3. Sonntag der Osterzeit | 18. April 2021
Kommentar

Glaube ist wie eine Achterbahnfahrt

Glauben, wie geht das? Es wird oft gesagt, dass es religiös begabte Menschen gibt und andere, die „religiös unmusikalisch“ seien. Als hätte der eine eine Veranlagung zum Glauben und der andere eben nicht. Ich bezweifle, dass es so etwas wie ein Glaubens-Gen gibt. Glaube ist auch keine Fertigkeit, die man sich aneignet und dann nicht mehr verlernt wie das Radfahren. Glaube ist gelebte Beziehung. Und wie jede Beziehung ist er Schwankungen ausgesetzt. Da gibt es Phasen der unumstößlichen Gewissheit und solche eines abgrundtiefen Zweifels. Auf Phasen euphorischer Glücksgefühle können Durststrecken und Wüstenzeiten folgen. Einmal gelingt es, Vertrauen zu fassen, ein anderes Mal ist die Angst übermächtig.

Genauso erleben es die Jünger in der Begegnung mit dem Auferstandenen. Es ist wie eine Fahrt auf der Achterbahn, bei der sie zwischen Freude und Schrecken, zwischen Vertrauen und Zweifel hin und her gerissen werden. Die Gegenwart Jesu muss auf sie gleichzeitig vertraut und unheimlich, ja geradezu gespenstisch gewirkt haben. Er ist der Gleiche wie früher und doch ganz anders.

Jesus gibt sich große Mühe, um sie aus ihrer Schockstarre zu befreien. Er unternimmt alles, damit sie das Unfassbare begreifen können. Verstehen lässt sich die Auferstehung nicht – auch für uns nicht. Aber sie kann erlebt und sinnlich erfasst werden. Da kommt es darauf an, seinen Empfindungen, seiner Wahrnehmung mehr zu trauen als dem Verstand, der es immer wieder in Zweifel zieht. Glaube ist kein Wissen, sondern Begegnung mit einem, der lebt.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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