Am 8. Mai ist Muttertag
Mutterschaft als Beziehung

Foto: Jorn Buchheim, Adobe Stock

Am Muttertag werden die Mütter gefeiert und es wird ihnen zu Recht gedankt. Darüber hinaus ist das Fest aber mit durchaus kontroversiellen Fragen verbunden.

Besser ist es, auf die zwei Menschen zu schauen, um die es vorrangig geht: die Mutter und das Kind.

„Mutter ist die Frau, die das Kind geboren hat.“ So steht es im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch. Man braucht aber gar nicht auf die (in Österreich verbotene) Leihmutterschaft zu verweisen, um zu erkennen, dass damit nicht alle Fragen beantwortet sind.

Im Falle einer (in Österreich erlaubten) Eizellenspende gibt es neben der Frau, die das Kind geboren hat, die biologische Mutter – jene Frau, deren Erbgut das Kind durch die Eizelle in sich trägt.

Eltern und damit auch Mutter kann man weiters durch Adoption werden. Und es gibt die Pflegemütter. Wer wird am Muttertag gefeiert? Was ist Mutterschaft überhaupt? Am besten erscheint es, den Fokus auf die Beziehung zwischen Mutter und Kind zu legen und Außenwahrnehmungen zu vermeiden.

Mutterrolle

Denn die Debatte wird (besonders für einen Mann) schwierig, wenn man weiter nach den Vorstellungen fragt, wie eine Mutter zu sein hat. Nicht selten werden Vater- und Mutterrolle gegeneinander abgegrenzt, auch wenn das Gesetz auf die gemeinsame Verantwortung abstellt.

Die Vorstellung, dass die Mutter zu Hause bei den Kindern bleibt, während der Vater das Einkommen sichert, wird heute aus guten Gründen nicht mehr als einziger „Normalfall“ verstanden, weil das, wenn es von außen verlangt wird, für Frauen nicht gerecht ist und weil sehr viele Familien heute einfach auf zwei Einkommen angewiesen sind.

Es ist dabei keineswegs neu, dass die Mutter, die zu Hause bleibt, nicht ein gesamtgesellschaftliches Phänomen ist, sondern bestenfalls Teile der Gesellschaft betrifft. Mägde hatten in der Vergangenheit vielfach keine Möglichkeit, sich entsprechend bürgerlicher Vorstellungen exklusiv um ihre Kinder zu kümmern, Frauen aus der Arbeiterschicht ebenfalls nicht. Im Adel und im Großbürgertum wurden Kinder in die Betreuung von Ammen und Kinderfrauen gegeben.

All das wird übersehen, wenn manche Kreise noch heute außerfamiliären Betreuungseinrichtungen kritisch gegenüberstehen.

Auf der anderen Seite wird mitunter Frauen mit Unverständnis begegnet, die bewusst und gewollt bei den Kindern daheimbleiben.

Große Erwartungen

Über „Wahlfreiheit“ von Müttern wird viel gesprochen. Aber dass die Doppelbelastung von Familie und Beruf immer noch ein weit überwiegend weibliches Problem ist, zeigt auf, dass gesellschaftlich meist von den Müttern viel mehr verlangt wird als von den Vätern.

Besonders problematisch war und ist es, wenn Mutterschaft ideologisch für andere Zwecke missbraucht werden soll. Hinter dem „Mutterkreuz“ der Nationalsozialisten steckte die Erwartung an Frauen, den „Bestand“ des „deutschen Volkes“ zu sichern.

In anderen Zusammenhängen sehen wir solche Verzweckung der Mutterschaft auch heute: So wird mitunter in Zuschriften an die KirchenZeitung lamentiert, Österreich bringe zu wenig Kinder hervor – oft sagen das jene, die Geburten und Einwanderung gegeneinander aufrechnen.

Aber es gibt halt keine Verpflichtung zum Kinderkiegen.

Zwei Menschen

Einen Ausweg aus all diesen Untiefen bietet die individuelle Sicht, die auf die Beziehung zwischen Mutter und Kind eingeht.

Mutter- bzw. Kindesliebe ist dann die Beziehung zwischen zwei konkreten Menschen. Gesellschaftliche Vorstellungen treten in den Hintergrund

Es ist dann auch nicht zwingend, dass es eine leibliche und biologische Mutterschaft ist. Auch Adoptiv- und Pflegemütter sind Mütter. Manchmal übernehmen Großmütter oder Tanten für ein Kind die Mutterrolle

In jedem Fall ist dann klar, dass Mutterschaft mehr ist als der Geburtsvorgang, gleichzeitig aber es den Müttern und Kindern vorbehalten bleibt, wie sie ihre Beziehung gestalten.

Diese Beziehung, die das Leben beider Menschen prägt (auch über den Tod eines Teils hinaus), ist es, was am Muttertag gefeiert wird.

Und das Kind kann für die Liebe Danke sagen, egal, wie sie konkret aussieht.

Denn Mutterliebe ist immer einzigartig.

Autor:

KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung

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