Hilfsprojekte der Caritas im Kongo
„Das hat mein Leben komplett verändert“

Foto: Lila
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Die Caritas OÖ unterstützt mit ihren Partnerinnen und Partnern die Menschen in der Demokratischen Republik Kongo dabei, bessere Ernteerträge zu erzielen und damit ihre Existenz abzusichern. Die Arbeit trägt im wahrsten Sinne des Wortes Früchte, wovon sich Bischof Manfred Scheuer auf einer Reise in das zentralafrikanische Land überzeugen konnte. 

Im Schritttempo kämpft sich der weiße Jeep durch den dichten kongolesischen Dschungel. Rundherum sind nur Gestrüpp, Akazienbäume und die eine oder andere Palme zu sehen. Das Fahrzeug überwindet Schlagloch um Schlagloch, schiebt sich zuerst einen Hang hinauf und dann auf der anderen Seite wieder hinunter. Plötzlich lichtet sich der Dschungel und gibt den Blick auf ein breites Gemüsefeld frei.

Genau dorthin wollen die Insassen des Jeeps: Bischof Manfred Scheuer, Caritas OÖ-Direktor Franz Kehrer, Caritas-Länderreferentin für die Demokratische Republik Kongo Andrea Fellner und die Kirchenzeitung. Kongolesische Jugendliche erhalten hier im Rahmen eines Caritas-Projekts eine mehrjährige landwirtschaftliche Ausbildung.

Landflucht und Jugendarbeitslosigkeit sind große Probleme in der Demokratischen Republik Kongo, deshalb wurde dieses Projekt ins Leben gerufen. Der Lehrplan ist umfangreich: Die Jugendlichen erlernen die Grundlagen der ökologischen Landwirtschaft, verbesserte Anbaumethoden, natürliche Kompostierung, Tierhaltung, Lagerung und Vermarktung von Produkten. Auf dem Feld, das die Reisegruppe rund um Bischof Scheuer nun betritt, experimentieren sie mit verschiedenen Techniken und beobachten, wie sich zum Beispiel Chinakohl, Zwiebeln, Endiviensalat und Tomaten entwickeln. „Wir düngen nicht mit chemischen Mitteln, sondern stellen einen Kompostdünger aus Ziegen- oder Schweinemist und Grünabfällen her“, erklärt einer der Jugendlichen. „Ich bin sehr beeindruckt von den jungen Menschen, von der Lebensfreude und der Zuversicht, die sie ausstrahlen“, sagt Bischof Scheuer. „Sie können stolz auf ihre Arbeit sein.“ 

Großes Potenzial

„Mit 80 Millionen Hektar Ackerland und mehr als 1.100 identifizierten Mineralien und Edelmetallen hätte die Demokratische Republik Kongo laut UNO das Potenzial, mehr als eine Milliarde Menschen zu versorgen. Das Land, in dem Bildung und Gesundheitsversorgung kostenpflichtig sind, ist jedoch von Armut, Gewalt und Korruption geprägt“, sagt Andrea Fellner. Wer hilft, ist nicht die Politik, sondern oftmals die Kirche. Sie genießt hohes Ansehen in der Bevölkerung. Diese betreibt zum Großteil kleine Landwirtschaften, Fischerei und Tierhaltung. Die Ernte fällt oft gering aus. Ursachen sind unter anderem der Klimawandel, fehlendes modernes landwirtschaftliches Wissen und die Nichtexistenz grundlegender funktionierender staatlicher Strukturen.

„Oberstes Ziel bei unseren Projekten ist, dass die Menschen mindestens zwei Mal am Tag zu einer ordentlichen, ausgewogenen Mahlzeit kommen und sich langfristig auch aus eigener Kraft versorgen können“, sagt Caritas-OÖ-Direktor Franz Kehrer. In der Region Luozi in der Provinz Zentralkongo werden deshalb 760 Familien (4560 Personen) aktuell von der Caritas OÖ und ihren Partner/innen unterstützt. Die Kleinbauern lernen hier in Schulungen, wie sie mehr aus ihren Feldern herausholen und sich gleichzeitig gesund ernähren.

Einer der Bauern ist Reddy Mankatu. Reddy führt Bischof Manfred Scheuer, Caritas-Direktor Franz Kehrer und die KirchenZeitung zu seinem riesigen Ananasfeld. Seit 2019 baut der neunfache Vater die Früchte hier an. „Durch das Projekt hat sich mein Leben komplett verändert“, erzählt er. „In den Schulungen der Caritas habe ich gelernt, wie ich einen besseren Ertrag erwirtschafte. Dank der höheren Einkünfte haben unsere Kinder nicht nur genug zu essen, sie können auch alle in die Schule gehen.“

Gesicherte Existenz

Julbert und Angel Lufuankenda bauen unter anderem Maniok an, eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel in der DR Kongo. Zwischen den Maniokpflanzen wachsen Sesam, Ananas und Obstbäume. „In den Schulungen habe ich gelernt, dass es von Vorteil ist, wenn man mehrere Kulturen nebeneinander pflanzt und jedes Jahr eine andere Kultur. So habe ich zu unterschiedlichen Zeiten etwas zu essen und zu verkaufen“, erklärt Julbert, während er die Gruppe stolz durch sein Feld führt. Hat sich der Ernteertrag nun verbessert? Julbert lacht und zeigt auf seine Frau Angel, die neben ihm steht: „Sehen Sie sich meine Frau an, wie gesund sie aussieht!“
Der Weg zu Judette Nzumba führt über eine mit rotem Sand bedeckte Straße, wie es sie in der Trockenzeit im Kongo häufig gibt. Selbst bei geringem Fahrtempo wirbelt der Jeep mächtig Sand auf, sodass ihm ständig eine rote Staubwolke folgt. Judette Nzumba interessiert sich besonders für Tierhaltung und hält einige Ziegen. „In den Schulungen habe ich gelernt, was es für einen Ziegenstall braucht, wie die Ziegen am besten gedeihen, wie man Salzlecksteine selbst herstellt und vieles mehr“, erzählt sie.

Mit den Ziegen kann sie einerseits ihre Kinder ernähren und andererseits vom Verkauf die Schule oder Medikamente bezahlen. „Wir ernähren uns jetzt auch gesünder, essen viel verschiedenes Gemüse wie Bohnen, Reis oder Maniok. Manchmal gibt es auch Fleisch oder Fisch.“

Bischof Manfred bewundert das große Engagement, das die Lebensbedingungen der Menschen in der DR Kongo entscheidend verbessert: „Den Themen Ernährung, Gesundheit und Bildung wird seitens der Caritas große Aufmerksamkeit geschenkt, was große Dankbarkeit und Wertschätzung verdient. Deshalb ist es wichtig, weiterhin die Arbeit von Caritas und Diözese zu unterstützen. «

Hinweis: Die Recherchereise der KirchenZeitung wurde durch die Caritas Oberösterreich ermöglicht.

Autor:

KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung

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