SOMMERSERIE 2021 | Beten mit den Füßen Teil 10: Vorarlberg
Durch zwei Länder pilgern

Traumhafte Ausblicke auf den Bodensee, Deutschland, Österreich und die Schweiz gibt es immer wieder zu bewundern. | Foto: Fotos: Scheidegg Tourismus/Wolfgang B.
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  • Traumhafte Ausblicke auf den Bodensee, Deutschland, Österreich und die Schweiz gibt es immer wieder zu bewundern.
  • Foto: Fotos: Scheidegg Tourismus/Wolfgang B.
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Von Scheidegg im deutschen Allgäu führt ein Jakobsweg nach Bregenz. Rund 20 Kilometer abwechslungsreiche Wegstrecke, gewürzt mit einem beeindruckenden Dreiländer-Panorama hoch über dem Bodensee, erwartet die PilgerInnen.

PETRA BAUR

Scheidegg – der Ausgangspunkt der Pilgerwanderung ist im bayrischen Allgäu – ist der sonnenreichste Ort Deutschlands. Im Schnitt 2304 Sonnenstunden kann die Marktgemeinde für sich verbuchen. Sie liegt auf einem Hochplateau, sanft eingebettet in hügelige Landschaft.
Der staatlich anerkannte Kneipp- und heilklimatische Kurort überzeugt durch sein malerisches Dorfbild und ein wohltuendes Klima. Es lohnt sich, das Dorf anzusehen und auf sich wirken zu lassen. Bereichert durch diese Eindrücke, geht es dann los mit dem
Pilgern. Der Start des Jakobsweges nach
Vorarlberg ist direkt beim Pilgerzentrum in Scheidegg.

Naturwiesen und Waldwege. Die Jakobsmuschel weist zu Beginn den Weg in Richtung Hammerweiher. Sanft bergauf schlängelt sich der gut beschilderte Weg. Dabei durchquert man schöne Naturwiesen und geht auf leicht federnden Waldwegen durch einen sogenannten Plenterwald, einen sich stetig verjüngenden Hochwald. Der Wald, bestehend aus Weißtanne, Fichte und Buche, erfüllt viele Funktionen: Neben Erholung bietet er Natur- und Hochwasserschutz. Es duftet nach frischen Wildkräutern, die man ohne Mühe am Wegesrand entdeckt. Die heilsame Nutzung der vielseitigen Kräuter wird im Allgäu übrigens stark forciert. Kräuterwanderungen und -seminare werden regelmäßig in vielen Ortschaften angeboten.

Doch zurück zum Jakobsweg: Als nächstes passieren die PilgerInnen die Herz-Jesu-Kapelle Ebenschwand. Sie wurde 1921 aus Dankbarkeit erbaut: Damals sind alle jungen Männer aus der Umgebung unversehrt aus dem Ersten Weltkrieg zurückgekommen. Die pittoreske Kapelle lädt ein zum Beten und Meditieren.
Wie sehr Tradition und Moderne nebeneinanderliegen, ist kurz nach der Kapelle zu sehen: Hier erhascht der Wandernde einen Blick auf den Skywalk Allgäu. Dies ist ein 540 Meter langer Pfad mit Wackelbrücken und weiteren Attraktionen in Höhe der Baumkronen.

Heilsame Quelle. Leicht bergauf führt der Weg dann durch angenehm schattige Waldwege nach Vorarlberg. Die Landesgrenze ist schnell passiert, und auf einer Waldlichtung erwartet einen die barocke Ulrichskapelle in Möggers. Die Kapelle wurde vermutlich im Jahre 1005 erbaut, gilt als eine der ältesten Sakralbauwerke in Vorarlberg und steht unter Denkmalschutz.

Ein Verweilen in der Kapelle sollte unbedingt eingeplant werden. Die schöne, frühbarocke Holzfassadendecke, die dicken Mauern und der abgetrennte Hochaltar vermitteln eine angenehme, wohltuende Ruhe. Im Zentrum des Hochaltars ist der heilige Ulrich, der Patron der Reisenden, dargestellt. Flankiert wird er von Statuen der heiligen Ottilia, der Patronin der Augenkranken, und der heiligen Barbara, der Nothelferin gegen Gewitter und Feuergefahr.

An der Decke des Presbyteriums weist eine schematische Darstellung der göttlichen Dreifaltigkeit auf Gott hin. Zahlreiche Rötel-Pilgerinschriften im Kapelleninneren bezeugen die jahrhundertealte Anziehungskraft dieses besonderen Ortes. Seit Jahrhunderten pilgern viele Menschen zu der barocken Kapelle und erfrischen sich an dem Quellwasser, das direkt unter dem Altar entspringt und seit über 1000 Jahren aus dem Brunnen vor der Kapelle fließt. Dem Wasser wird eine heilsame Wirkung bei Augenleiden nachgesagt.

Abwechslungsreicher Weg. Von der Ulrichskapelle führt dann ein schattiger Waldweg in den nahegelegenenDorfkern von Möggers, einem Erholungsort mit 550 Einwohnern. Hier hat man einen beeindruckenden Dreiländer-Blick über Oberschwaben, das Allgäu und den Bodensee bis in die Schweizer Berge. Weiter geht es auf dem „Pfänder-Höhenweg“ über den Pfänderrücken nach Trögen. Bei dem abwechslungsreichen Weg durchquert man wieder malerische Bergwiesen, lässt charakteristische Bauernhöfe links liegen und wandert weiter auf gut ausgebauten Wanderwegen.
Der immer wieder aufblitzende Blick auf das Schwäbische Meer, wie der Bodensee liebevoll von den Deutschen genannt wird, lässt auch ermüdende Beine wieder erfrischen. Nach einem lichten Wald erreicht man über Jungholz und Moos den Pfänderparkplatz. Knappe fünf Stunden hat der Fußmarsch bis hierher gedauert.

Noch mehr Seeblicke. Der Abstieg kann mit der Pfänderbahn verkürzt werden. Doch auch der Abstieg per pedes lohnt sich. Wieder durchquert man üppige Blumenwiesen, Wälder und kann sich immer wieder an Seeblicken erfreuen.
Von Anfang bis zum Ende ist der Jakobsweg von Scheidegg nach Bregenz ein „buen camino“ (eine gute Möglichkeit), der einem mit Sicherheit noch lange in Erinnerung bleibt.

KULTUR AM WEG

St.-Gallus-Kirche in Bregenz. Von der frühen Romanik bis Barock. Der Ursprung der Kirche geht in das 5. Jahrhundert zurück. Besonders sehenswert: der Silberaltar. Er gilt als eines der bedeutendsten barocken Kunstwerke Vorarlbergs, das den Vergleich mit den besten Werken aus Augsburg, dem Zentrum der süddeutschen Silberschmiedekunst, nicht zu scheuen braucht.

Basilika in Bildstein. Hoch über dem Rheintal thronend, blickt die Basilika auf eine fast 400-jährige Wallfahrtsgeschichte zurück. Die barocke Kirche mit Doppelturmfassade wurde 2017 aufwendig renoviert und verbindet zeitgenössische Architektur mit Spiritualität.

Kunsthaus in Bregenz. Das vom bekannten Schweizer Architekten Peter Zumthor geplante Haus zeigt in wechselnden Ausstellungen internationale zeitgenössische Kunst. Das Kunsthaus Bregenz gehört zu den architektonisch und programmatisch herausragenden Ausstellungshäusern für zeitgenössische Kunst in Europa. – www.kunsthaus-bregenz.at

Münchner Jakobsweg bis nach Vorarlberg
Vor knapp 20 Jahren wurde der 290 Kilometer lange Jakobsweg von München nach Lindau von einer privaten Initiative rekonstruiert und eröffnet. Als Quelle dienten historische Reiseberichte. Der Münchner Jakobsweg führt vorbei an sehenswerten Klosteranlagen, Kirchen und idyllischen Wäldern und Wiesen. Er wird in elf Tagesetappen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden unterteilt und endet bei Lindau am Bodensee. Eigentlich. Denn der nebenan beschriebene Jakobsweg von Scheidegg nach Bregenz wird auch als Fortsetzung des Münchner Jakobsweges gesehen.

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Autor:

KirchenBlatt Redaktion aus Vorarlberg | KirchenBlatt

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