11. Sonntag im Jahreskreis | 13. Juni 2021
Kommentar

Wie etwas wächst, bleibt ein Wunder

Der Seelsorgeraum Graz-Ost, in dem ich beheimatet bin, startet diesen Sonntag mit einem Festgottesdienst in Mariatrost. Und er startet in einer Baustelle, denn die Basilika ist derzeit für Renovierungsarbeiten eingerüstet. Darin sehe ich ein Zeichen. Die Seelsorgeräume in unserer Diözese sind nichts, was wir schlüsselfertig beziehen können, wir bauen daran und wissen noch nicht so genau, wie sie aussehen werden. Und in der Kirche gibt es momentan sehr viele Baustellen und erneuerungsbedürftige Strukturen. Ihre Fassade bröckelt bedrohlich.
Was mir dabei Zuversicht gibt, ist ein anderes Bild für die Kirche – oder weiter gefasst: für das Reich Gottes –, das Jesus uns im Gleichnis vom Wachsen der Saat gibt. Demnach sollen wir uns weniger als Baumeister der Kirche begreifen, die nach einem exakten Plan vorgehen, denn als Menschen, die das Wort Gottes aussäen. Was daraus wächst, liegt nicht in unserer Hand. Der Sämann legt sich schlafen und weiß nicht, wie sich das Wachsen ereignet.
Es braucht also die Haltungen der Gelassenheit und des Vertrauens, des Staunens und des Zulassens, der Achtsamkeit und des Respekts gegenüber allem, was da ist und ins Leben drängt. Der Vorgang des Wachsens bleibt letztlich ein Geheimnis, ein Wunder. Was wächst und Früchte bringt und wie diese aussehen, das liegt nicht in unserer Hand. Es ist ein Geschenk Gottes. Wir können nur aufmerksam sein für die Pflänzchen, die Gott in dieser Welt – oft ganz klein und unscheinbar – wachsen lässt, und darauf achten, es nicht daran zu hindern.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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