1. Adventsonntag | 28. November 2021
Kommentar

Wir brauchen Reaktion statt Resignation

Bestürzt und ratlos sind viele angesichts der Wucht, mit der gerade die vierte Coronawelle über uns hereinbricht. Dass auch die Impfung nicht in der Lage war, sie abzufangen, erleben wir wie so vieles in dieser Zeit als Ohnmachtserfahrung, als ein Ausgeliefert-Sein an unkontrollierbare Kräfte. Es macht Angst und überfordert uns – als einzelne ebenso wie als ganze Gesellschaft. Das äußert sich in einer tiefen Spaltung, in gegenseitigen Verdächtigungen und Schuldzuweisungen, es führt zu einer fatalen Lethargie.

Was hilft uns aber, den Ausgang aus dieser Krise zu finden: Die amerikanische Wissenschaftstheoretikerin Donna Haraway sagt: „Das einzige, was wir machen können, ist, positive Dinge zu tun. Uns wieder und wieder gegenseitig dazu anstiften, Dinge anders zu machen.“ Sie ruft dazu auf, zu reagieren statt zu resignieren. Die Menschen müssten neue Formen entwickeln, einander und der ganzen Schöpfung zu begegnen, die von Sorgsamkeit, Kollaboration und Zusammenwirken geprägt sind statt eines Kampfes gegeneinander und
der Ausbeutung anderer.
Vielleicht meint Jesus ja Ähnliches, wenn er vom Kommen des Menschensohnes spricht. Das hieße, dass die gegenwärtigen Krisenerscheinungen uns helfen können, das wahre Menschsein zum Vorschein zu bringen. Dazu ist es wichtig, nicht den Kopf hängen zu lassen, sondern mit erhobenem Haupt, mit achtsamem Blick, nüchternem Geist und unbeschwertem Herzen die Welt wahrzunehmen. Dann werden wir zu Menschen, die das Antlitz der Erde neu machen.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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