7. Sonntag der Osterzeit | 16. Mai 2021
Meditation

Foto: Neuhold

Zutrauen und Misstrauen.

Dieser Unmut und dieses Misstrauen machen mich fertig …
Klar, die gegenwärtige Situation ist und bleibt anstrengend, das Leben ist anstrengend, glauben, hoffen und lieben ist anstrengend …
Wir sind vielleicht zu sehr an unser schön geplantes, bekanntes, überschaubares und altes Leben gewöhnt. Ich bin vielleicht auch zu sehr an mein geplantes, bekanntes, überschaubares und altes Leben gewöhnt.
Wir machten uns die Illusion, dass das Leben berechenbar ist. Eigentlich mochte ich die Illusion vom Berechenbaren. Jetzt geht gerade das nicht. Ziemlich oft im Leben geht das nicht.
Wir möchten das nur nicht sehen. Ich möchte es oft nicht sehen …
Aber es ist, wie es ist!
Klar, es ist schwer, etwas in dieser Zeit zu planen. Viel Liebgewonnenes geht nicht mehr so einfach. Das sehe ich alles ein, aber dieser Unmut und dieses Misstrauen machen mich fertig …
Nicht zu vertrauen, dass sich die VerantwortungsträgerInnen an den verschiedensten Stellen bei ihren Entscheidungen schon ihren Teil gedacht und alles abgewogen haben.
Eine Fußballweltmeisterschaft bringt es mit sich, dass wir (zum Beispiel) in Deutschland 80 Millionen BundestrainerInnen haben.
Eine Pandemie bringt es mit sich, dass wir 80 Millionen VirologInnen haben.
Eines tröstet mich:
Vor Jahren hat bei einer Veranstaltung eine Referentin gesagt: „Denken Sie immer daran. Egal, wo sie vornedran stehen. Egal, ob das bei einer Rede ist, einem Vortrag, einem Gottesdienst oder ob eine Entscheidung zu treffen ist: Die Leute in der zweiten Reihe wissen so oder so immer alles besser.“
Das tröstet mich, weil es stimmt.
Natürlich weiß auch ich alles besser, wenn ich in der zweiten Reihe sitze und plötzlich Bundestrainer, Virologe und vieles mehr bin.
Ich hoffe, ich darf nach Pfingsten immer noch um den Heiligen Geist beten …
… dann wünsche ich mir den Geist des Vertrauens, des Zutrauens und des Verständnisses.
Wenn mich jemand fragt, was wir als Gesellschaft für uns nach der Pandemie behalten sollten, dann wäre das vielleicht ein guter Anfang.

aus. wolfgang metz, österliche unruhe. ein geistliches tagebuch, echter verlag

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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