Ukrainische Flüchtlinge in Oberösterreich
Flüchtlingshilfe ist voll angelaufen

Foto: Visar Kryeziu / AP / picturedesk.com

Auch in Oberösterreich kommen immer mehr Flüchtlinge aus der Ukraine an. Die Hilfsbereitschaft ist groß. Die Caritas merkt, dass nach einer längeren Flaute nun wieder mehr potentielle Flüchtlingsquartiere angeboten werden. Allein eine exklusive Beschränkung auf Bürger/innen aus der Ukraine ist dabei nicht machbar.

Wegen des Krieges sind nach Angaben der Vereinten Nationen bereits mehr als 1,7 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen. Laut Innenministerium haben (Stand Montag, 7.3.) 45.000 Menschen aus der Ukraine die Grenze zu Österreich übertreten. Derzeit reist die Mehrheit der Ankommenden zu Bekannten, Freunden und Familie in anderen europäischen Ländern weiter.

Es wird aber damit gerechnet, dass zumindest mittelfristig mehr Menschen auch in Österreich bleiben werden. Insbesondere Wohnraum ist deshalb stark gefragt.

Er floh und ist jetzt selbst ein Helfer

In der Pfarre Vöcklamarkt konnten etwa in den letzten Tagen rasch Quartiere für vier Frauen und fünf Mädchen aus der westlichen Ukraine organisiert werden. Nachdem sie von einem Vöcklamarkter Helferteam von der polnisch-ukrainischen Grenze abgeholt wurden, haben sich drei Familien aus der Gemeinde spontan bereit erklärt, eine Wohnung zur Verfügung zu stellen. Einer der Quartiergeber, der kurdische Syrer Moaz, ist erst vor wenigen Jahren selbst aus einem Kriegsgebiet geflohen.

Sein Haus, in das er mit seiner Familie vor einem halben Jahr gezogen ist, hatte noch eine Wohneinheit frei. „Mir ist geholfen worden und jetzt möchte ich ein bisschen was zurückgeben. Das ist meine Motivation“, erzählt Moaz der KirchenZeitung wenige Minuten, bevor die ukrainischen Flüchtlinge bei ihm eintreffen.

Was die Integration von Geflüchteten betrifft, hat die Pfarre Vöcklamarkt in den letzten Jahren schon einiges an Erfahrung gesammelt. Ein eigener Integrationsfachausschuss kümmert sich um diese Belange. „Wir haben jetzt wieder sehr viel Arbeit“, berichtet Franz Gebetsberger, der sich im Ausschuss engagiert.

Die Flüchtlingshilfe ist für ihn selbst ein Full-time-Job, wie er sagt. „Ich melde die Leute an, koordiniere Sach- und Lebensmittelspenden und schaue, dass die Mädchen möglichst bald in die Schule gehen können“, gibt Gebetsberger ein paar Beispiele.

Nicht nur Ukrainer

So wie in Vöcklamarkt ist die Welle der Solidarität mit der Ukraine und ihrer flüchtenden Bevölkerung in ganz Oberösterreich sehr groß. In Windeseile hat das Land Oberösterreich hunderte Notschlafplätze geschaffen. Mit Stand Montag wurden zudem 500 Privatquartiere für Geflüchtete an das Land Oberösterreich gemeldet.

Auch die Caritas bereitet sich auf die Aufnahme von Flüchtlingen vor. Viele der im Jahr 2015 geschaffenen Unterkünfte wurden aufgelassen und stehen nun nicht mehr zur Verfügung. Dass die Hilfsbereitschaft gegenüber den ukrainischen Flüchtlingen stärker ist als bei anderen Nationalitäten, bekommt Lisa Steinkogler von der Caritas-Flüchtlingshilfe dabei direkt zu spüren.

„Wir haben schon seit Monaten wieder vermehrt Unterkünfte gesucht und da kam vergleichsweise wenig“, erzählt sie. Mittlerweile erreichen die Caritas-Flüchtlingshilfe viele Angebote für potentielle Flüchtlingsquartiere.

Dass – anders als bei vergangenen Fluchtbewegungen – vor allem Mütter mit Kindern Schutz suchen, erhöhe die Solidarität in der Bevölkerung, berichtet Steinkogler: „Manche Leute sagen sogar, dass sie ihre Quartiere nur Ukrainern zur Verfügung stellen möchten.“ Es ist ein Wunsch, dem sie nicht nachkommen kann. Man brauche auch für Geflüchtete aus anderen Ländern dringend Unterkünfte. Eine exklusive Bevorzugung einer Gruppe von Flüchtlingen sei einfach nicht machbar.

Dabei ist die Caritas noch mit anderen Herausforderungen konfrontiert. Für eine gute Betreuung ist es für die Hilfsorganisation leichter, wenn die Flüchtlingsquartiere nicht zu klein und zu sehr übers Land verstreut sind. So hofft man speziell auf Pfarren, die Unterkünfte für mindestens zehn Personen zur Verfügung stellen. Immerhin: Ein Handvoll Pfarren war es bei Redaktionsschluss bereits, die sich das vorstellen konnten.

Für kleinere Unterkünfte

Franz Zeiger, Pfarrer in Linz-St. Peter, der in der Flüchtlingshilfe seit 2015 engagiert ist, sieht dagegen in kleineren Unterkünften Vorteile. „Es ist damit überschaubarer“, sagt er. Es brauche mehr als ein Dach über den Kopf, beispielsweise auch sprachliche Förderung und Begleitung bei den Amtswegen, gibt er zu bedenken.

Zu den derzeit fünf syrischen Flüchtlingen, die er beherbergt, kann er sich dennoch vorstellen, noch weiteren Schutzsuchenden aus der Ukraine Quartier zu geben. „Zwei bis drei kann ich sicher aufnehmen. Wir werden in der Pfarre natürlich wieder mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln helfen. Notfalls werde ich auch meine Wohnung teilen“, sagt Pfarrer Zeiger und fügt hinzu: „Es wird schon irgendwie gehen.“ «

Autor:

KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung

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