Christkönigssonntag | 21. November 2021
Kommentar

Die Freiheit eines Gefangenen

In seiner Gefängniszelle, während der Tage zwischen der Verkündung des Todesurteils wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ und dessen Vollstreckung, vermerkte Franz Jägerstätter in seinen Aufzeichnungen: „Wenn ich sie auch mit gefesselten Händen schreibe, aber immer noch besser, als wenn der Wille gefesselt wäre.“ Er fühlte sich in dieser Zeit tief verbunden mit dem leidenden Jesus. Auch dieser wird Pontius Pilatus als Gefangener vorgeführt. Doch obwohl seine Hände in Fesseln sind, ist sein Geist frei, um Zeugnis für die Wahrheit zu geben. Keine Macht der Welt kann ihn davon abhalten, auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen, die einfach gesagt werden müssen, und die Dinge beim Namen zu nennen. Andere scheuen davor zurück, weil es für sie riskant und mit persönlichen Nachteilen verbunden sein könnte.
Pilatus ist mächtig, er hat viel zu verlieren, wenn er sich taktisch unklug verhält. Jesus hat nichts zu verlieren. Er ist deshalb ein wahrhaft königlicher Mensch, der in völliger Souveränität spricht und handelt. Diese innere Freiheit kann ihm niemand wegnehmen. Sein Königtum funktioniert nicht nach den Regeln der Machtspiele und Intrigen, die unsere Welt beherrschen und Menschen unfrei machen.
In Jesus leuchtet die Königswürde auf, die jedem Menschen innewohnt. Wir alle haben als Gottes geliebte Kinder eine unverlierbare Würde, die uns die Freiheit gibt, ob gelegen oder ungelegen die Wahrheit
zu bezeugen. Und zuallererst gibt sie uns die Kraft, die
Wahrheit über uns selbst zu erkennen und anzunehmen.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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