Hl. Fidelis von Sigmaringen
Fidelis, Patron und Jubilar

Foto:  Andreas Präfcke

Heuer jährt sich der Todestag des hl. Fidelis von Sigmaringen zum 400. Mal. Am 24. April 2022 wird zu seinem Gedenken im Feldkircher Dom ein Gottesdienst gefeiert.

Michael Fliri

Der spätere Kapuzinerpater Fidelis wurde im Jahr 1578 als Sohn eines Gastwirtes und späteren Bürgermeisters Johannes Roy in Sigmaringen geboren. Auf den Namen Markus getauft schien ihm ein geordnetes Leben vorherbestimmt. Nach dem Schulbesuch studierte er in Freiburg im Breisgau Philosophie und Rechtswissenschaften, ging mit einem Adeligen auf Kavalierstour und beendete schließlich seine Studien mit der Promotion zum Doktor beider Rechte. Er wurde Advokat und Beisitzer am Obersten Gerichtshof in Ensisheim, dem Sitz der habsburgischen Verwaltung. Dort setzte er sich für Benachteiligte ein und erhielt den Beinamen „Advokat der Armen“.

Der Getreue

So weit, so gut – doch wie konnte es dieser Jurist in einem relativ unbedeutenden Verwaltungszentrum der habsburgischen Vorlande es zum Martyrium, ja sogar zur Heiligsprechung bringen? Seine Arbeit scheint ihn auf Dauer nicht glücklich gemacht zu haben. Misswirtschaft und Korruption entmutigten den jungen Juristen, sodass er nach Alternativen suchte. Er fand sie, indem er in den Kapuzinerorden eintrat, dem bereits sein Bruder Georg angehörte. 1612 wurde er zum Priester geweiht, in den folgenden Jahren war er in Biberach, Altdorf, Bludenz, Kientzheim, Rheinfelden und schließlich als Prediger und Klosteroberer in Feldkirch tätig. Als Kapuziner wählte Markus Roy den Namen Fidelis („Der Getreue“). Seine Namenswahl sollte Programm für seine Tätigkeit werden.

Dramatische Zeiten

Der Kapuzinerorden widmete sich nach der Reformation vorwiegend der katholischen Erneuerungsbewegung. Mit Klostergründungen, Seelsorge, Predigten und Bildungsstätten unterstützte er die Ziele der katholischen Gegenreformation. Es war eine Zeit der politischen Wirren, der Kriege und der Entbehrungen durch Missernten. Zugleich rollten die letzten großen Pestwellen über Europa hinweg. Die Rekatholisierung von Teilen des Prättigau war habsburgisches Programm. Hier trafen geopolitische Interessen der damaligen europäischen Großmächte auf konfessionelle Auseinandersetzungen. In dieser unübersichtlichen Lage machte sich Fidelis auf zu seiner letzten Predigt.

Tod in Seewies

Am 24. April 1622 kam Fidelis in Seewies an. Die Lage in der ganzen Region war explosiv, ein Aufstand gegen die habsburgische Herrschaft war gerade niedergeschlagen worden, die Ausübung des reformierten Glaubens untersagt. Der Kapuzinerorden sollte die Seelsorge an den Pfarrkirchen übernehmen und die katholische Predigt war für alle verpflichtend. Ziel war die flächendeckende Rekatholisierung. Ein Zeitgenosse berichtet über jenen schicksalsschweren Sonntag in Seewies, dass zuerst die Wache vor der Kirche, dann die in der Kirche anwesenden Soldaten niedergeschlagen wurden, dann wurde Fidelis „von der Kanzel herabgerissen, vor die Kirche auf den Friedhof geführt, ihm angezeigt, er habe sie lang zum Beichten zwingen wollen, jetzt müsse er ihnen beichten, und gleich darauf mit Stecken und Kolben zu Tode geschlagen“.

Heiligsprechung

Nach seinem Tod wurde er zunächst in Seewies an der Kirchenmauer begraben. Ein halbes Jahr später wurde sein Leichnam nach Chur überführt, wo er heute noch ruht. Sein Kopf wurde nach Feldkirch gebracht, wo er sich in der Fideliskapelle der Kapuzinerkirche befindet und wöchentlich der Fidelissegen erteilt wird. Bald nach seinem Tod wurden Rufe nach einer Heiligsprechung laut und tatsächlich wurde Fidelis 1729 selig und 1746 heiliggesprochen. Fidelis war seinem Ordensnamen gemäß ein treuer und unnachgiebiger Verfechter der katholischen Lehre. Unterdessen war er in den aufgeheizten Konflikten der Gegenreformation zugleich Schachfigur, Akteur und Opfer.

Kapuziner

Fidelis war der erste Kapuziner, der in Ausübung seiner Ordenspflichten ums Leben kam. Er wird deshalb als „Erstlingsmärtyrer“ des Kapuzinerordens bezeichnet. Durch seine Heiligsprechung wurde er zur Ehre der Altäre erhoben und es wurden Kirchen und Kapellen seinem Patronat unterstellt. In Vorarlberg ist dies vor allem die Pfarrkirche Muntlix, die den hl. Fidelis als Hauptpatron auch bildlich an der Stirnwand in den Mittelpunkt stellt. Vor allem ist Fidelis aber neben dem hl. Gebhard zweiter Patron der Diözese Feldkirch. In Feldkirch wird seiner am Fidelissonntag, dem 24. April gedacht. Im Dom wird ein Gottesdienst gefeiert, anschließend findet im Kapuzinerkloster Feldkirch ein Fest statt.

Veranstaltungen

Über das Jahr finden außerdem verschiedene Veranstaltungen statt. Von Sigmaringen über Feldkirch bis Seewies zeichnen die Veranstaltungsorte das Leben des Heiligen nach, setzen dabei aber neue Impulse. Eines lässt sich bereits jetzt feststellen: Die Vorbereitung dieses Gedenkjahres bringt neue überregionale Vernetzung und Begegnung, fördert internationale Zusammenarbeit und ermöglicht durch gemeinsame Projekte gegenseitiges Verstehen und Anerkennung verschiedener Sichtweisen, Überlieferungen und Geschichten.

Patronat

Wenn Fidelis 400 Jahre nach seinem Tod offene Begegnungen, gemeinsame Erinnerung und wertschätzende Zusammenarbeit ermöglicht, so ist sein Patronat für die Diözese Feldkirch zukunftsweisend.

Veranstaltungen im Überblick

11. und 12. April: Versöhnungsweg nach Seewies. Von Feldkirch führt der Weg über Balzers nach Seewies, wo ein gemeinsamer Gottesdienst mit der reformierten Gemeinde gefeiert wird und eine Versöhnungsgeste Platz
findet.

21. April bis 20. November: Ausstellung. „Der Fall Fidelis“ im Palais Liechtenstein. Eine Ausstellung auf der Spurensuche nach der Geschichte um und über Fidelis.

23. April: Feldkircher Evensong. Im Feldkircher Dom wird der Fidelissonntag mit der Aufführung des „Feldkircher Evensongs“ von Wolfgang Reisinger eingeleitet (zugleich Abschluss des Feldkircher Teiles des Kirchenklangfestivals „Cantars“).

24. April: Fidelissonntag. Festgottesdienst mit Bischof Benno Elbs im Feldkircher Dom, zugleich Radioübertragung auf Radio Vorarlberg, mit anschließender Fidelisprozession ins Kapuzinerkloster und Klosterfest.
Festgottesdienst zum Patrozinium in Muntlix.

2. Juli: Fidelis – Das Musical. Das Musical über Fidelis von Sigmaringen zeichnet den Lebensweg eines außergewöhnlichen Menschen nach. Der Text von Helmut Schlegel schafft den Spagat zwischen historischer Präzision und künstlerischer Freiheit. Der Jazzrock des Komponisten Wolfgang Klockewitz bildet das Fundament für den Musicalabend. Montforthaus, Feldkirch.

22. und 23. September: Symposium zum hl. Fidelis. Das Diözesanarchiv und die Stadt Feldkirch veranstalten gemeinsam eine Tagung zu Themen rund um den hl. Fidelis von Sigmaringen.d um den hl. Fidelis von Sigmaringen.

Autor:

KirchenBlatt Redaktion aus Vorarlberg | KirchenBlatt

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