3. Adventsonntag - Kommentar
Hoffnung im Kerker

Es gibt sie auch heute: Menschen wie Johannes den Täufer, die unangepasst sind und sich nicht opportunistisch ach dem Wind drehen, die mutig ihre Stimme erheben gegen die Willkür und das Unrecht der Mächtigen, die dafür auch Repressalien in Kauf nehmen und ins Gefängnis gehen. Sie kümmern sich nicht darum, was andere von ihnen erwarten, sondern folgen der Stimme ihres Herzens und stellen sich dem, was sie als Auftrag von Gott für ihr Leben erkannt haben. Und sie pflegen einen anderen, einfachen Lebensstil, der nicht auf Anerkennung, Status und Wohlstand abzielt, sondern ein geistvolles Leben unterstützt und den Einklang mit der Schöpfung sucht.

Das Evangelium spart nicht aus, dass es in einem solchen prophetischen Dasein auch Phasen des tiefen Zweifels gibt. Im Kerker wird Johannes unsicher, ob sich sein furchtloser Einsatz gelohnt hat, ob er sich nicht verrannt hat und seine Vision von einer gerechteren, heilvolleren Welt nicht doch eine Illusion ist. Jesus lässt ihm ausrichten, welche Früchte ihr gemeinsames Wirken bereits trägt. Da werden Menschen die Augen geöffnet, da kommt Erstarrtes in Bewegung, da werden Ausgrenzungen überwunden, und Totes wird lebendig. Das sind Nachrichten, die Hoffnung und Kraft geben.

Johannes und Jesus sind wie zwei Brüder, die gemeinsam einen neuen Weg gehen, die sich bestimmt oft gegenseitig darin bestärkt haben. Der eine hat den Boden bereitet, der andere vollendet das Werk. Es macht Mut, zu erfahren, dass das Begonnene weitergeht, auch wenn man selbst nicht mehr dazu beitragen kann.
Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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