Mariendom
Wie aus dem Abgeordneten Sebastian Grubauer ein Bartträger wurde

Familientreffen: Die Cousinen Karoline Gintens­torfer, Elfriede Dallinger, Maria Mayr und Erni Mathy (von links nach rechts); stehend vertreten Martina Signer und Maria Schatzberger die nächste Generation.  | Foto: Signer/Privat
  • Familientreffen: Die Cousinen Karoline Gintens­torfer, Elfriede Dallinger, Maria Mayr und Erni Mathy (von links nach rechts); stehend vertreten Martina Signer und Maria Schatzberger die nächste Generation.
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Vier Cousinen haben eine besondere Beziehung zu einem Fenster im Linzer Mariendom: Ihr Urgroßvater hat es einst mitgestiftet. In dieser Tradition beteiligen sie sich jetzt auch an der Domlotterie.

Auch im Alter zwischen 81 und 91 Jahren pflegen Karoline Gintenstorfer, Elfriede Dallinger, Maria Mayr und Erni Mathy ihre regelmäßigen Treffen. Die Renovierungsarbeiten an den Glasfenstern des Mariendoms haben in der Familie der vier Cousinen eine besondere Erinnerung wachgerufen: An der Finanzierung eines der Fenster im Hochchor hat ihr Urgroßvater Sebastian Grubauer (manchmal auch Grubbauer geschrieben) mitgewirkt. Das Fenster zeigt in den großen Flächen die Beschneidung Jesu und seine Darstellung im Tempel. Darunter finden sich weitere biblische Szenen, ganz unten ist der Vorstand des Katholischen Volksvereins für Oberösterreich abgebildet: sechs Männer in knieender Haltung. Das Fenster war 1885 das erste, das der Volksverein gestiftet hat. Es gibt auch ein viel später entstandenes Volksvereinsfenster, auf dem aber die damaligen (späteren) Vertreter des Vereins im Zentrum stehen.


Landwirt und Politiker

Der 1869/70 gegründete Volksverein bildete das organisatorische Rückgrat der christlichsozialen Partei in Oberösterreich bis 1934. Über den Verein kommt Sebastian Grubauer ins Spiel: Er wurde 1833 in Katsdorf geboren, bewirtschaftete später die Landwirtschaft seiner ersten Frau Barbara in St. Magdalena (heute ein Stadtteil von Linz) und war dort Bürgermeister. Ab 1871 saß er im Landtag und war zumindest nominell ein halbes Jahr lang auch Mitglied im Abgeordnetenhaus in Wien. Nach dem Tod seiner ersten Frau hatte er mit seiner zweiten Frau Maria fünf Kinder. Nun müsste Grubauer auf dem Glasfenster im Dom aus 1885 zu sehen sein. Laut einer Bildbeschreibung ist er der zweite Mann von rechts. Allerdings handelt es sich nicht mehr um das originale Fenster. Dieses wurde im Zweiten Weltkrieg infolge von Bombenabwürfen zerstört. Eine Skizze und ein Foto aus dem Jahr 1923 zeigen Grubauer auf dem Originalfenster ohne Bart. Bartträger ist da überhaupt nur Volksvereins-​präsident Heinrich Graf Brandis. Auf dem jetzigen Fenster, das 1964 neu hergestellt wurde, hat unter anderem der zweite Mann von rechts jetzt einen Vollbart. Vermutlich wurde das Fenster eher frei nachempfunden.
In die aktuelle Renovierung der Domfenster wird auch das Hochchorfenster miteinbezogen. Auch wenn ihr Vorfahre nicht mehr erkennbar ist, ist es Ehrensache für die vier Cousinen, sich im Rahmen der Domlotterie an der Unterstützung dafür zu beteiligen. Zumal Maria Mayrs Tochter Martina Signer Mitglied im Domchor war und heute immer wieder bei den Morgenmeditationen im Dom singt.

Autor:

KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung

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