4. Sonntag im Jahreskreis | 30. Jänner 2022
Kommentar

Liebe lässt wachsen

Ohne Liebe ist alles, was wir tun, wertlos. Das ist die Quintessenz des Hohen Liedes der Liebe, dieses großartigen Textes des hl. Paulus. Die Fähigkeit zu lieben ist das vornehmste Wesensmerkmal des Menschen. Sie bringt den göttlichen Funken in uns zum Leuchten und macht uns Gott ähnlich. Zu lieben bedeutet, einen Menschen so anzunehmen, wie er ist, und ihm auch zuzugestehen, sich zu verändern und als Mensch zu wachsen. So nimmt Paulus auch für sich selbst in Anspruch, als erwachsener Mensch wahrgenommen und ernst genommen zu werden, der sein Kind-Sein hinter sich gelassen hat.

Genau das wird Jesus zum Problem, als er nach der Taufe und einer Zeit der Klärung und Reifung in der Wüste verändert in seine Heimat zurückkehrt. Er spricht nun nicht mehr als der Sohn Josefs, des Zimmermanns, sondern als Sohn Gottes. Damit haben die Menschen in Nazaret, die Jesus seit seinen Kindestagen kennen, ein Problem. Die erste Begeisterung, das Staunen über sein begnadetes Reden und sein kraftvolles Wirken, schlägt sehr schnell in Skepsis, Misstrauen und Ablehnung um.

Anscheinend hat es ihnen an Liebe gefehlt. Sie haben ein unumstößliches Bild von Jesus und sind nicht bereit, es zu revidieren und an neue Erfahrungen anzupassen. Auch wir sind oft mit Urteilen zur Stelle wie: „Kenne ich schon!“, „Ich weiß ja, wie der ist.“ Sie bewirken, dass wir gar nicht richtig hinhören und dem anderen keine Chance geben, etwas Neues einzubringen oder eine Veränderung zu bewirken. Sie sind ein Zeichen von Lieblosigkeit und verhindern, dass die ganze Gemeinschaft wachsen und voranschreiten kann.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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