Zum Welttierschutztag am 4. Oktober
Wie viel Fülle ist vorhanden

BLÜTENPRACHT Im kleinen Garten der Nuntiatur in Wien blühten noch im September die Rosen – Erzbischof López wählte dieses Fotomotiv. Er mag diesen Platz ganz besonders. | Foto: Markus A. Langer
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  • BLÜTENPRACHT Im kleinen Garten der Nuntiatur in Wien blühten noch im September die Rosen – Erzbischof López wählte dieses Fotomotiv. Er mag diesen Platz ganz besonders.
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Erzbischof Pedro López Quintana lebt seit 2019 in Wien. Der Apostolische Nuntius in Österreich macht sich viele Gedanken zu Umweltfragen. Anlässlich des Welttierschutztages nahm er sich Zeit für ein langes Gespräch über die Schöpfung und die Tierwelt, die Nuntius López besonders liebt. Er zeigte bei der Begegnung in der Nuntiatur im vierten Wiener Bezirk auch den hübschen kleinen Garten des Hauses mit seinen wunderschönen Rosen.

Erzbischof López ist ein international denkender Mensch. Als erfahrener Vatikan-Diplomat hat er viele Kulturen kennengelernt. Im Interview zeigt er sich als Kenner des päpstlichen Lehrschreibens „Laudato si – über die Sorge für das gemeinsame Haus“ und als sensibler Beobachter der Schöpfung. Und er ist dabei optimistisch, wenn er sagt: „Die Natur zeigt uns, dass es eine Balance gibt. Sie zeigt uns, wie es geht. Wir haben für jedes Problem eine Lösung.“

Exzellenz López, die Schöpfung ist eine Art DNA unseres Glaubens. Papst Franziskus hat besonderes Augenmerk darauf gelegt mit der Enzyklika „Laudato si“. Welchen Auftrag gibt uns der Papst?

Die Enzyklika „Laudato si“ ist ein dringender Aufruf von Papst Franziskus, sich der ernsten Lage unserer verwundeten und verletzlichen Welt bewusst zu werden und noch rechtzeitig zu handeln, in der Sorge um die Schöpfung, die Gott uns anvertraut hat.

Sie ist definitiv auch ein Meilenstein in der Soziallehre der Kirche. In der Enzyklika bekräftigt der Papst, dass die heutigen ökologischen Herausforderungen sehr mit den komplexen Problemen von Armut und Entwicklung auf globaler Ebene verflochten sind. Die Verpflichtung zur Pflege des Bodens sollte nicht vor dem Engagement für die Armen stehen und umgekehrt, da es sich um eine einzige und komplexe gesellschaftliche Umweltkrise handelt. Um dieser angemessen zu begegnen, ist ein umfassender Ansatz zur Armutsbekämpfung, zur Wiederherstellung der Würde der sozial Ausgegrenzten und gleichzeitig zur Sorge für die Natur nötig.

„Wir sind nicht die Besitzer, sondern die Bewahrer der Erde und der Schöpfung.“

In der Enzyklika kritisiert der Heilige Vater die „Wegwerfkultur“ aufs schärfste und die Tatsache, dass die Erde immer mehr zu einer riesigen Müllhalde wird. Das fördert eine Kultur der ungezügelten Konsums und der Verschwendung – ohne Rücksicht auf die schädlichen Auswirkungen auf unseren Planeten, unser gemeinsames Haus.

Gleichzeitig macht er auf die moralisch skandalöse Tatsache aufmerksam, dass auch Menschen – Arme und Ausgegrenzte – wie Wegwerfartikel behandelt werden, weil sie als Menschen gelten, die in der Gesellschaft „übergeblieben“, also vergessen, sind.

Haben wir einen Auftrag – auch von Gott?
Wir Menschen sind berufen, uns an unsere Beziehung zu Gott zu erinnern. Wir sind seine Geschöpfe und haben in Bezug auf andere Geschöpfe, also als „Mitgeschöpf“, eine Aufgabe. Daher sind wir in einer universellen Gemeinschaft zu einem Verhältnis verantwortlicher Gegenseitigkeit berufen. Der Mensch hat mit anderen Geschöpfen gemeinsam, dass er sein Leben als freies Geschenk vom Schöpfergott erhalten hat.
Der Heilige Vater sagt uns, dass uns die Erde anvertraut wurde. Wir haben uns darum zu kümmern und wir müssen der Natur zu helfen, sich weiterzuentwickeln und ihre Potenziale zu entfalten. Wir sind keine Eigentümer, sondern Bewahrer und Hüter der Erde. Wie viel Fülle ist das!

Wir sind berufen, die Erde in ihrer Gesamtheit zu kultivieren und auf sie gut achtzugeben. Im Psalm 24 steht: „Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner. Denn er hat ihn auf Meere gegründet, ihn über Strömen befestigt.“

In der Genesis werden die Tiere den Menschen anvertraut. Der heilige Franziskus ist ihr Patron. Sein Gedenktag ist der besonders beliebte und populäre Welttierschutztag am 4. Oktober. Welche Verantwortung haben im speziellen wir Christen für die Fauna?
In „Laudato si“ führt uns Papst Franziskus das Vorbild des heiligen Franz von Assisi vor Augen, der durch seine große Liebe zu Gott und der Gemeinschaft mit ihm in einer tiefen Verbundenheit mit anderen Menschen, besonders mit den Ärmsten und mit allen Lebewesen lebte. Franz von Assisi ist das vollkommene Beispiel der Fürsorge für diejenigen, die schwach sind, und für eine Ökologie, mit Freude und völlig authentisch gelebt.

„Eine Verpflichtung und kein Recht"

Für Papst Franziskus steht die Menschheit im Mittelpunkt, danach kommen die Tiere und die Umwelt, die Schöpfung. Viele Menschen lieben ihre Katzen und Hunde, vergessen aber ihre Nachbarn. Wir müssen also schon die Bedeutung der Menschen, der Kinder und unserer Nachbarn hervorheben, wenn wir künftig auf die Menschlichkeit schauen. Wie auch immer: Franziskus betrachtete Tiere als ein Geschenk der Schöpfung. Wir sollten daher Mitleid mit ihnen haben, aber dabei nicht unsere Geschwister vergessen, die leiden.

Die meisten Christen stimmen heutzutage zu, dass, obwohl wir Menschen die Herrschaft über Tiere haben, diese Rolle eine Verantwortung und kein Vorrecht ist. So haben sie die Pflicht, Tiere so gut als möglich zu behandeln, da Tiere auch leiden und leidensfähige Geschöpfe sind.

Der Heilige Vater erinnert an unsere Verantwortung für Tiere. Wir müssen zusammenarbeiten in der Fürsorge für die Tierwelt, aber ohne die Auswüchse jener Gruppen, die gegen das Aussterben bedrohter Tiere kämpfen, dabei aber dem Menschenhandel gegenüber völlig gleichgültig bleiben. Das gefährdet den Kampf und den Einsatz für die Schöpfung.In der Genesis, in der Schöpfungsgeschichte ist natürlich der verantwortliche Mensch gemeint!

Was sollten wir besser machen?
Der Heilige Vater gibt einige konkrete Empfehlungen, die uns ermutigen, unser gemeinsames „Haus“ zu beschützen und zu pflegen:
❶ Wir sollten uns wärmer anziehen und vermeiden die Heizung gleich einzuschalten.
❷ Plastik und Papier vermeiden.
❸ Den Wasserverbrauch reduzieren.
❹ Müll trennen.
❺ Nur das kochen, was wir auch wirklich aufessen können.
❻ Um andere Lebewesen sorgfältig kümmern.
❼ Öffentliche Verkehrsmittel benützen oder mittels Car Sharing ein Auto mit mehreren teilen.
❽ Bäume pflanzen.
❾ Unnötige Lichter ausschalten.
Und Gott danken – vor und nach den Mahlzeiten.

BLÜTENPRACHT Im kleinen Garten der Nuntiatur in Wien blühten noch im September die Rosen – Erzbischof López wählte dieses Fotomotiv. Er mag diesen Platz ganz besonders. | Foto: Markus A. Langer
Autor:

Sophie Lauringer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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