Gedanken zum Evangelium: 6. Sonntag im Jahreskreis
Wer kann da noch bestehen

Foto: iStock/audioundwerbung

Matthäus 5, 17-37

Es war niederschmetternd, denn das viele Geld für die Reparatur und die Ersatzteile hatte ich nicht, aber das Auto brauchte ich dringend für die Arbeit. Ich hatte keine Wahl. Wenn ich auf der Straße fahren wollte, musste ich entweder die Reparatur bezahlen oder ein neues Auto kaufen. Das heutige Evangelium ist so eine Sicherheitsüberprüfung. Wenn du das Gefährt, mit dem du durch das Leben fährst, nicht in Ordnung bringst, gefährdest du dich und andere Mitmenschen, und bei einer Kontrolle riskierst du eine Strafe.

Jesus scheint da keine Kompromisse einzugehen, nicht einmal ein „vielleicht“ oder ein „schauen wir einmal“. Man hat das Gefühl, dass selbst kleine Vorschriften höchste Standards haben müssen. Kann ich da als Christ in dem, was Jesus im Evangelium fordert, noch bestehen? Es gibt Situationen im Leben, die man nur schwer in den Griff bekommt, wie gescheiterte Beziehungen, einen Todesfall in der Familie, Arbeits­losigkeit, Abbrechen des Studiums, ausgegrenzt zu sein und nicht gebraucht zu werden. Ich denke, Jesus möchte uns in diesem Teil der Bergpredigt absichtlich überfordern. Er hängt uns die Latte sehr hoch, können wir das jemals schaffen? Selbst die Schriftgelehrten und Gesetzes­treuen haben dabei die größten Schwierigkeiten. Jesus will uns damit eines sagen: Ihr sitzt alle im selben Boot.

In den Evangelien lesen wir, dass Jesus selbst an so manchem Gesetz gerüttelt hat. Er hat es getan, weil er uns kennt, und er weiß, dass keiner von uns schlechter oder besser ist. Darum fordert uns Jesus auf, im Leben weiterzugehen, es zu versuchen besser zumachen und nicht immer auf das Vergangene zurückzuschauen. Er möchte, dass wir die Gesetze in ihrer Bedeutung verstehen und es in dieser Weise tun, wie er es uns gelehrt hat. Nicht das Stehenbleiben verändert das Leben, sondern das Weitergehen. Es geht Jesus hier um eine unverfälschte Verkündigung, eine Verkündigung, die mit dem Herzen geschieht und nicht durch reine Paragraphen.

Weil Jesus uns liebt, gibt er uns die Zuversicht: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Matthäus 28,20).

Autor:

Günter Mayer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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