Leben mit Asperger-Syndrom und der Beziehung zu Jesus
„Jesus und der LASK“

Werner Hinterberger freut sich, wenn nach den Corona-Einschränkungen ab Herbst in der Martinskirche am Römerberg wieder regelmäßig Gottesdienste stattfinden und er als Mesner Dienst tun kann. | Foto: kiz/jw
  • Werner Hinterberger freut sich, wenn nach den Corona-Einschränkungen ab Herbst in der Martinskirche am Römerberg wieder regelmäßig Gottesdienste stattfinden und er als Mesner Dienst tun kann.
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Werner Hinterberger (40) hat eine eigene Wohnung und einen Arbeitsplatz, engagiert sich als Mesner und ist leidenschaftlicher LASK-Fan. Er hat auch das Asperger-Syndrom, eine Form des Autismus.

Werner Hinterberger holt den Schlüsselbund aus der Tasche und sperrt die Martinskirche am Römerberg unweit des Linzer Schlosses auf. An dem heißen Tag ist die kühle Kirche ein guter Ort zum Gespräch. Darüber hinaus fühlt er sich dort sehr wohl. Er ist Mesner und für das Mesnerteam der Kirche verantwortlich. „Mit der Obsorge für eine der ältesten Kirchen Österreichs betraut zu sein – da bekommt man schon Ehrfurcht“, sagt er.

Hilfreiche Diagnose
Seine Mutter Ingrid Hinterberger erläutert, dass die Unterstützung für ihren Sohn durch ein Team von Mesnern wichtig ist. Denn es ist für Werner schwierig, den Überblick zu bewahren, wenn mehrere Leute auf einmal etwas von ihm wollen. „Da dröhnt einfach alles nur auf mich ein“, erklärt er. Er kann die Stimmen dann nicht mehr einzelnen Personen zuordnen. Das ist ein Charakteristikum des Asperger-Syndroms. Die Wahrnehmung und die Verarbeitung von Reizen stellt für ihn eine Herausforderung dar. Konkret zeigt sich das darin, dass er Wichtiges von Unwichtigem kaum unterscheiden kann. „Eine Inhaltsangabe war für Werner in der Schule eine schier unüberwindliche Hürde“, erinnert sich die Mutter. Sie war froh, als ihr Sohn die Diagnose Asperger-Syndrom erhalten ist. Erst mit dreißig Jahren wurde bei ihm diese Form des Autismus diagnostiziert. Bis dahin war er einfach „anders“. Mit diesem Wissen ist nun vieles leichter geworden.

Arbeit gibt Erfüllung
Im Autismus-Kompetenzzentrum der Barmherzigen Brüder in Linz hat er gezielte Hilfe bekommen. Werner Holmes-Ulrich kennt und begleitet als Mitarbeiter von „WORK_aut“, einer Einrichtung des Autismus-Zentrums, Werner Hinterberger nun schon seit knapp zehn Jahren. Besonders bei der Suche nach der richtigen Arbeitsstelle ging er zur Hand. Hinterberger ist jetzt in der Diözesanfinanzkammer tätig. Er archiviert Akten in der Immobilienstiftung. „Ich habe großen Respekt vor den Akten. Arbeit ist für mich Erfüllung. Sie macht mir Freude“, erzählt er. Durch Corona ist manches an den geregelten Abläufen durcheinandergeraten. Das belastet ihn.

Glaube als Heimat
Immer wieder einmal hilft er auch im Diözesanarchiv aus: „Wenn man dann Akten aus der eigenen Pfarre in der Hand hat, bekommt man ein Heimatgefühl.“ Er ist sehr an Kirchengeschichte, überhaupt am Glauben, interessiert. Darum hat er auch vor zwei Jahren mit dem Theologischen Fernkurs begonnen. Er betont: „Religion, Kirche und Glaube geben mir Halt und Heimat.“

Durch und durch LASK-Fan
Bei einem Jugendcursillo um die Jahrtausendwende hat er Feuer gefangen. Die Verbundenheit mit Christus trägt ihn seither. Er lebt in dem Bewusstsein, dass Christus an seiner Seite steht und er auf seine Zusage vertrauen darf, die er gespürt hat und die so lautet: „Werner, ich habe einen Weg für dich.“ Die Wege des Werner Hinterberger führen auch regelmäßig ins Stadion zum LASK. Er ist bei jedem Match dabei. Die Begeisterung für den Verein hält er für ein Gottesgeschenk. „Sie hat mir in der Jugend geholfen, meine Grenzen zu überwinden.“ Wer wollte ihm nicht zustimmen, wenn er meint: „Die letzten Jahre waren für einen LASK-Fan schon sehr schön.“ Seine Wohnung sei voll von LASK-Wimpeln, erzählt Holmes-Ulrich, doch Werner Hinterberger korrigiert auf der Stelle: „Halb LASK, halb Religion.“ Und er versteht sich auch als Asperger-Botschafter: „Ich will anderen Aspergern helfen, das anzunehmen.“ „Der Werner hat seinen Platz gefunden. Er ist als Mensch angekommen“, freut sich Werner Holmes-Ulrich über und mit seinem Namenskollegen Werner.

Infos über die Schulungs-/Trainingsgruppe von „WORK_aut Autismus + Arbeit + Bildung“ unter der E-Mail: WORK_aut@bblinz.at oder Tel. 0732 789 72 49 55

Autor:

KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung

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