28. Sonntag im Jahreskreis | 11. Oktober 2020
Meditation

Foto:  Grager

Viele Orte des Dankes
Danke sagen – in allen Bereichen des Lebens, ob beruflich oder privat – gehört zumindest bei den meisten Menschen zum guten Benehmen. Danke für ein gutes Essen oder ein Geschenk zu sagen ist selbstverständlich. Es ist nachvollziehbar, dass wir uns für Dinge bedanken, die außergewöhnlich scheinen.
Was sind aber diese kleinen, alltäglichen Dinge, die für uns selbstverständlich geworden sind und für die wir gar keine spezielle Wahrnehmung mehr haben?
Es gibt wohl kaum jemanden, der sich dafür bedankt, ein Auto haben zu können, in einer sicheren Stadt zu wohnen, jeden Tag einkaufen oder Kurse besuchen zu können. Oder einen lieben Freund, eine geduldige Partnerin, den Glauben an einen allgegenwärtigen Gott oder eine optimistische Einstellung gegenüber dem Leben zu haben. Es würde sich wahrscheinlich keiner dafür bedanken, dass er die Fähigkeiten hat, Gott und Menschen zu lieben, zu hoffen und zu glauben.
Danke zu sagen bedeutet mehr als ein Handschlag, ein Billett und ein Blumenstrauß. Der Dank, ein wesentlicher Bestandteil, der den Menschen hilft, weiterzumachen und hilfsbereit zu bleiben. Vor allem in ehrenamtlichen Institutionen sollten wir das Danke-Sagen nie vergessen.
Es ist nicht selbstverständlich, dass sich ein Priester Gedanken zum Evangelium macht und diese mit seinen Mitmenschen teilt. Es ist nicht selbstverständlich, dass bei der Liturgie musiziert wird und der Organist einen dem jeweiligen Fest enstprechenden Liedplan erstellt. Es ist nicht selbstverständlich, dass Woche für Woche ein Lektor kommt, der die Lesung und die Fürbitten vorträgt. Es ist auch nicht selbstverständlich, dass ein Mesner vor und nach der Messe, während das Volk schon wieder auf dem Heimweg ist, die liturgischen Geräte her- und wegräumt.
Diese und viele andere Dienste sind für viele zur Selbstverständlichkeit geworden, sie erhalten dadurch auch keinen Dank und keine Anerkennung mehr, denn sie sind gewöhnlich und immer da.
Wir sollten uns stets vor Augen halten, dass das Erntedankfest nicht nur dem leiblichen Wohl geschuldet ist, sondern auch darauf aufmerksam machen möchte, wie wichtig es ist, danke zu sagen. Danke als Würdigung und Wertschätzung für einen Dienst.
Jeder einzelne von uns kann erkennen, dass es viele Orte des Dankes gibt. Der erste Dank gilt dem lieben Gott, der zweite bereits unseren Mitmenschen. Agnes Dontschev

Agnes Dontschev ist Studentin und ehrenamtlich in der Pfarre Graz-Mariahilf engagiert.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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