St. Florianer Sängerknaben
Singen, Reisen und Fußballspielen

Anton Bruckner ist im Probenraum der St. Florianer Sängerknaben präsent. Hier: Florian Winkler, Markus Stumpner (Chorleiter) und Felix Radek. | Foto: kiz/elle
  • Anton Bruckner ist im Probenraum der St. Florianer Sängerknaben präsent. Hier: Florian Winkler, Markus Stumpner (Chorleiter) und Felix Radek.
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Ein Profi-Betrieb, der Kindern eine ganz normale Kindheit ermöglichen will, so sieht Chorleiter Markus Stumpner die St. Florianer Sängerknaben. Was rund um das 950-Jahr-Jubiläum in Corona-Zeiten alles passiert, zeigt ein Lokalaugenschein im Stift St. Florian.

Zwei Buben mit Scooter und Helm fahren im Innenhof des Stifts St. Florian über eine Holzschanze, allerlei Drehungen und Sprünge werden gemacht und besprochen. Hier an der Hinterseite des Gebäudes ist auch der Trakt, der für die St. Florianer Sängerknaben reserviert ist. Drinnen wurlt es. Es ist gerade Mittagspause und Zeit zum Plaudern: „Fad war es ohne Freunde“, darin sind sich Florian Winkler und Felix Radek einig. Die beiden St. Florianer Sängerknaben haben den ersten Lockdown noch gut in Erinnerung. Sie waren wochenlang zuhause. Kein Internat, keine Chorproben. „Und die Konzerte haben gefehlt. Die Stimmbildung war online. Direkt ist mir lieber“, meint der zwölfjährige Felix aus Steyregg.

Gemeinschaft erleben
„Wir haben die Kinder im März 2020 nach Hause entlassen und versucht, sie bei der Stange zu halten. Die Kinder haben zum Beispiel Videos gedreht, wir haben einen Film daraus gemacht. Ab Mai haben wir in Zweier-Gruppen geprobt und alles zeitversetzt gemacht: Essen, Chorbetrieb, Pausen“, berichtet Chorleiter Markus Stumpner. „Sogar am Tennisplatz haben wir geprobt, später dann in der Sala Terrena“, erinnert er sich zurück. Alle zwei Tage wird bis heute getestet. „Die Kinder zum Singen zu motivieren war mir wichtig. Das geht nur in Gemeinschaft, das hängt zusammen. Insofern waren wir hier eine Insel der Seligen, weil vieles möglich war und wir ein halbwegs normales Leben führen konnten. Wir sind ja ein Profibetrieb.“ Vormittags ist Schule, nachmittags wird gesungen. Viele Kinder haben zusätzlich Instrumental-Unterricht: Florian spielt Ziehharmonika, Felix Posaune. Zu den Lieblingsstücken zählt bei beiden der Radetzkymarsch, der auch gleich vorgesungen wird. Florian gefällt der Vogelfänger (Papageno), Felix schwärmt vom Michael-Jackson-Medley. Neben dem Singen gefällt den Kindern auch das Reisen, das bald wieder möglich sein wird. Felix erklärt: „Man lernt viele neue Sachen kennen, Orte, Städte, anderes Essen. Wir wollen auch andere Länder kennenlernen und nicht nur in Österreich bleiben.“ Eine Afrika-Tour wäre geplant gewesen, China steht statt im Jahr 2021 nun für 2022 auf dem Programm. Heuer geht es im Sommer erst mal nach Bad Goisern.

Ohne Drill
Wenn nicht gesungen wird, dann zählt Fußball zu den beliebtesten Sportarten der beiden Buben. „Und Baseball“, ergänzt Felix. Den Kindern ohne Drill eine ganz normale Kindheit zu ermöglichen, zählt zu den pädagogischen Prinzipien bei den St. Florianer Sängerknaben. „Wir sind wie eine Familie“, meint Stumpner, der seit 2018 Chorleiter ist. Die künstlerische Gesamtleitung liegt bei Franz Farnberger. Jetzt beginnt die Rückkehr zum Normalbetrieb – mit Luftfilter im Probenraum und aufgeteilt in zwei Gruppen wird gesungen und für Konzerte geprobt. Endlich. Am 25. Mai gaben die St. Florianer Sängerknaben im Brucknerhaus ihr erstes Konzert nach dem Lockdown. „Sieben Monate Pause ist für einen Sängerknaben eine lange Zeit, wenn man bedenkt, dass die aktive Zeit mit ca. drei Jahren begrenzt ist“, gibt Stumpner zu bedenken.

Prominent
Schwierig war es in den letzten Monaten, zu Nachwuchs zu kommen, die übliche Tour durch Volksschulen im Land konnte nicht stattfinden, auch die Tage der Offenen Tür konnten nicht wie gewohnt angeboten werden. Dafür lockt im Juli ein Sommercamp im Stift, mit Singen, Schwimmen und Lagerfeuer. Und am 11. Juni gibt es im Marmorsaal ein Konzert: Das Jubiläum „950 Jahre St. Florianer Sängerknaben“ will auch musikalisch gefeiert werden: mit Bruckners d-Moll-Messe am Programm, dem Bruckner Orchester Linz und Franz Welser-Möst am Dirigierpult. Der wohl prominenteste Vertreter der St. Florianer Sängerknaben, Anton Bruckner, wird auch im Film zum 950-Jahr-Jubiläum der Sängerknaben vorkommen (siehe Infokasten S. 28). – Berufsmusiker zu werden, das können sich übrigens auch Florian und Felix vorstellen. Ob Sänger, Organist oder Komponist – oder doch ganz was Anderes –, das wird sich noch zeigen.

Das Konzert vom 11. Juni wird gestreamt (via Internet): Sa., 12. Juni um 20.00 Uhr, den Link findet man auf www.florianer.at


Tipp: Stimme entdecken

Das Sing-Sommercamp für Buben zwischen sieben und zehn Jahren findet von 22.–24. Juli statt: Einmal Internatsluft schnuppern und beim gemeinsamen Singen die eigene Stimme entdecken. Dazu gibt es in der Freizeit Lagerfeuer oder Sportaktivitäten im Schwimmbad, auf dem Fußballplatz oder in der Sporthalle.
Kosten: € 105,– (inklusive Unterkunft und Verpflegung)

Anmeldung bis 16. Juli unter: Tel. 07224 4799-0 bzw. w.gruber@florianer.at

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950 Jahre St. Florianer Sängerknaben

Autor:

KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung

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