Kirchenheizung in Zeiten der Energiekrise
Kuscheln in der kalten Kirche?

Foto: adobe/atlas

Wer im Winter in die Kirche geht, muss sich in Deutschland wohl einen warmen Mantel anziehen. In vielen Gotteshäusern soll weniger bis gar nicht geheizt werden. In der Diözese Linz sind solch drastische Schritte derzeit nicht geplant. Die Energiekrise hat  jedoch dazu geführt, dass in den Pfarren vermehrt Heizsysteme umgerüstet werden.

Der Temperatursturz Mitte September hat die Heizsaison abrupt eingeläutet. Um in den nächsten Monaten mögliche Engpässe vor allem beim Erdgas abzuwenden, setzt Österreichs Regierung nicht zuletzt auf Energiespar-Appelle. Öffentliche Gebäude sollen demnach nur bis 19 Grad Celsius erwärmt werden. Anders ist die Lage in Deutschland, wo die 19-Grad-Raumtemperatur in Ämtern ab Oktober keine Empfehlung, sondern Pflicht ist. Auch Teile der katholischen Kirche in Deutschland wollen sich diesem strikten Kurs anschließen. 

„1000 Jahre lang nicht geheizt“

Von 19 Grad können die Gläubigen in den Kirchenbänken dabei nur träumen. Im Erzbistum Freiburg soll die Raumtemperatur in einer Kirche nicht über 10 Grad Celsius liegen. Ähnlich das Erzbistum Köln: Dort verkündete man, dass sämtliche Kirchen im kommenden Winter kalt bleiben sollen. Gemeinden, die diesem Wunsch nicht nachkommen, schauen beim Heizkostenzuschuss des Bistums durch die Finger. „Kirchen wurden 1000 Jahre lang nicht beheizt und es war kein Problem“, stellt der Umweltbeauftragte des Erzbistums Köln in der WirtschaftsWoche nüchtern fest. 

Solch drastische Maßnahmen sind in Österreich und in der Diözese Linz (noch) nicht angedacht, wie die KirchenZeitung in mehreren Hintergrundgesprächen erfuhr. Viele Pfarren in Oberösterreich haben jedoch schon aufgrund des Klimaschutzes allgemeine Energiesparempfehlungen der Diözese umgesetzt. Diese betreffen nicht nur die Kirchen, sondern sämtliche Pfarrgebäude.

In Peterskirchen im Innviertel werden diese Tipps etwa seit vielen Jahren beherzigt. „Wir haben die Sitzheizung bei den Kirchenbänken in fünf Heizbereiche aufgegliedert, die nur bei Bedarf eingeschaltet werden“, erklärt Johannes Weilhartner, Pfarrgemeinderat in Peterskirchen. Gut möglich, dass heuer nach Jahren der pandemiebedingten Abstandsregelungen wieder kuscheliges Zusammenrücken der Kirchgänger/innen angesagt ist.

Weg von der Ölheizung

Auch im Peterskirchner Pfarrhof sichern moderne Steuergeräte hohe Energieeffizienz. In der Innviertler Pfarrgemeinde war die Energiekrise ein triftiger Grund, um den Austausch der alten Ölheizung zu beschleunigen. Nur sechs Monate dauerte es vom Entschluss des Pfarrgemeinderats im März, das Heizsystem zu wechseln, bis zur Inbetriebnahme der neuen Pelletsheizung im September. „Wir haben uns dazu gleich im Frühjahr vor der großen Preissteigerung mit Pellets eingedeckt. Dadurch konnten wir ordentlich sparen“, verrät Weilhartner und fügt hinzu: „Als nächsten Schritt rüsten wir den Pfarrhof mit einer Photovoltaikanlage auf.“ 

Peterskirchen ist dabei kein Einzelfall, wie Johannes Lettner, kaufmännischer Leiter der Abteilung Kirchliches Bauen in der Diözese Linz erklärt: „Durch die Energiekrise haben sich nochmals deutlich mehr Pfarren dazu entschieden, ihr Heizsystem umzustellen.“

Aktuell laufen etwa 30 Projekte in Oberösterreichs Pfarren in diesem Bereich. Die Diözese fördert dabei bis zu 25 Prozent der Projektkosten, ein Förderanteil genauso hoch wie jener von Bund beziehungsweise Land.  Die meisten Umrüstungen betreffen alte Ölkessel, die durch Pellets- und Hackschnitzelheizungen ersetzt werden. Wärmepumpen bleiben derzeit noch eine kleine Nische in den Pfarren, dies vor allem aber aus gebäudetechnischen Gründen.

Grenzen des Energiesparpotenzials

Bereits vor knapp zehn Jahren hat die Pfarre Ansfelden ihren Pfarrhof saniert. Seitdem sorgt eine Pelletsheizung für Wärme im großen Vierkanthof. Einen Gutteil des benötigten Warmwassers erzeugen Solarpaneele auf dem Dach. Nicht erst seit heuer setzt die Pfarre auf ein Heizungssystem, mit dem jeder Raum individuell gesteuert wird. „Uns war der Energieverbrauch auch vor der Krise nicht egal“, sagt Pfarrassistentin Sonja Höhenberger.

Sie macht aber auch klar, dass das Energiesparen manchmal an seine Grenzen stößt. „In der Ansfeldner Kirche ist es bei uns im Winter sowieso schon recht kühl. Das Einsparpotenzial ist hier sicher ziemlich ausgereizt. Und bei der Krabbelstube, die sich im Pfarrhof befindet, können wir die Heizung auch nicht absenken. Die Kinder spielen auf dem Boden, der deswegen schön warn sein muss“. «

Autor:

KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung

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