Ökologische Friedhofsgestaltung
Der Friedhof als Naturoase

Ökologisch gestalteter Friedhof ist sowohl ein Ort des Trauerns und Erinnerns als auch ein Lebens- und Begegnungsraum mit vielen Bäumen und Blumen (im Bild: der St. Barbara-Friedhof in Linz).  | Foto: Clemens Frauscher
  • Ökologisch gestalteter Friedhof ist sowohl ein Ort des Trauerns und Erinnerns als auch ein Lebens- und Begegnungsraum mit vielen Bäumen und Blumen (im Bild: der St. Barbara-Friedhof in Linz).
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Klima- und Naturschutz wird auch auf Österreichs Friedhöfen immer mehr zum Thema. Wie diese ökologisch und naturnah gestaltet werden können, zeigen Pfarren in Oberösterreich, der Steiermark und Vorarlberg.

Friedhöfe sind nicht nur Orte der Trauer und der Erinnerung, sondern auch Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Im St. Barbara-Friedhof in Linz setzte man sich daher das Ziel, den Friedhof ökologischer und naturnäher zu gestalten. Das geht allerdings nicht ohne die Akzeptanz seitens der Friedhofsbesucher/innen, betont Friedhofsverwalter Clemens Frauscher: „Man muss die Leute informieren und mit ins Boot holen.“

Ein Beispiel dafür sind brachliegende Flächen, die als Blumenwiese und damit als Nahrungsquelle für Bienen und andere Insekten dienen. „Anfangs bekamen wir Beschwerden, weil wir diese Flächen nicht gut pflegen würden. Aber wenn man den Hintergrund erklärt, wird das von den meisten Besucher/innen positiv aufgenommen.“ 

Für eine naturnahe Friedhofsgestaltung braucht es vor allem Bäume, sagt Frauscher. Sie sorgen für einen Wohlfühleffekt, spenden Schatten und kühlen das Umfeld. „Bei uns stehen mehr als 1200 Bäume. Dazu kommen 750 Großsträucher und 800 Laufmeter Hecken. Wir achten darauf, Pflanzen zu setzen, die auch mit trockeneren Witterungen zurechtkommen.“

Auch viele Tiere finden auf dem St. Barbara-Friedhof ein Zuhause: „Vor fünf Jahren haben wir angefangen, das Laub der Bäume zu großen Haufen zusammenzurechen, für die Igel als Winterquartier. Seither ist deren Population jährlich gewachsen.“ Angesiedelt haben sich auch 25 verschiedene Vogelarten. Für diese wurden etwa 120 Brutkästen aufgehängt. Für die Bienen stehen zudem mehrere Bienenstöcke bereit.

Vorarlberg

Einer möglichst naturnahen Friedhofsgestaltung verschreiben sich auch immer mehr Pfarren in Vorarlberg. Die Pfarre Höchst etwa hat durch das Fällen vieler Bäume der darunter liegenden Wiese wieder zu mehr Vegetation verholfen. Als Ausgleich für die entfernten Bäume wurden heimische Rosensträucher gepflanzt. Um die Biodiversität im Vorgarten des Kaplanhauses zu fördern, wurden die dortigen Fichten und Thujen durch Laubgehölze wie Eberesche und Berberitze ersetzt, da diese Insekten und Vögeln Lebensraum und Nahrung bieten.

Den Insekten zugute kommt auch ein Blühstreifen zwischen zwei Grabreihen mit blütenreichen Pflanzen, die auch Trockenheit gut aushalten. Einen Teil ihrer verfügbaren Fläche belassen Pfarren wie Dornbirn-Rohrbach, Dornbirn-Hatlerdorf und Hohenems als Blumenwiesen oder -inseln, platzieren Bienenstöcke und pflegen die Friedhöfe bewusst ohne Pestizide.

Steiermark

In der Diözese Graz-Seckau ist der ökologische Friedhof seit 2018 ein Thema, 2019 wurde dafür der Diözesane Umweltpreis vergeben. Einer der Hauptpreisträger war die Pfarre Stainz: Sie punktete mit einer großen Artenvielfalt auf dem Friedhof mit Föhren, Fichten, Eiben, Rotbuchen, einer Blumenwiese und mehr. Bei den Gräbern finden mehrjährige Stauden und Rosen Verwendung, statt Schotter- gibt es befestigte Rasenwege. Chemische Spritzmittel sind streng verboten.

Zwei Kerzenautomaten sind befüllt mit Glasbehältern und Nachfüllkerzen. „Mit externen Fachleuten haben wir zudem die Broschüre ‚Friedhof als Ort des Lebens‘ entwickelt, mit vielen nützlichen Infos für Pfarren und Grabbesitzer“, sagt Hemma Opis-Pieber, Umweltbeauftragte der Diözese Graz-Seckau. Für Frauscher hat eine ökologische Friedhofsgestaltung nicht nur auf das Klima einen positiven Effekt: „Ein naturnaher Friedhof kann dazu beitragen, sich die eigene Sterblichkeit auf sanfte Weise bewusst zu machen und die Angst vor dem Tod ein wenig zu nehmen.“ 

Praxistag Urnengräber/Friedhofsanlagen (exklusiv für mit der Friedhofsverwaltung betraute Personen): 1.10.2022, 9–14 Uhr, St. Barbara Friedhof Linz, Anmeldung bis 28.9. via rechtsabteilung@dioezese-linz.at

Autor:

KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung

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