Brustkrebs-Früherkennung und -Therapie
Den Tumor schmelzen lassen

Foto: Phovoir

Im Brustkrebsmonat Oktober wird auf Früherkennung und Vorsorge als wichtigste Mittel gegen Brustkrebs aufmerksam gemacht. Was jede Frau tun kann und welche neuen Therapien es gibt, weiß Christian Singer, Leiter des Zentrums für Familiären Brust- und Eierstockkrebs im AKH Wien.

Schätzungen zufolge erkranken zwölf Prozent aller Frauen in Österreich im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs, das ist jede achte Frau. „Mit zunehmendem Alter wird die Erkrankung wahrscheinlicher“, sagt Christian Singer, Leiter des Zentrums für familiären Brust- und Eierstockkrebs am AKH Wien.

„Allerdings beobachten wir, dass es auch immer mehr jüngere Frauen trifft, Frauen in ihren Dreißigern oder Vierzigern.“ Diese Verlagerung habe viel mit dem Lebensstil zu tun: „Frauen werden immer später schwanger, bekommen weniger Kinder und stillen seltener.“

Zu den Risikofaktoren – generell für Krebs – gehöre aber auch mangelnde Bewegung und Sport, Übergewicht sowie Alkoholkonsum. „Ein paar Risikofaktoren gibt einem die genetische Disposition mit (erbliche Veranlagung, Anm.), die kann man nicht ändern. Aber eine Reihe von Veränderungen sind durch die Zunahme des ungesunden Lebensstils entstanden.“

Vorbeugend wirkt moderate Bewegung, sagt der Experte: „Drei Mal pro Woche zwanzig Minuten Sport sind ideal, es sollte aber ein bisschen mehr sein als nur schnell gehen. Ich empfehle schwimmen, leichte Lauftätigkeit oder Nordic Walking.“

Eine ausgewogene gesunde Ernährung senke das Risiko ebenfalls. Singer betont allerdings, dass es keine spezielle „Anti-Krebs-Diät“ gibt. Eine weltweite Studie habe ergeben, dass schlanke, normalgewichtige Frauen seltener an Brustkrebs erkranken. Die Devise laute daher: „Abnehmen, Sport treiben und keinen Alkohol trinken.“

Eigenes Risiko einschätzen

Bei der Früherkennung gehe es nicht darum, den Krebs zu verhindern, sondern ihn so früh zu entdecken, dass die Heilungchancen möglichst groß sind.

„Frauen ab dem 45. Lebensjahr werden per Brief zu einer Mammografie eingeladen. Das ist nachweislich die einzig wirksame Methode zur Früherkennung“, sagt Christian Singer. Auch eine Ultraschalluntersuchung sei sinnvoll.

Frauen ab 30 empfiehlt der Universitätsprofessor, mit der Gynäkologin zu sprechen und eine Risikoeinschätzung zu machen: „Da wird dann etwa untersucht, ob es jemanden in der Familie gibt, der Krebs hatte oder welche Krebsarten häufiger aufgetreten sind. Wenn sich zeigt, dass vermehrt Familienmitglieder erkrankt sind, kann man eine genetische Häufung austesten und nach Brustkrebsgenen suchen.“ Das führe zu einer intensiveren Früherkennung. 

Besseres Verständnis

In den letzten Jahren hat sich in der Krebsforschung viel getan, sagt Singer: „Wir verstehen den Krebs immer besser und kennen seine Achillesferse. Durch die beeindruckende wissenschaftliche Entwicklung haben sich neue, tolle Therapien aufgetan.“

Im frühen Stadium, wenn der Krebs nur auf die Brust beschränkt ist, wird dieser traditionell mit einer Operation, der darauffolgenden Bestrahlung und einer antihormonellen Therapie bekämpft. „Es gibt aber zunehmend die Tendenz, neue Antikörper- und Immuntherapien bei bestimmten Krebsarten einzusetzen. Diese lassen den Tumor schmelzen, und im Idealfall bleibt dann keine Tumorzelle mehr übrig.“ Singer ergänzt, dass im Falle einer Operation die Brust auch wieder aufgebaut werden kann.

Zielgerichtete Therapien

Bei Krebs im fortgeschrittenen Stadium sei oft keine Heilung mehr möglich: „Da muss man der Patientin ehrlich sagen, dass ihr Lebenshorizont begrenzt ist. Hoffnung machen allerdings die neuen schonenden und zielgerichteten Therapien, die die Lebenserwartung verlängern können.“

Er als Mediziner würde ohnehin viel lieber schonende Medikamente geben, als eine Chemotherapie zu verordnen, doch manchmal bleibe keine Wahl. „Die Nebenwirkungen sind natürlich schrecklich, denn die Chemotherapie tötet alle schnellwachsenden Zellen ab wie die Haarzellen oder weiße Blutkörperchen. Aber auch der Krebs ist schrecklich. Hier muss jede Person für sich abwägen, ob sie dies in Kauf nehmen möchte oder nicht. Da geht es um die Lebensqualität.“ 

Zur Sache

Jährlich sterben etwa 1600 Frauen an Brustkrebs. Je früher er erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen.

Mammografie. Bei einer Mammografie (mamma = lat. Brust) wird die Brust geröntgt. Jede Brust wird zwischen zwei Kunststoffplatten zusammengedrückt und aus unterschiedlichen Positionen werden Bilder erstellt. Die Untersuchung dauert einige Minuten. So können schon sehr kleine, noch nicht ertastbare Tumore entdeckt werden.

Früherkennungsprogramm. Seit 2014 wird in Österreich ein Früherkennungsprogramm angeboten, im Zuge dessen Frauen regelmäßig ein Mammografie-Screeening in Anspruch nehmen können. Es ist vor allem für Frauen ohne Anzeichen einer Brustkrebserkrankung gedacht. Frauen ab 40 können teilnehmen, Frauen zwischen 45 und 69 werden alle zwei Jahre mit einem Erinnerungsbrief zur Mammografie eingeladen. Diese ist freiwillig und für alle in Österreich sozialversicherten Frauen kostenfrei.

Selbstuntersuchung. Fachleute empfehlen, dass jede Frau einmal im Monat ihre Brüste bewusst auf Auffälligkeiten untersucht. Der beste Zeitpunkt dafür sei kurz vor oder nach der Regelblutung. Auffälligkeiten können sein: Knoten, Veränderungen an der Haut oder den Brustwarzen, Schmerzen oder ungewöhnliche Spannungsgefühle. Tritt etwas Derartiges auf, sollte sofort ein Arzt/eine Ärztin aufgesucht werden.  

Mehr Informationen: www.gesundheit.gv.at

Autor:

KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung

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