Ostergrüße von Bischof Manfred Scheuer
Das Leben und die Liebe siegen

Foto: Franz Litzlbauer
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Liebe Schwestern und Brüder!

Am Beginn der Fastenzeit hätten die wenigsten vermutet, dass das heurige Osterfest ein ganz eigenartiges werden würde. Viele Fragen tauchten plötzlich auf: Findet Ostern überhaupt statt? Soll man Ostern verschieben? Können wir feiern, dass der Herr auferstanden ist – ohne die Freude mit der übrigen Gemeinde zu teilen, ohne die vertrauten liturgischen Rituale in der Kirche mitzuvollziehen?

Zentrale Feier
Ostern ist die zentrale Feier unseres Christentums. Es wird über eine ganze Woche lang ein unüberbietbarer Spannungsbogen erzeugt. Der Palmsonntag mit dem Jubel über den Einzug Jesu in Jerusalem. Der Gründonnerstag mit dem Brotbrechen Jesu im Kreis seiner Freunde, der Geburtsstunde der Eucharistie. Die Angst Jesu am Ölberg, die Gefangennahme, das Ausgeliefertsein, die Verhandlungen vor Gericht und vor Pilatus, das Todesurteil und Jesu Kreuzestod: Der Karfreitag nimmt uns hinein in das Leiden und den Tod eines Unschuldigen. Jesus wird beigesetzt, es folgt die Stille des Karsamstags. Und dann die Osternacht: Entgegen aller Hoffnung greift Gott ein und erweckt Jesus aus dem Tod. Das Leben und die Liebe siegen.

Sternstunden
Ostern erleben wir immer wieder in unserem Alltag. Gott schenkt uns Sternstunden, in denen wir erleben, wie sehr wir geliebt sind, wie sehr wir das Leben als Geschenk sehen dürfen. Die vergangenen Wochen waren und sind für die meisten Menschen mit vielen Einschränkungen verbunden. Viele Menschen bekommen die Einsamkeit am eigenen Leib zu spüren. Menschen werden krank, müssen unter Quarantäne. Erwachsene sind mit Arbeitslosigkeit und Zukunftssorgen konfrontiert. Kinder verstehen nicht, warum sie nicht gemeinsam mit Freunden spielen dürfen. Es sind viele Ängste sind da: um die Eltern oder Großeltern, vor eigener Erkrankung, wie es mit dem Arbeitsplatz weitergehen wird, vor wirtschaftlichem Ruin.

Zur richtigen Zeit
Ostern kommt zur richtigen Zeit. Die Botschaft von Ostern ist die, dass das Leben über die Kräfte des Niedergangs schlussendlich siegt. Nach der Eindämmung der Corona-Pandemie und wenn wir wieder alle Freiheiten haben, werden wir in gewisser Weise Auferstehung feiern. Möglicherweise werden wir im Rückblick nicht nur die Einschränkungen, die wir erfahren mussten, sehen. Vielleicht haben wir in dieser Zeit durch Anrufe und Zuwendungen stärker als sonst erleben dürfen, dass wir uns gegenseitig brauchen. Vielleicht habe ich öfter als sonst zu hören bekommen: „Gut, dass es dich gibt! Ich freue mich schon so, wenn ich dich wieder sehen und umarmen kann!“ Vielleicht hat es auch meine Sinne geschärft für die Dinge des Alltags, die mein Leben bereichern und die mich stärken. Vielleicht hat es mir geholfen, Gott näherzukommen.

Unverschiebbar und jederzeit
Ostern ist nicht verschiebbar, Ostern kann uns jederzeit im Alltag widerfahren. Die Auferstehung Jesu ist seine Zusage an uns: Ich bin da bei euch alle Tage dieser Welt! Denken wir aneinander, halten wir zusammen, beten wir füreinander. Ich wünsche Ihnen allen von Herzen ein gesegnetes Osterfest. Der Herr ist wirklich auferstanden, halleluja!

+ Manfred Scheuer
Bischof von Linz

Autor:

Brigitta Hasch aus Oberösterreich | KirchenZeitung

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