17. Februar 1922 - 24. April 1945
Ein Christ im Widerstand

2Bilder

Josef Anton King verblüffte bereits in der Volksschule seine Mitschüler und Lehrer mit seiner raschen Auffassungsgabe und überragenden Intelligenz. Besonders waren aber auch seine tiefe Religiosität und seine außergewöhnliche Menschlichkeit, die ihm später jedoch das Leben kosten sollte.

Andreas Marte

Geboren am 17. Februar 1922 als Sohn einer Bauersfamilie, bekam der junge Bub aufgrund seiner Begabung die Möglichkeit, seine Ausbildung im Knabenseminar Paulinum (Schwaz) fortzusetzen. Er war ein überdurchschnittlich guter Schüler und löste bereits in der Unterstufe Maturaaufgaben. Dass er in der Schule dennoch kein Außenseiter war, verdankte er seinem guten Charakter. Mitschüler Dr. Walter Köpp erinnerte sich im „Paulinum unterwegs“: „Es gab keinen in der Klasse, der ihn nicht gebraucht hätte, und es gab keinen, dem er nicht geholfen hätte. Sein Wesen war Gutmütigkeit und tiefe Religiosität.“ Neben seinen Talenten in den schulischen Fächern war er auch sehr musikalisch, brillierte als Chorsänger und spielte die Zither.

Sprachengenie. Nachdem 1938 die Nationalsozialisten auch die Herrschaft in Österreich an sich gerissen hatten, musste das Paulinum seine Pforten schließen und Josef Anton kehrte zurück nach Vorarlberg, wo er in Bregenz ans Gymnasium ging, und dort auch im März 1941 maturierte. Die Abschlussrede hielt King auf Latein. Italienisch und Neugriechisch hatte er nebenbei durch Radiohören gelernt. Sein Mitschüler Albert Plankel in den „Vorarlberger Nachrichten“: „Der war in den Sprachen genauso herausragend wie in Mathematik.“ Wenig überraschend wurde King, nachdem er in die Wehrmacht eingezogen worden war, als Dolmetscher eingesetzt. Da er stark kurzsichtig und auch sonst von sehr schwacher körperlicher Konstitution war, wurde er bald wieder entlassen und nach Hause geschickt, wo er auf dem landwirtschaftlichen Betrieb seines Vaters arbeitete. Zahlreiche Bauern bekamen während des Kriegs als Ersatz für ihre eingerückten Söhne und für ihre dienstverpflichteten Töchter Arbeiter/innen aus Polen, der Ukraine und aus Russland zugewiesen. Von ihnen lernte King sehr schnell Polnisch und Russisch. Und so kam es, dass er ab 1943 bei der Gestapo als Übersetzer und Zensor dienstverpflichtet wurde.

Widerstand. Die Nazis ahnten nicht, dass King sich sehr schnell mit den Ostarbeiter/innen anfreundete und ihnen half, wo er nur konnte. Nicht nur, dass er die Übersetzungen im Sinne der Vorgeladenen manipulierte, um sie bestmöglich zu schützen, er trug ihnen zudem wichtige Informationen zu und verteilte im Geheimen Flugzettel. Zum Verhängnis wurde King, dass der Zensur ein zu dicker Brief auffiel, der Flugblätter enthielt, die von King stammten. Er wurde am 6. Juni 1944 in seinem Elternhaus in Hörbranz verhaftet und zwei Wochen später in die Gestapozentrale Innsbruck, die „Schmerlinger Alm“, überstellt. „Unser aller Schicksal liegt in Gottes Hand. Ohne seinen Willen fällt uns kein Haar vom Kopf“, meinte Josef Anton King nach seiner Verhaftung. Am 8. Jänner 1945 erfolgte die Deportation in das KZ Mauthausen.

Tiefer Glaube. Nach dem grausamen Eingangsritual, das aus nacktem Strammstehen, Ganzkörperrasur, Desinfektion und Eintätowierung der Häftlingsnummer 116189 bestand, kam er für die nächsten drei Monate in den Block 9. Seinen Eltern schrieb er: „Ich bitte Euch nochmals, überlasst meine und Eure Zukunft ruhig dem Herrgott, denn Er weiß ja am besten, was für uns gut ist. (…) Um mich braucht ihr nicht in großer Sorge sein… ich weiß so gut wie ihr, dass alle Prüfungen und Leiden, die Gott über uns schickt, nur zu unserem Wohle sind, wenn wir sie nur recht auffassen.“ Am 18. April 1945 wird Josef Anton King mit „unbekanntem Bestimmungsort“ verlegt und am 24. April 1945 durch einen Genickschuss getötet, da er als „aufbauwillige Kraft oder Geheimnisträger“ eingestuft worden war. Sein Leichnam wurde verbrannt.

Denkmal. 1982 erhielt King die Verleihung des „Ehrenzeichens für die Verdienste um die Befreiung Österreichs“, 1988 wurde zu seinen Ehren ein Gedenkstein auf dem Hörbranzer Friedhof enthüllt. In seiner Schule Paulinum erinnert seit 2007 ein Denkmal an den ganz besonderen ehemaligen Schüler. Um die Stele läuft ein Spruchband: „Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne im Reiche ihres Vaters.“ «

Autor:

KirchenBlatt Redaktion aus Vorarlberg | KirchenBlatt

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ