Im Tiroler Sonntag-Gespräch teilt der leidenschaftliche Krippenbauer Bruno Scharler aus Kappl im Paznaun Ideen und Erinnerungen rund um seine Krippe.
Der Weg durch die Wüste

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Text, Bilder: Alexandra Kleinheinz

Bruno Scharler ist Mitglied und Schriftführer des Kappler Krippenvereins, der nächstes Jahr sein 25jähriges Bestehen feiert. Wenn man die Scharler-Stube betritt, wird einem ganz warm ums Herz. Bruno hat seine riesengroße Krippe aus dem Keller geholt und bläst gerade vertieft durch einen Strohhalm: „Ih muass die Wegla im Sond suacha“, lacht er dazwischen und werkelt weiter. Danach stellt er die Zypressen auf, die er aus „Moosbart“ gebastelt hat.
„Meistens beginn ih mit dem Aufbau im Advent und loss die Krippa wochsa“, meint Bruno. Nach und nach bis Weihnachten steht alles, wird aber auf Dreikönig hin wieder verändert.

Zeit und Geduld. Die Idee, eine Krippe zu bauen, hatte Bruno Scharler bei der Krippeneinweihung in Ischgl im Jahr 1993. Es fordert keine besonderen Fertigkeiten, das Krippenbauen, nur Geduld und ein wenig Zeit an den langen Herbstabenden. An die 60 bis 80 Arbeitsstunden stecken dahinter, für seine große orientalische Krippe sogar an die 100 Stunden. Diese baute er in Etappen. Zuerst den rechten Teil, und als seine Tochter Miriam die Kindergartenschule in Zams besuchte, beschlossen die beiden, die Krippe zu vergrößern. Miriam malte den Wüstenhintergrund und Papa Bruno werkelte fleißig an der Dünenlandschaft mit Brunnen und kleinen grünen Oasen für die Schafe, die sich im Rudel natürlich dort versammeln, wo Leben und Wachstum möglich ist.

Blasse Farben. Zuerst kam Bruno Scharler die Landschaft zu blass vor. Als er später mit seiner Frau Maria ins Hl. Land kam und durch die Wüste zog, sah er, dass seine Krippe mitsamt ihrem Hintergrund gelungen war: „In der Hitz' scheint die Sondlondschoft wirkli so blass und diesig. Nur am Obad, do isch leuchtend roat“, erzählt er.

Was wirklich wichtig ist im Leben. Wenn Bruno Scharler die Krippe aufstellt, kommen ihm jedes Jahr die Erinnerungen an die vielen gemeinsamen Stunden beim Krippenbauen. Es ist sehr inspirierend zu sehen, wie die anderen die Sache angehen. Gerne erinnert er sich an die gemeinsame Wüstenreise, von der er etwas ganz Besonderes für die Heimreise mit ins Gepäck nehmen konnte: Nämlich die Frage, was braucht man wirklich fürs Leben?

Stilles Betrachten. Mit wie wenig der Mensch auskommt, lehrten ihn ein paar Wüstentage. Davon berichtet Bruno Scharler und darüber, wie schön es ist zu sehen, wenn sich Kinder und jetzt schon die Enkelkinder für die Krippe begeistern. „Und wenn ich alleine davor sitze", meint Bruno Scharler, „schwebt mir vor, wie die Stadtszene wohl im heutigen Bethlehem aussehen würde?“

Autor:

TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag

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