7. Sonntag der Osterzeit | 16. Mai 2021
Kommentar

Gott bewahre!

Bewahren oder verändern. In dieser Gegensätzlichkeit wird oft über die Kirche diskutiert, so als ob das eine das andere ausschließen würde. Bewahren wird meistens so verstanden, dass es bleiben soll, wie es ist, dass die Gestalt der Kirche, ihre Struktur, ihre Vollzüge, ihre Haltung in verschiedenen Lebensfragen unverrückbar ist. In einer Welt, die sich immer rasanter verändert, sehnen sich manche nach einem sicheren Hort der Beständigkeit. Damit aber das Wesentliche unseres Glaubens bewahrt werden kann, braucht es die ständige Bereitschaft zur Veränderung, die Offenheit für Neues, die Begegnung mit der Welt von heute, mit ihren Fragen und Problemen.
Dass alle, die zu ihm gehören, bewahrt werden, bittet Jesus den Vater. Er bittet allerdings nicht darum, dass die Gestalt der Kirche unverändert bleibt, sondern darum, dass sie im Namen Gottes bewahrt wird. Gottes Name ist: „Ich bin da.“ Gott ist der immer Gegenwärtige, der Lebendige, der alles mit seiner Liebe und Geisteskraft durchdringt. Im Namen Gottes bewahrt bleiben wir, wenn wir uns ganz mit der Gegenwart verbinden – mit der Gegenwart Gottes und zugleich mit der Gegenwart dieser Welt.
Jesus bittet nicht, dass wir vor der Welt bewahrt werden. Er will nicht, dass wir uns von ihr absondern, sondern dass wir sie heiligen, dass wir in der Welt die heilsame Gegenwart Gottes, seine Liebe und Barmherzigkeit spürbar machen, dass wir in ihr zum Werkzeug der Heilung und Verwandlung werden. Und dazu müssen wir uns zuerst selbst von der Gegenwart Gottes heilen und verwandeln lassen. Wer in Gott bewahrt bleibt, wird selbst Veränderung.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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