„Einen lebensbegleitenden Partner zu haben, kann nur ein Segen sein“

Ein klares Zeichen: Die Regenbogenfahne auf der Pfarrkirche Breitenfeld in Wien. | Foto: HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com
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Die Glaubens­kongregation findet unter kirchlichen Verantwortungsträgern der Diözese Linz kaum Verständis für ihr Nein zur Segnung homosexueller Paare.

Die Wertschätzung für homosexuell empfindende Menschen bleibe „vordergründig und leer, wenn sie sich nicht auch im seelsorglichen Wirken und liturgischen Beten und Handeln der Kirche abbildet“, sagt Bischof Manfred Scheuer. Man habe sich auch weiterhin mit dem Thema auseinanderzusetzen. Dass das Nein aus Rom zu Ernüchterung und Enttäuschung geführt habe, verstehe er, sagt Scheuer. Auch Maria Hasibeder, Präsidentin der Katholischen Aktion Oberösterreich, sagt: „Die katholische Lehre muss ‚verheutigt‘ werden, so wie dies zahlreiche Moraltheologinnen- und theologen bereits seit langem fordern.“ Die Erfahrungen von Beziehungs-, Ehe- und Familienseelsorger Josef Lugmayr gehen über Ernüchterung und Enttäuschung hinaus: Im diözesanen Arbeitskreis für Homosexuellenpastoral habe es unter den vielen Reaktionen auch „Verärgerung und persönliche Verletzungen“ gegeben. „Als diözesane Fachstelle für Beziehung, Ehe und Familie lassen wir uns nicht irritieren. Wir begleiten Einzelpersonen und Paare unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung in ihrem Bestreben nach einem gelingenden Leben und einer gelingenden Beziehung. Diese Sehnsucht haben alle Menschen, völlig unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung.“ Es ist kein Geheimnis, dass schon bisher Seelsorger/innen homosexuelle Partnerschaften gesegnet habe. Ob sich daran jetzt etwas ändert? „Ich gehe davon aus, dass jene Seelsorger/innen, die schon bisher dazu bereit waren, das auch weiterhin tun werden. Ich kann das nur unterstützen“, sagt Lugmayr.

Nicht umsonst

Eine besondere Bedeutung hat das römische Nein zur Segnung homosexueller Paare für einige Theologen der Katholischen Privatuniversität Linz (KU). Dort wurde im Auftrag der Liturgiekommission der Bischofskonferenz zu solchen Segnungen geforscht. Ergebnis ist ein international wahrgenommenes Buch, das einen Segensvorschlag für eine homosexuelle Partnerschaft enthält. Erstellt hat ihn Liturgieprofessor Ewald Volgger. War seine Arbeit umsonst? „Die Flut an Unverständnis der römischen Stellungnahme gegenüber zeigt, dass unsere Arbeit nicht umsonst war“, sagt er. Die Glaubenskongregation, welche die wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte nicht berücksichtigt habe, solle das Gespräch mit der Theologie und den Humanwissenschaften suchen und das Thema neu angehen. „Das kirchliche Lehramt riskiert ansonsten, nicht mehr ernst genommen zu werden, wenn es sich nach derart heftigen Reaktionen dem Gespräch verweigert. Und es sind natürlich die Bischöfe und Kardinäle gefordert. Es gehört zu ihrer Hirtenaufgabe, sich auf das Gespräch mit den Betroffenen einzulassen, die Erkenntnisse der Wissenschaft zu würdigen und auch neue pastorale Wege zu gehen“, sagt Volgger. „Einen Menschen als lebensbegleitenden Partner oder Partnerin zu haben, kann wohl nur ein Segen sein.“
Zu den Autor/innen im Buch der KU gehört auch Moraltheologe Michael Rosenberger. Auch er ist sich sicher, dass die Diskussion mit dem römischen Nein nicht beendet ist: „Was sich die Glaubenskongregation wünscht, wird nicht eintreten, im Gegenteil: Die Diskussion wird verschärft.“ Rosenberger ärgert sich, dass Rom mit keinem Wort auf die Argumente der Befürworter/innen der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare eingegangen ist.
Bleibt als Frage, welche Rolle Papst Franziskus in der Angelegenheit spielt. Offiziell hat er das römische Nein gutgeheißen. Familienseelsorger Lugmayr und Moraltheologe Rosenberger sehen den Papst zwischen den Stühlen. Rosenberger sagt: „Der Papst versucht in der seelsorglichen Praxis Spielräume zu nutzen. Da er aber auf dem Gebiet der Moraltheologie sehr unsicher ist, muss er das Feld der Lehre der Glaubenskongregation überlassen. Diese Zweiteilung zwischen Lehre hier und Pastoral dort stößt nun an Grenzen. Der Papst müsste eine Entscheidung treffen, tut es aber nicht.“

Autor:

KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung

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