Glaube und Humor - geht das?
Hört bei Gott der Spaß auf?

Andreas G. Weiß ist katholischer Theologe und Philosoph und Stellvertretender Direktor des Katholischen
Bildungswerks Salzburg. | Foto: Lorenz Masser
  • Andreas G. Weiß ist katholischer Theologe und Philosoph und Stellvertretender Direktor des Katholischen
    Bildungswerks Salzburg.
  • Foto: Lorenz Masser
  • hochgeladen von Der SONNTAG Redaktion

Der Glaube ist für religiöse Menschen ein wichtiger und ernster Bestandteil ihres Lebens. Das bedeutet aber nicht, dass sie Humor in Zusammenhang mit ihrer Religion ausschließen. Wo hört der Spaß auf?

Es ist nicht bekannt, ob der biblische Jesus jemals gelacht hat. Im Neuen Testament findet sich nichts darüber, denn die Bibel ist ein Buch, das die Geschichte Gottes mit den Menschen erzählt. Jesus zeigt aber immer wieder Gefühle wie Trauer und Freude. Der Salzburger katholische Theologe und Erwachsenenbildner Andreas G. Weiß ist in seinem Buch „Ausgelacht!?“ der Frage nach Humor in der Religion auf den Grund gegangen.

Der SONNTAG: Was ist in Zusammenhang von Religion und Humor erlaubt, wo gibt es Grenzen?
Andreas G. Weiß: Wo der Humor und der Spaß aufhören, das sind oftmals die heiligsten Bereiche, die intimsten Bereiche, jene Lebensmomente, die man am höchsten schätzt oder natürlich auch Glaubensmomente, also Religionen, die sich mit dem Heiligen beschäftigen, mit dem Höchsten, wenn man so will, mit der höchsten Emotion religiöser sakraler Gefühle. So hat auch jede Religion einen bestimmten Umgang mit dem Humor der Menschen gefunden. Humor bedeutet nämlich, auch immer etwas zu hinterfragen, etwas neu zu deuten, etwas umzudeuten.

Wo gibt es dann Platz für Humor?
Unser menschliches Gehirn verarbeitet diese alternativen Wirklichkeiten, die wir uns erzählen, oder in Bildern vor Augen führen, mit Ausschüttung von Hormonen, mit Botenstoffen. Das Gehirn arbeitet diese ab und das Lachen hilft uns dabei, diesen Zustand der Wirklichkeit alltäglichen Welt geworden ist, immer auch Produkt eines Interpretationsprozesses ist. Das Kreuz im Altertum, in der römischen, jüdischen Antike war schlichtweg ein Folterinstrument. Das Buchcover fordert uns aber auf zu fragen: Was machen wir mit den Kreuzen in unserem Alltag?

Sind Lachen, Humor und Religion ein Widerspruch?
Nein, das Lachen gehört zum Leben dazu, wie es im Alten Testament auch schon heißt. Es gibt eine Zeit zum Lachen, eine Zeit zum Weinen, eine Zeit zum Trauern. Das Lachen gehört zum Leben dazu.

Das Leben von Jesus hat mit Schmerzen, Leiden und Tod zu tun. Verbietet es sich daher, über ihn etwas zum Lachen zu sagen?
Wenn wir uns heute als Christinnen und Christen auf Jesus beziehen, dann ist es tatsächlich so, dass wir oftmals seine Schmerzen, das Leiden, den Tod in den Vordergrund rücken. Das ist natürlich nicht falsch. Aber wir dürfen auch nicht vergessen, dass dieser Jesus von Nazaret ein wirklicher, ein wahrer Mensch war.

Aber im Neuen Testament findet sich nichts über ein Lachen von Jesus?
Das stimmt. Aber trotzdem ist der Schluss des griechischen Kirchenvaters Johannes Chrysostomos, dass Jesus nie gelacht hat, nicht zwingend. Ich glaube, dass er falsch ist. Wenn wir Jesus nicht das ganze Menschsein zuerkennen, dann laufen wir Gefahr, ihn in eine bestimmte Höhe zu heben. In der Bibel stehen auch andere Dinge nicht drinnen, von denen wir ausgehen können, dass Jesus sie gemacht hat, etwa atmen, schwitzen oder nach einem seiner Fußmärsche eine Dusche genommen, also auch diese körperlichen, grundsätzlichen Dinge werden in der Bibel nicht explizit erwähnt. Wenn wir uns aber Jesus als ganzen Menschen vorstellen wollen, dann können wir diese nicht ausklammern und sagen: Es steht davon nichts im Neuen Testament, also hat er das nicht getan.

Jesus wurde zornig, hat Trauer gespürt.

Das Leben von Jesus zeigt sich ja auch in den unterschiedlichsten Episoden des Neuen Testaments?
Wir kennen die Geschichte von der Hochzeit von Kana, wo der Wein aus ist. Jesus verwandelt Wasser in Wein. Jesus dürfte durchaus auch aus seiner jüdischen Kultur mitbekommen haben, wie man ein gutes Fest feiert. Jesus wurde auch als Fresser und Säufer beschimpft. Auch wenn man nicht davon ausgehen kann, oder muss, dass er regelmäßig über die Stränge geschlagen hat, seine Kritiker werden natürlich etwas in den Blick genommen haben, das er tatsächlich gemacht hat. Auch die Bibel spricht davon, dass Jesus Emotionen hat. Er wurde zornig, hat Trauer gespürt. Warum sollte er nicht auch Freude und das Lachen verspürt haben?

Lacht Gott aus Ihrer Sicht?
Das Lachen Gottes kommt ja in der Bibel tatsächlich des Öfteren vor, besonders im Alten Testament. Das Lachen Gottes ist ein sehr majestätisches Lachen, ein Gott, der über seine Feinde lacht. Ein Gott, der von seinen Feinden, von seinen Gegnern eigentlich nicht angetastet werden kann. Er lacht also eigentlich über jene Menschen, die nicht an ihn glauben. Dieses Lachen Gottes im Alten Testament muss vom Gottesbild her erklärt werden. Gott ist und bleibt derjenige, der über alles erhaben ist. Trotzdem finde ich es auch nicht schlecht, wenn man sich Gott als einen Lachenden vorstellt.

Andreas Weiß im Podcast auf radio klassik Stephansdom

Autor:

Stefan Hauser aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ