3. Sonntag der Osterzeit | 18. April 2021
Meditation

Foto: istock.com

Eine Blume braucht Sonne

Mein Name kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Perle“. Ich bin die Perle unter den Wiesenblumen. Was den Namen betrifft, so sind wir Margeriten mit einer ganzen Reihe von Frauen verwandt: Margarete, Margret, Grete, Grit, Marga, Margot, Rita, Marina.

Es gibt mehrere hl. Margaretas, am bekanntesten ist die Königin von Schottland (1046 bis 1093). Früher wurde ihr Fest am 10. Juni gefeiert, und die Bauern sagten: „Hat Margarit kein Sonnenschein, kommt das Heu nie trocken ein.“

Auch die hl. Margareta von Pisidien, deren Gedenktag am 20. Juli begangen wird, galt den Bauern als Losheilige („Am Margaretentag Regen bringt keinen Segen“). Diese hl. Margareta ist eine der 14 Nothelferinnen und Patronin der Bauern. An ihrem Gedenktag war einst die Getreidepacht fällig. Margareta von Pisidien lebte im 3. Jahrhundert und wurde ihres Glaubens wegen zu Tode gemartert.

Zurück auf die Wiese, wo wir Margariten (lat. Leucanthemum vulgare) daheim sind. In ganz Europa sind wir verbreitet, und zum Wachsen benötigt unsereins nicht viel. Meine deutsche Bezeichnung ist: „Wucherblume“ – es braucht, wie gesagt, nicht viel, und schon wuchern die weißen Blüten an den bis zu einem Meter hohen Stängeln. Meine strahlend gelbe Blütenscheibe ist ein Spiegelbild der Sonne, und meine ausladenden, reinweißen Blütenzungen ähneln den Sonnenstrahlen einer Kinderzeichnung. Wie jede Blume lebe auch ich entscheidend vom Licht der Sonne.

Der belgische Schriftsteller Phil Bosmans schrieb einmal: „Eine Blume braucht Sonne, um Blume zu werden. Ein Mensch braucht Liebe, um Mensch zu werden.“ – Wenn das so ist, dann verstehe ich nicht, warum viele Menschen mit ihrer Liebe viel sparsamer umgehen als die Sonne mit ihren Strahlen.
Wie ich höre, rückt man der Sonne ziemlich zu Leibe. Sie geriet nicht nur in Verruf, weil durch fortschreitenden weltweiten Schadstoffausstoß der Schutzfilter gegen ihre Strahlen beschädigt ist. Nein, man will auch ihren Tag, den Sonn-Tag, zu einem Werk-Tag machen. Der Tag, an dem für die Christen mit der Auferstehung Jesu die Sonne aufging, soll der Produktivität der Wirtschaft untergeordnet werden.
Dazu mein bescheidener Kommentar: Ohne Sonne werden wir Margeriten verkümmern. Und ohne Sonn-Tag werdet ihr Menschen verkümmern.

Aus: Martin Kranzl-Greinecker u. a., Fenster ins Leben, Kirchenzeitung der Diözese Linz 1999.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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