Die Ursprünge des Mönchtums
Von der Wüste ins Stift

Einmal im Jahr treffen sich alle Novizen gemeinsam im Büro der Ordensgemeinschaften, um Einblick in die Tätigkeiten ihrer Dachorganisation zu bekommen.
 | Foto: Medienbüro der Ordensgemeinschaften
4Bilder
  • Einmal im Jahr treffen sich alle Novizen gemeinsam im Büro der Ordensgemeinschaften, um Einblick in die Tätigkeiten ihrer Dachorganisation zu bekommen.
  • Foto: Medienbüro der Ordensgemeinschaften
  • hochgeladen von Der SONNTAG Redaktion

Ordensgemeinschaften sind sichere Stützen in von Unsicherheit geprägten Zeiten. Sie tragen Seelsorge, unterhalten Schulen und Kindergärten, betreiben Krankenhäuser und halten das kulturelles Erbe Europas auch heute lebendig.
von Magdalena Schauer-Burkart

Seit seinen Anfängen fordert das Christentum zu einer Nachfolge vom Leben Jesu Christi auf. Gleichzeitig können diesem Anspruch nicht alle Menschen entsprechen. Deshalb entwickelte und verfestige sich der Zugang, dass die prophetisch-asketische Praxis stets die Aufgabe weniger Menschen sein würde und könne. Sie ist in allen Jahrhunderten und allen Gegenden zu finden. Exemplarisch finden sich beispielsweise Hinweise auf sehr frühe christliche Asketengemeinschaften in Syrien und anderen Regionen.

Untrennbar: Mönchtum und Wüste
Viel hat die Geschichte des Mönchtums und der Orden auch mit der Wüste zu tun. Dort fand das Volk Israel seine Identität und so übt der Begriff der Wüste bis heute eine besondere Faszination im Christentum aus. Ihr gegenüber steht Jerusalem als Stadt für die monastische Berufung: „Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde“ (Gen 12,1).

Spricht man vom Volk Israel, so gibt es seit seinen Anfängen Menschen, die ihre Treue und Hingabe zu Gott in ganz besonderem Asketismus lebten, um sich abzugrenzen von jenen, die durch Ausschweifungen von sich reden machten. Diese ersten „prophetischen Gemeinschaften“ waren unabhängige Wandergruppen, sie scharten sich um einen Propheten (Samuel, Elias bis Amos), lebten meist in Armut oder von Almosen, waren öfters auch unverheiratet und wurden als Gott besonders nah angesehen.

Bewusste Abgrenzung als Angelpunkt
Grundsätzlich sei es immer darum gegangen, Gott zu suchen und einen göttlichen Anruf im Leben zu spüren, mit anderen zu teilen, und die Konsequenzen daraus zu ziehen, erklärt der Kirchenhistoriker und Theologe Joachim Schmiedl. Zentrales Motiv für Ordensgründungen sei auch die Flucht, also eine Form der bewussten Abgrenzung. Es sei es aber immer darum gegangen Gott zu suchen und einen göttlichen Anruf im Leben zu spüren, mit anderen zu teilen, und die Konsequenzen daraus zu ziehen, führt der Theologe aus.

In seiner Orientierung an Jesus wird der Mönch also zum Prototyp, ein ideales Abbild der Nachfolge Jesu Christi. Er entfernt sich von vergänglichen und irdischen Sorgen und sucht ein Leben in Gegenwart des Heiligen Geistes und seinen Gaben, der Liebe und Freude, Keuschheit, Gehorsam und Gottesfurcht.

Radikal und unwirtlich
Betrachtet man die ersten Jahrzehnte des Christentums, so finden sich viele radikale Gruppierungen. In apokryphen Apostelakten findet sich der Hinweis, dass die Taufe zu Zölibat und Wanderaskese in Armut verpflichtete. Unwirtliche und raue Wüstengegenden sah man als ideale Orte dafür an. Abraham, Jakob und Elias fanden in der Wüste ihre Entfaltung, in Jesus gipfelte sich die Wüstenerfahrung. An ihr orientierten sich die Menschen, die sich zu einer radikalen Nachfolge entschlossen.

Antonius: Wegbereiter der Wüstenaskese
Antonius der Große, ein Ägypter aus dem 3. Jahrhundert gilt als Wegbereiter der Wüstenaskese und Vater des Mönchtums. Er ging als Eremit in die Wüste und mit der Zeit folgten ihm immer mehr Menschen nach und es bildeten sich Einsiedeleien in denen die Menschen nach den Regeln des Evangeliums ein geistliches Leben, beruhend auf Askese und Zurückgezogenheit lebten. So entstanden die ersten Formen eines kontemplativen Ordenslebens, bei dem geistliche Betrachtungen und das Gebet im Zentrum standen.

Zu erwähnen ist allerdings, dass Jesus selbst kein Wort über Orden oder das Mönchtum sagte. Dennoch betonen schon die frühesten Schriftstellermönche des 4. Jahrhunderts, dass ihre Lebensform sich auf dem Alten und Neuen Testament begründeten und sahen Vorbilder in vorchristlichen Propheten. Auch der hl. Benedikt sah das Dasein des Mönchs als eine Reise, bei der das Evangelium als Führer dient.

Das Leben Jesu als Fundament
Wie entwickelte sich also die Bibel zum Fundament des Ordenslebens? Es war Jesu Leben, das zur Grundlage der christlichen Askese am Weg zum Mönchtum wurde: Er verließ sein Vaterhaus, lebte in Armut und empfahl den Menschen ihre Habe zu verkaufen und den Erlös den Armen zu spenden, stellte die Gottesliebe über jede menschliche, verwandtschaftliche Beziehung, verbrachte viel Zeit im Gebet und in Askese an abgeschiedenen Orten, wirkte öffentlich wenn nötig, blieb unverheiratet und sprach davon, dass manche Menschen um „des Himmelreichs willen“ unverheiratet bleiben (vgl. Mt 19,21).

Die Zusammenfassung dieser Lebensweise spiegelt sich schon in den Merkmalen des frühen Mönchslebens wieder: Loslösung von Gesellschaft und materiellen Gütern, Gebet als Zentrum und Zölibat aus religiösen Gründen.

Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ