Vom Medizinstudium direkt zum Coronaeinsatz
„Kriseneinsätze liegen mir im Blut“

Der Medizinstudent Philipp Bogner startet nach der Quarantäne in den freiwilligen Zivildienst.  | Foto: privat
  • Der Medizinstudent Philipp Bogner startet nach der Quarantäne in den freiwilligen Zivildienst.
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Medizinstudent Philipp Bogner aus Wilhering hat sich freiwillig zum außerordentlichen Zivildienst gemeldet. Seine ersten Erfahrungen mit Kriseneinsätzen hat er beim Hochwasser im Jahr 2013 gemacht.

Ob er sich als Held fühlt? „Nein, ich habe ja keine Superkräfte“, sagt Philipp Bogner.„Das ist einfach der Beitrag für die Gesellschaft, den ich leisten kann.“ Der 24-Jährige hat sich beim Samariterbund für den Zivildienst registrieren lassen, um in der Corona-Krise mit anzupacken. Eigentlich habe er zuerst damit gerechnet, dass er als ehemaliger Zivildiener sowieso verpflichtet würde. „Als ich dann gehört habe, dass es die Regierung über die freiwillige Schiene versucht, habe ich mich gleich am ersten Tag gemeldet“, sagt Philipp Bogner.

Vielfältig einsetzbar

Er studiert in Innsbruck im 7. Semester Medizin, ist ausgebildeter Notfallsanitäter und ist somit hoch qualifiziert für die Aufgabe, in die er Anfang April starten wird. „Ich gehe von einem dreimonatigen Einsatz aus. Es ist noch offen, wo ich überall eingesetzt werde. Möglich ist das im Rettungswagen, in einem Notkrankenhaus oder bei der 1450er-Hotline.“ Angst vor einer möglichen Ansteckung mit Corona verspüre er im Übrigen kaum. „Es ist wichtig, sehr vorsichtig zu sein und sich an alle Vorschriften zu halten. Sollte ich mich aber infizieren, gehe ich davon aus, dass ich keinen allzu schweren Verlauf habe.“

Arbeit bei der Corona-Hotline
In der Corona-Krise hat der Medizinstudent seinen ersten Kurzeinsatz im Dienst bei der Hotline 1450 bereits hinter sich. Es brauche bei diesem Telefondienst viel Fingerspitzengefühl, um zu entscheiden, ob ein Verdachtsfall auf das Coronavirus vorliegt oder nicht, meint Bogner. Die Entscheidungen laufen entlang bestimmter Parameter ab, sind aber trotzdem immer individuell und vor allem rasch zu treffen. „Das Telefon klingelt pausenlos, an einem Tag hat man bei diesem Dienst hunderte Gespräche“, erzählt er. Gefreut und motiviert habe ihn, dass sich viele Anrufer/innen für die Auskunft an der Hotline bedankt haben.

14 Tage Quarantäne
Dabei hat Philipp Bogners erster Dienst bei der Hotline nur wenige Stunden gedauert. Schon am selben Tag wurde bekannt, dass Heimkehrer aus dem Hochrisikogebiet Tirol in 14-tägige Quarantäne gehen sollen. Durch sein Studium in Innsbruck war auch er von der Regelung betroffen, was ihm eine zweiwöchige Zwangspause in seinem Elternhaus in Wilhering bescherte. Mittlerweile ist diese Selbstisolation wieder beendet, womit Philipp Bogner bald an seinen Zivildienst vor knapp fünf Jahren anknüpfen kann. Er hat damals als Sanitäter beim Samariterbund gearbeitet, was seine Lebensplanung in positiver Weise umgekrempelt hat. „Der Zivildienst hat mir so gut gefallen, dass ich Medizin inskribiert habe. Obwohl ich mir nach der Matura zuerst gedacht habe, dass ich nie wieder etwas lernen will und ganz sicher nichts studieren mag.“ Der Unibetrieb liegt für Bogner während des Zivildienstes nun auf Eis, wobei es eine Regelung geben soll, dass der Einsatz für das Studium angerechnet wird.

Hilfe für Hochwasseropfer
Was es heißt ,in Notzeiten zu helfen, weiß Philipp Bogner von seiner Zeit bei der freiwilligen Feuerwehr. Bei dem verheerenden Hochwasser im Jahr 2013 half Bogner, der damals noch zur Schule ging, beim Auspumpen der Keller in den besonders betroffenen Gebieten entlang der Donau. In dem Katastrophengebiet habe er beobachtet, wie unterschiedlich Menschen auf solche Extremsituationen reagieren. „Manche Hochwasseropfer haben, während wir da waren, ein Bier getrunken und gesagt, dass es eh nix hilft, sich aufzuregen. Andere dafür waren psychisch stark gezeichnet und sind neben sich gestanden. Die Menschen sind sehr unterschiedlich gestrickt“, erzählt Philipp Bogner. Er selbst habe jedenfalls gemerkt, dass er mit solchen Situationen relativ gut umgehen kann. „Irgendwie würde ich sagen, dass mir solche Kriseneinsätze im Blut liegen.“

Zivildiener
Freiwillig melden

Ehemalige Zivildiener wurden öffentlich dazu aufgerufen, sich freiwillig für den außerordentlichen Zivildienst zu melden. Außerdem werden jene Männer, die ihren Zivildienst in den vergangenen fünf Jahren absolviert haben (insbesondere jene, die in den Bereichen tätig waren, in denen nun spezieller Bedarf herrscht), nun auch aktiv vom zuständigen Ministerium angeschrieben. Bis dato haben sich über 2.000 Zivildiener freiwillig gemeldet. Sie werden im April ihre Tätigkeit aufnehmen.

Autor: Paul Stütz

Autor:

Brigitta Hasch aus Oberösterreich | KirchenZeitung

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