ein. Das Lied der Liebe, das Hohelied des Ersten Testamentes, kann sie über weite Passagen sogar auswendig. Die Nacht des Kreuzes, die dunkle Liebe, das Licht am Seelengrund werden unter der Hand der Künstlerin zu ostasiatisch anmutenden Bildwerken. Die dunklen Flächen, wie z.B. in der Eitempera-Arbeit „Hoher Fels“ könnten an den Altmeister der geheimnisvoll metaphysischen Farbrechtecke Mark Rothko gemahnen.
Die schwarzen Linien vor einem Malgrund aus Jute und Papiermaché in ihrem Bild „Erinnern“ haben etwas von einem Bambusgarten. Nicht ohne Grund zitierte Willibald Feinig bei seiner Vernissagerede im Bildungshaus Batschuns vergangene Woche ein japanisches Gedicht, das da lautet: „Nichts Schöneres gibt es als den schwarzen Bambus / mit seinen schmalen grünen Blättern. Es sei denn / die Zeichnung davon, das Bild.“

Urgrund der Seele

Bereits das Reiben der Tusche gehört bei Margit Krismer zum Malen mit Pinseln aus Marder-, Eichhörnchen-oder Ziegenhaar. Neuerdings werden auch Pigmente aus den Ockersteinbrüchen Südfrankreichs in erdigen Rot- und Brauntönen verwendet. Bildträger sind handgeschöpfte Japanpapiere, deren Durchsichtigkeit durch Leinöl verstärkt wird. Der Blick auf den Urgrund der Seele wird freigelegt. Mehr noch, im Bild wird eine Kommunikation mit dem dunklen Leuchten, ein Paradox, sichtbar gemacht.

Finissage, 7. April, 18 Uhr, Bildungshaus Batschuns. Willibald Feinig hat einen tiefsinnigen Text zu Margit Krismers Werk verfasst. Nachzulesen auf www.margitkrismer.at

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 5 vom 3. Februar 2022)

Autor:

KirchenBlatt Redaktion aus Vorarlberg | KirchenBlatt

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