Franz von Sales - Patron der Journalisten
Viele fühlen sich als Wissende

Der Journalismus steht vor vielfältigen Herausforderungen. | Foto: Robert Michael / dpa / picturedesk.com
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Der Gedenktag des heiligen Franz von Sales, Patron der Schriftsteller und Journalisten, ist Anlass, einen Blick auf den Journalismus und andere Formen öffentlicher Meinungsbildung zu werfen. Ein Beitrag von Robert Hatzer, Chefredakteur der Wochenzeitung „Osttiroler Bote“:

„Die Medien lügen.“ „Sie sind von den Mächtigen gekauft.“ „Sie schenken uns kein Gehör.“ „Sie sind Handlanger jener, die uns schaden wollen.“ So liest und hört man es in verschiedensten sozialen Medien, Internetforen und auf anderen Informationskanälen. Vor allem dann, wenn es um „heiße Themen“ geht, bei denen Einzelne oder Gruppen von Gleichgesinnten unterschiedliche Meinungen vertreten.
Das Internet ist vom Funktionsprinzip her ein sehr demokratisches Instrument. Es bietet die Möglichkeit der Meinungsvielfalt. Jeder kann kundtun, was ihm in den Sinn kommt. Und mit wenigen Suchbegriffen lässt sich neues oder zusätzliches Wissen erwerben. Doch ist damit zugleich ein großer Nachteil verbunden: Denn schnell fühlt man sich selbst als Experte und glaubt, überall kompetent mitreden zu können. Damit nicht genug: Selbst das Wissen der echten Experten, die sich dieses in jahrelanger Ausbildung und Tätigkeit erarbeitet haben, scheint nicht mehr zu zählen.

Selbst für jede noch so kuriose Behauptung gibt es scheinbar Beweise. Zugleich bleiben anders lautende Fakten ausgespart oder werden uminterpretiert. Einzelmeinungen wiegen mehr als gegenteilige wissenschaftliche Belege. Selbst wenn eine Information sich nachweislich als falsch herausstellt, führt das nicht zum Umdenken.
Ein gutes Beispiel dafür liefern manche religiöse Gemeinschaften mit ihren Weltuntergangsprophezeiungen. Wenn diese am konkret bezeichneten Tag nicht eintraten, war dies nicht der Beweis für eine falsche Vorhersage. Im Gegenteil: Man hielt ohne zu zweifeln daran fest und ist davon überzeugt, dass Gott im letzten Moment durch Gebete umgestimmt wurde.

Wie kann man sich angesichts einer Vielzahl an Meinungen einer Sache sicher sein? Unsere Wahrnehmung ist leider nicht objektiv. Die eigenen Bedenken, Beurteilungen, Meinungen und Emotionen bilden einen Filter, der Widersprüchliches nur schwer durchlässt. Wer es aber versteht, diese zu lenken, dem sind wir allzu leicht ausgeliefert. Diese Beeinflusser – oder modern ausgedrückt Influencer – sitzen heute vor allem im Internet. Sie laufen mehr und mehr traditionellen Medien den Rang ab – obwohl diese umfassend, seriös und ausgewogen berichten. Journalisten gehen nämlich systematisch an eine Sache heran: Von wem kommt eine Information? Ist es eine kompetente und verlässliche Quelle, also jemand, der auch tatsächlich Einblick hat? Sind auch alle zur Beurteilung der Sachlage wichtigen Informationen verfügbar? Gibt es gegenteilige Aussagen? Der Journalist ist ein Informations-Fachmann, der eine Sachlage prüft, bevor er sie wiedergibt. Für ihn gilt das Mediengesetz, und er ist zusätzlich, wie z. B. im Printbereich, aufgefordert, die Qualitätskriterien des Österreichischen Presserates einzuhalten.

Dr. Robert Hatzer (62) hat Publizistik, Kommunikationswissenschaften und Pädagogik studiert. Seit 1989 leitet er die Redaktion der Wochenzeitung „Osttiroler Bote“.

Der Journalismus steht vor vielfältigen Herausforderungen. | Foto: Robert Michael / dpa / picturedesk.com
Franz von Sales (1567-1622), Kirchenlehrer, war Bischof von Genf und ein bedeutender Publizist. Er ist Patron der Journalisten.
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Autor:

TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag

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