2. Adventsonntag | 6. Dezember 2020
Kommentar

Ruhe und Unruhe im Advent
Früher einmal galt der Advent als die stillste Zeit im Jahr. So wird er jedenfalls oft bezeichnet. Inzwischen sind die Wochen vor Weihnachten im Normalfall sehr hektisch, laut und schrill geworden. Heuer aber ist plötzlich, von der Regierung verordnet, wieder Ruhe eingekehrt – zumindest bis zu diesem Sonntag. Im Blick auf das Infektionsgeschehen hoffen wir, dass es eine heilsame Ruhe ist. Und im Blick auf mein eigenes Leben? Gelingt es mir, diese Tage so zu gestalten, dass ich sie für mich selbst als heilsame Zeit erlebe und zur Ruhe finde? Oder macht sich während des Stillstands eine Unruhe und Getriebenheit bemerkbar?
Johannes der Täufer geht in die Wüste. Er sucht einen Ort auf, wo er weit weg vom Trubel Abstand gewinnt zur Geschäftigkeit und den Ablenkungen des Alltags. Er pflegt einen minimalistischen Lebensstil, reduziert auf das Allernotwendigste. Er setzt sich der Stille aus und bekommt das in den Blick, was wirklich wesentlich ist. So wird Johannes zu einem prophetischen Menschen, einem Wegbereiter des Heiles.
Viele Menschen sind ihm dorthin gefolgt. Johannes muss eine große Faszination ausgeübt haben. Die Begegnung mit ihm bewirkt eine Veränderung. Und es ist wohl auch der Kontakt mit der Wüste. Mit dem Eintauchen in die Stille und Weite macht sich auch all das bemerkbar, was mich innerlich unruhig macht, was nicht in Ordnung ist in meinem Leben. Die Wüstenerfahrung macht bereit zur Umkehr, zu einem Neubeginn. Sie schenkt Klarheit, um meinen Weg zu erkennen, und gibt Kraft, ihn geradlinig zu gehen.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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