Jetzt neu - Heiligenbuch des Wiener Dom-Verlags
Von Powerfrauen, Päpsten und Putzwerkzeugen

Foto: Wiener Dom-Verlag/David Kassl
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In ihrem Buch „Von Bischofsstab bis Besenstiel“ porträtiert Autorin Bernadette Spitzer 367 Heilige in kurzen, unterhaltsam-informativen Geschichten. In heutiger Sprache und mit einem Augenzwinkern lädt das Buch ein, die Scheu vor den scheinbar unerreichbaren „Vollkommenen“ abzulegen und einen unverkrampften Blick auf sie zu werfen.

Es gab Schwerreiche und Bettelarme, Hochgelehrte sowie Analphabeten, Männer und Frauen, Geistliche und Laien und natürlich Brave, aber auch Widerborstige, Schöne, Hässliche, Gesunde und Kranke: Die Rede ist von den Heiligen. Die Liste an Zuordnungen und Eigenschaften ließe sich wohl unendlich weiterführen. „Rund 6.500 Heilige zählt die katholische Kirche, ganz genau weiß man es nicht“, sagt Autorin Bernadette Spitzer. Tatsache ist: Es sind wirklich viele – und sie werden auch heute noch mehr.

Ohne Sünden, brav und langweilig?

Seit Jahren befasst sich Bernadette Spitzer von der Wortredaktion von radio klassik Stephansdom intensiv mit den Heiligen – für ihre Radioreihe „Vorbilder“ und für ihre Kurzporträts von heiligen Männern und Frauen in jeder Ausgabe des SONNTAG. „Man ist der Meinung, dass Heilige ohne Sünden sein müssen, immer sehr brav und langweilig waren – das alles gilt heute ja nicht als erstrebenswert. Man hat ein falsches Bild davon“, ist die Wiener Theologin und Anglistin im Gespräch mit dem SONNTAG überzeugt. Die ausdauernde Auseinandersetzung mit dem heute fast exotischen Thema legte es nahe, Recherchen und Erkenntnisse in einem Buch zusammenzufassen. Entstanden ist so der gerade druckfrische Band „Von Bischofsstab bis Besenstiel. Mit 365 Heiligen durchs Jahr“ (Wiener Dom-Verlag).

Bernadette Spitzer ist tief eingetaucht in die oft rätselhaften, berührenden und zum Teil erschreckenden Lebenswege heiligmäßiger Persönlichkeiten. „Viele wie z. B. die Märtyrer im Elisabethanischen Zeitalter verloren auf grausame Weise ihr Leben, andere kämpften mit widrigsten Lebensumständen. Was mich an den Heiligen so beeindruckt ist, was ein Mensch aus seinem Leben machen kann – vollkommen egal, wann oder wo er geboren wurde, wie gut oder wie schlecht die Ausgangslage war. Beim Schreiben und Recherchieren versuche ich mich in jeden und jede hineinzuversetzen.“ Besonders am Herzen liegen ihr heilige „Powerfrauen“ wie Margarete Bourgeois, Charitas Brader oder Agnes von Böhmen.

„Heilig sein bedeutet nicht mit verklärtem Blick durch die Welt zu gehen, sondern konkret für Mitmenschen etwas zu tun. Heilige sind Menschen, in deren Nähe man sich gerne aufhält, weil sie diese Liebe ausstrahlen“, betont die Autorin.

Mit seinen Kurz-Porträts erhebt Bernadette Spitzers Heiligenbuch keinen Anspruch auf lexikalische Vollständigkeit, sondern versteht sich als anregender Impulsgeber durch das Jahr.

Besenstiel mit Bedeutung

Der Buchtitel „Von Bischofsstab bis Besenstiel“ ist eine Anlehnung an ein Zitat von Papst Johannes XXIII.: „Man kann mit einem Hirtenstab in der Hand heilig werden, genauso aber auch mit einem Besen.“ Wobei der „Besen“ für Autorin Bernadette Spitzer eine zusätzliche Bedeutung hat: Ihre Namenspatronin Bernadette Soubirous, der in Lourdes die „Unbefleckte Empfängnis“ erschienen war, soll später einer Mitschwester im Kloster gesagt haben: „Die Muttergottes hat mich benützt wie einen Besen, als sie mich gebraucht hat und dann hat sie mich in eine Ecke gestellt und da ist jetzt mein Platz.“ Bernadette Spitzer: „Sie hat sich selbst als Besen bezeichnet, aber sie hat das gar nicht böse gemeint. Die hl. Bernadette ist die erste Heilige, von der es Andachtsfotos gab. Sie hätte mit diesen Bildchen Geld für ihre bitterarme Familie verdienen können, aber sie hat das abgelehnt.“

In ihrem Buch „Von Bischofsstab bis Besenstiel“ schaut Bernadette Spitzer mit frischem Blick auf insgesamt 367 Heilige und bläst so Staub von manch antiquiertem Andachtsbild. „Das Buch ist ein Versuch, das falsche Bild, das viele von Heiligen haben, zu korrigieren“, betont sie. Der Trend, erst vor wenigen Jahren verstorbene Menschen – wie Mutter Teresa oder Johannes Paul II. – selig und heilig zu sprechen, helfe mit, die Heiligen wieder näher zu bringen. „Das sind Menschen, die man noch gekannt hat und von denen es Fotos gibt.“ Das Buch lädt ein, die Scheu vor den scheinbar „unerreichbaren“ Heiligen abzulegen und einen auch heute gewinnbringenden Blick auf ihr Leben zu werfen.

Autor:

Agathe Lauber-Gansterer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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